Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
›Abt‹.«
    »Ja, das ist mein Spitzname. Ich arbeite beratend für das Kloster. Ich erstelle Wirtschaftlichkeitsberechnungen, gelegentlich schließe ich im Namen des Klosters Geschäfte ab. Ich werde dafür bezahlt, aber ehrlich gestanden ist das nur ein Hungerlohn. Ich trete meine Arbeitskraft an das Kloster ab, ich erstatte sozusagen meinen Dank für ein erfolgreiches Leben in der Wirtschaft.«
    »Mit wie viel Schwarzgeld operieren Sie?«, fragte Vera.
    »Zuweilen ist es viel, zuweilen ist es weniger. Wie Sie wissen, gibt es Branchen, die nahezu ausschließlich mit Bargeld arbeiten. Bei manchen Geldern weiß ich nicht, ob sie schwarz sind oder nicht. Ich kann es auch gar nicht wissen, weil der Geschäftspartner mir das nicht sagen würde. Beispiel: Ich habe für das Kloster in Moskau eine Heilige Maria mit Kind aus dem frühen 17. Jahrhundert vermittelt. Ausgemacht war, dass der Verkäufer meine Provision bezahlt. Ich machte das Geschäft, die Abtei bezahlte das Kunstwerk, ich habe den Vorgang vergessen. Eines Tages steht hier einer meiner russischen Partner aus Moskau vor der Tür, reicht mir einen Aktenmappe voll mit Dollarscheinen und sagt trocken, das sei meine Provision. Er hat sie mir nicht gebracht, weil er so ehrlich ist, sondern weil er weiß, dass er möglicherweise an mich weitere besonders wertvolle Stücke verkaufen kann. Purer Egoismus, sonst nichts. Was soll ich mit diesem Geld jetzt machen? Etwa zum Finanzamt rennen? Es ist mein Recht als Kaufmann, darauf zu achten, so wenig Steuern wie möglich zu zahlen. Ich habe das Geld dazu verwendet, mir einen hochwertigen PKW zu kaufen. Den habe ich bar bezahlt und so den Kaufpreis erheblich drücken können. Steuern zahle ich ohnehin genug.«
    »Sie haben Natalie Geld dafür gegeben, dass sie sich um den Millionenerben Adrian Schminck kümmerte, dessen Aktien Ihre Gruppe unbedingt erwerben wollte. Stimmt das?«
    Ich hatte erwartet, er würde schweigen, mindestens aber ausweichen. Beides tat er nicht. »Jawohl, so ist das gelaufen. Jeder von uns hat Natalie Geld dafür gegeben. Wir haben die Aktien bekommen und das Paket weitergegeben an eine Industriegruppe, die an dem Handel Interesse hatte. Das war ein durchlaufendes Geschäft, sonst nichts.«
    »Augenblick!«, sagte Vera wütend. »Sie machen eine Neunzehnjährige scharf auf diesen Erben. Diese Neunzehnjährige weiß: Dafür muss ich mit dem Mann schlafen! Das tut sie auch. Sie kocht ihn langsam weich, sie suggeriert ihm, dass sie möglicherweise bis in alle Ewigkeit bei ihm bleibt. Dann ist das Geschäft gelaufen und der Mann muss plötzlich begreifen, dass Natalie nichts anderes war als eine geschickt agierende Kurtisane, die nichts anderes wollte als das Geschäft und damit die Provision. Und das nennen Sie ein einfaches Geschäft?«
    »Selbstverständlich.« Er erheiterte sich an Veras Wut. »Wir wussten, dass Herr Schminck sehr empfänglich für weibliche Reize und Schönheit ist. Also haben wir Natalie gefragt, ob sie vielleicht ein wenig helfen kann. Du lieber Himmel, seien Sie doch nicht päpstlicher als der Papst: Es gibt uralte Regeln auf dem Sektor des Handels. Und eine davon ist die, dass eine schöne Frau an der richtigen Stelle einem Geschäft blitzschnell auf die Beine helfen kann, vorausgesetzt, sie macht ihre Beine breit.«
    »Das ist zynisch!«, brauste Vera auf.
    »Mag Ihnen so erscheinen«, nickte Becker. »Aber das ändert nichts am Ergebnis. Wir haben das Paket bekommen und mit Gewinn weitergegeben.« Er lachte leise. »Wissen Sie, eigentlich geht es mir überhaupt nicht mehr um Geld, eigentlich geht es mir um das Spiel.«
    »Es geht Ihnen um Macht«, stellte ich fest. »Dieses ganze Haus, dieses ganze Ambiente ist nichts als die Inkarnation geballter Macht, schrecklich kalt.«
    Er konterte kühl: »Es ist mein Zuhause, nicht das Ihre.«
    »Sie wirken sehr souverän. Wahrscheinlich sind Sie sehr souverän.« Ich wählte meine Worte sorgfältig. »Da gibt es doch den Dr. Lothar Grimm. Der scheint mir dagegen eine miese Figur zu sein, die überhaupt nicht zu Ihnen passt. Er ist wesentlich jünger als Sie und scheint fast eine Art, nun ja, ein Sexbesessener zu sein.«
    »Sie wirken richtig moralisch«, grinste Becker. »Sehen Sie, ich muss doch mit dem Mann nicht ins Bett. Wir bereiten Geschäfte vor und führen sie durch. Und diesbezüglich ist Grimm ein hervorragender Partner. Es ist mir wurscht, ob er hinter jungen Mädchen hergeiert oder sich mit sechs Huren gleichzeitig

Weitere Kostenlose Bücher