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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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amüsiert.«
    »Sie instrumentalisieren Menschen, nicht wahr?«, fragte Vera fasziniert.
    »Selbstverständlich«, gab er zu. »Das tun wir alle. Die meisten geben es nur nicht zu. Die Instrumentalisierung ist übrigens in der Politik eine ganz hohe Kunst. Der Exbundeskanzler konnte das meisterhaft und führt noch heute das Volk systematisch hinters Licht. Wenn einer geschäftlich so gut ist wie Lothar Grimm, möchte ich ihn zum Bundesgenossen und seine sexuellen Vorlieben interessieren mich nicht im Geringsten.«
    »Was haben Sie gedacht, als die Nachricht kam, Natalie sei ermordet worden?«, fragte Vera hinterhältig.
    »Eine gute Frage«, murmelte er. »Das Erste war wohl, dass ich nicht entsetzt war, sondern sofort wusste: Das ist das Aus für das Forsthaus in Bongard. Das Zweite war wahrscheinlich, dass es mich nicht verwunderte: Wer wie die Natalie so außerordentlich früh auf den Broterwerb durch den Körper setzt, muss einfach damit rechnen, dass das schief gehen kann. Drittens dachte ich – wahrscheinlich mit einer gewissen Automatik: Da hat es einer ernst gemeint und nicht geschnallt, dass es für Natalie nur ein Geschäft war. Und dann ist er in seiner Verzweiflung hingegangen und hat sie getötet. Wenn Sie mich fragen, war es der Sven vom Hardbeck. Das arme Schwein hat unter diesem Mädchen nur gelitten. Auf keinen Fall war es Adrian Schminck. Der ist viel zu zart besaitet und kann kein Blut sehen. Außerdem wollte der nur kassieren und sich amüsieren.«
    »Was halten Sie denn von Herbert Giessen aus Bad Münstereifel?«
    »Der spielt in der gleichen Liga wie ich. Kein Zweifel, dass er sich von der Kleinen trösten ließ, aber ebenso kein Zweifel, dass es für ihn eine geradezu absurde Vorstellung wäre, nur auf die Idee zu kommen, Natalie zu töten. Wozu soll man jemanden töten, den man schon gekauft hat? Und den ich nach jedem Frühstück erneut kaufen kann? Von Herbert stammt der Satz: ›Es gibt keinen Verband aus Tausendmarkscheinen, der nicht augenblicklich wirkt. ‹«
    »Und was, bitte, ist mit diesem Andre Kleimann aus Euskirchen?«, fragte ich weiter.
    »Er ist Spezialist in Finanzierungsfragen. Wenn Sie mal zwanzig Millionen für dreißig Tage brauchen und wissen nicht, woher die kommen könnten, fragen Sie Andre und schon haben Sie den Zaster. Er ist in so einer Runde unerlässlich.«
    »Dann gibt es noch Hardbeck. Was denken Sie über den?«
    »Der ist das arme Schwein bei dem Deal. Gleich aus mehreren Gründen. Erstens hat er unwiderbringlich seinen Sohn verloren und zweitens war er immer schon jemand, der sich mit ein paar Millionen zufrieden gegeben hat und nicht unbedingt bei allen Geschäften dabei sein wollte. Er ist halt ein zurückhaltender Eifler Jung.«
    »Nun einmal zu den zwölf Giftfässern und dem Polen Ladislaw Bronski«, wechselte Vera das Thema. »Gaben Sie den Auftrag mit den Fässern?«
    »Nein. Damit habe ich nichts zu tun. Ladi war ein Idiot, die Fässer ausgerechnet in Mannebach abzuladen. Aber ich vermute mal, er wollte sich bei der Gelegenheit mit Natalie treffen.«
    »Was?«, fragte ich verblüfft.
    Seine Antwort war ebenfalls von Verblüffung begleitet. »Ja, wissen Sie denn das nicht? Natalie hatte einen Spruch drauf: ›Der Einzige, mit dem ich gern und freiwillig ins Bett gehe, ist Ladi!‹«
    »Wusste Sven davon?«, fragte Vera so schnell, dass sein letzter Satz noch in der Luft hing.
    »Keine Ahnung, aber der Sven war bei alldem so etwas wie eine tragische Figur, der Clown im Spiel, der nie eine wirkliche Chance hatte. Ich dachte, das hätten Sie herausgefunden.«
    »Nein«, sagte ich. »Niemand hat uns erzählt, dass Ladi und Natalie ein Paar bildeten, auch Tina Colin nicht. Halten Sie es für möglich, dass Tina die Mörderin ist?«
    »Habe ich auch gedacht, dass möglicherweise die Mutter die Notbremse gezogen hat. Natalie zog sich immer mehr zurück, machte sich selbstständiger. Sie wollte auch auf einmal selbst ihre Preise bestimmen und das Geld persönlich in Empfang nehmen. Um auf Ladi zurückzukommen: Ich denke, er ist mit seinen Fässern nach Mannebach gefahren, um Natalie zu treffen. Das ist eigentlich logisch, die beiden mochten sich wirklich. Ladi ist ein Pole mit dem Handicap des Mannes vom Balkan. Aber er benimmt sich vollkommen frei. Und genau das liebte Natalie so an ihm, weil sie selbst irgendwie genauso war. Ich war übrigens hocherstaunt, dass Ladi so schnell wieder aus der U-Haft entlassen wurde.«
    Ich sagte: »Er soll angeblich Besuch

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