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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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achtzehn Uhr dreißig. Kann auch sein neunzehn Uhr.«
    »Wie verlief das Gespräch genau?«, wollte Vera wissen.
    »Ich sagte: ›Hallo, Spatz. ‹ Ich nannte sie immer Spatz. Habe ich gesagt, ich käme abends auf einen kleinen Transport in die Eifel. Sagte sie, das ist gut. Sagte sie, wir treffen uns am Jagdhaus von Hardbeck in Mannebach. Okay, sagte ich ...«
    »Habt ihr eine Zeit ausgemacht?«, fragte ich.
    »Nein, nicht genau. Habe ich gesagt, so gegen Mitternacht. War egal, ich habe einen Schlüssel gehabt, sie hat einen Schlüssel gehabt. Kein Problem.«
    »Woher hattet ihr die Schlüssel?«, fragte Vera.
    »Na ja, Hardbeck achtet nicht drauf. Haben wir Schlösser ausgetauscht. Türschlösser und Vorhängeschlösser. Dann hatten wir Schlüssel. Haben wir einen Satz bei Hardbeck aufgehängt, damit er reinkonnte. Aber wollte nie rein, nicht in der letzten Zeit.«
    »Moment, hat Natalie dort auch andere Leute getroffen?«
    »Kann sein, weiß ich nicht. Glaube ich nicht. «
    »Warum glaubst du das nicht?« Vera blieb hartnäckig.
    »Weil nichts in der Hütte verändert war. Immer noch dieselben Esssachen im Kühlschrank, Bier und Wein und Schnaps und so. Und die Betten genauso wie vorher.«
    »Wie oft hast du dich mit ihr dort getroffen?«
    »Nicht oft. Ich denke, vielleicht fünfmal in sechs Monaten oder so. Ich war ja oft auf Tour.«
    »Hast du sie nur getroffen, weil du mit ihr schlafen wolltest?«
    Er sah Vera an und lächelte schmal. »Nein, nicht schlafen. Wir waren Freunde, gute Freunde. Wir haben viel gelacht und ...«
    »Aber auch miteinander geschlafen«, beharrte Vera.
    »Auch«, bestätigte er. »Natürlich, wir sind völlig normale Leute.«
    »Na ja«, murmelte Vera ein wenig von oben herab, als habe sie erheblichen Zweifel an dieser völligen Normalität. »Kannst du erzählen, wie dieser Tag im Ganzen verlief? Von dem Punkt an, bitte, als du aus Köln weggefahren bist. Aber genau.«
    »Genau«, murmelte Bronski vor sich hin. Er zog ein Paket Samson aus der Tasche und begann, sich eine Zigarette zu drehen. »Kann ich noch einen Schnaps haben? Polen brauchen Schnaps, um zu leben.« Er grinste wie ein Wolf.
    Ich ging wieder hinüber in die Küche, um die Flasche zu holen. Als ich zurückkam, sagte Vera gerade erstickt: »Oh!« Bronski saß grinsend in den Polstern und hatte einen Derringer in der Hand, eine jener allerliebst leichten Handfeuerwaffen, die man dereinst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten für Falschspieler und Bardamen gestylt hatte.
    »Heh!«, sagte ich mahnend.
    »Na ja«, murmelte er gütig und legte die Waffe neben Veras PPK, »ich wollte ja bloß zeigen, dass ihr nicht gut seid. Nicht gut genug für Bronski jedenfalls.«
    »Wo hattest du die?«, fragte Vera, erleichtert, dass er nicht mehr daraus machte.
    »An der Wade«, antwortete er. »Ganz tief, ganz unten.«
    »Die Nacht ist bald rum«, mahnte ich. »Was war nun los an dem Tag, als Natalie starb?«
    »Drei Tage vorher war ich aus Warschau gekommen. Mit Laster. War voll beladen mit Plastikteilen für Automobile, viele Tonnen. Ich habe abgeladen und war dann in Hürth auf dem Autohof, habe gewartet auf Ladungen. Kamen keine. Kam stattdessen ein Bekannter und sagte, kann ich für ihn Fässer abladen. Irgendwo. Gut bezahlt...«
    »Ja«, sagte ich, »zwanzigtausend, das wissen wir schon. Das Geld ist schon bei deiner Frau und den Kindern.«
    »Ist richtig«, sagte Bronski. »Ist gut so, ist guter Preis.«
    »Verdammt noch mal, du transportierst Gift durch die Landschaft!«, rief Vera heftig.
    »Wusste ich nicht, wusste ich nur: ist faul!« Er lächelte schmal. »Manchmal ist es Gift, manchmal ist es weniger Gift. Macht aber immer Kosten, jede Menge hoher Kosten.«
    »Also gut«, seufzte ich. »Du bekommst zwanzigtausend. Was hätte es gekostet, die Fässer legal zu entsorgen?«
    »Weiß ich nicht genau.« Er drückte die Selbstgedrehte im Aschenbecher aus. »Ich nehme an, zehntausend pro Fass.«
    »O Gott!«, sagte Vera. »Ist das realistisch?«
    »Wahrscheinlich«, entgegnete ich. »Es ist PCP plus Dioxine. Ein höllischer Cocktail aus Chemierückständen.«
    »Und wer entsorgt so etwas, wenn es legal zugeht?«, fragte Vera.
    »Müllverbrennung«, erklärte Bronski lapidar. »Brauchst du aber Spezialbehandlung.«
    »Von wem stammte der Auftrag?«, fragte ich. »Ich weiß, du gibst Auftraggeber nicht preis, aber die Mordkommission wird es sowieso herausfinden. Ich kenne Kischkewitz gut. Er wird es niemals vergessen und er wird

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