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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Rodenstock zu erreichen. Ich würde gern wissen, ob sie schon zu Hause sind oder sich noch in Koblenz herumtreiben.«
    Als ich die Schnellstraße erreichte, gab ich Gas und schaltete in den sechsten Gang hoch.
    Vera telefonierte und sagte: »Er ist eigentlich kein schlechter Typ. Und bei euch? Was war bei euch?« Sie hörte zu, dann murmelte sie: »Bis dann.«
    Sie berichtete: »Emma und Rodenstock haben ein Hotel bezogen und kommen morgen gegen Mittag heim.«
    Es war zwei Uhr nachts, als wir auf meinen Hof rollten, das Dorf lag still, nichts rührte sich. Im Haus winselte Cisco vor Freude, Paul und Satchmo liefen aus dem Garten herbei und strichen um unsere Beine. Vera nahm den Hausschlüssel und schloss auf. Cisco sprang an ihr hoch, dann an mir.
    »Schon gut«, sagte ich, »schon gut. Ich liebe dich auch.«
    Da bemerkte ich, dass Vera mit geneigtem Kopf in der offenen Tür zum Wohnzimmer stand. Sie starrte hinein und sagte erstickt: »Oh!« Sie schlug nach dem Lichtschalter.
    Er saß auf dem zweisitzigen Sofa vor dem Fernseher. Er wirkte sehr ruhig und betrachtete uns neugierig, ein großer Mann mit kurzen, wirren schwarzen Haaren und einem stark gebräunten, breiten, gutmütigen Gesicht. Er brauchte sich nicht vorzustellen, es war klar, wer er war.
    »Hallo, Bronskü«, sagte ich.
    »Hallo, Baumeister.« Er bewegte sich nicht, hatte beide Hände flach auf den Oberschenkeln liegen, als wolle er demonstrieren, dass er sich an die Regel halte.
    Ich hörte Vera nehmen mir heftig atmen und wollte gerade sagen, sie solle sich ruhig hinsetzen, als sie mit einer wischenden Bewegung ihre Waffe hervorzog und leicht breitbeinig nach vorn wippte. »Die Hände hoch!«, befahl sie ruhig.
    »Heh!«, protestierte Bronski.
    Sie schoss unmittelbar und die Kugel schlug mit einem hörbaren Pflopp in Westermanns großen Weltaltas, knapp zwei Zentimeter an Bronskis Kopf vorbei. Der Atlas kippte zur Seite und schlug dann mit einem lauten Platsch auf die Fliesen.
    »Hör zu«, sagte Bronski und brachte beide Hände flatternd nach vorn. Er war erschrocken.
    Sie schoss noch einmal und diesmal erwischte sie den Fernseher. Es war mörderisch laut.
    Rau wiederholte sie: »Nimm die Hände hoch!«
    Er nahm die Hände hoch.
    »Baumeister, schau nach, ob er bewaffnet ist. Aber geh hinter ihn, verdeck ihn nicht.«
    »Ganz ruhig«, sagte ich zittrig.
    Ich tastete ihn ab. Er trug eine Waffe unter der linken Achselhöhle. Ich zog sie heraus. Es war eine Walther PPK, Kaliber 7.65. Ich legte sie auf den Tisch, tastete ihn weiter ab, fand aber sonst nichts mehr. »Ganz ruhig«, wiederholte ich.
    »Ich hätte jetzt gern einen Schnaps«, sagte Vera.
    »Ich hole einen«, sagte ich.
    »Mir auch einen«, sagte Bronski. »Ihr seid eine verrückte Nummer.«
    Ich ging in die Küche, goss den Obstler aus der Eifel ein und stellte die Schnapsgläser vor die beiden hin. Vera saß jetzt rechts von Bronski und hatte die Waffe noch immer auf ihn gerichtet.
    »Lass es gut sein«, meinte ich. »Er wird uns nicht töten.«
    »Woher wollen wir das wissen?«, fragte sie kühl.
    Ich wandte mich an Bronski. »Wie bist du hier hereingekommen?«
    »Mit einem Dietrich«, sagte er und lächelte flüchtig.
    Sein Deutsch war ausgezeichnet, er sprach es hart und klar, der Pole blieb deutlich.
    »Und warum bist du hierher gekommen?«
    »Ich habe gefragt, wer am meisten weiß. Sie sagen alle: Baumeister. Und ich bin neugierig. Nur reden, verstehst du?«
    »Ich bin gerührt, aber ich weiß nichts. Hast du Natalie getötet?«
    Er regte sich nicht auf, schüttelte nur gelassen den Kopf.
    Veras Waffe lag nun vor ihr auf dem Tisch, sie beachtete sie nicht mehr. Sie trank etwas von dem Schnaps und stöhnte »Puh«.
    »Aber du warst an dem Abend in Mannebach. Du hast die Fässer abgeladen«, sagte sie dann.
    »Habe ich.«
    »Und du hast vorher mit Natalie telefoniert«, behauptete ich. »Du hast telefoniert und gesagt, du kommst abends. Richtig?«
    »Richtig«, nickte er.
    »Was hat sie gesagt? Wann hast du angerufen? Und wo war sie, als du sie erreicht hast?«
    »Ich habe angerufen aus Köln. Ich habe sie erreicht im Auto. Sie sagte, sie wolle eben mal zu Hans Becker nach Maria Laach. Sie sagte, sie müsse was besprechen.«
    Ich sah Vera an, ihre Augen weiteten sich. Sie fragte schnell: »Du bist sicher? Sie war auf dem Weg zu Becker in Laach?«
    »Sicher«, erwiderte er etwas gequält. »Wenn ich sage, das war so, dann war das so.«
    »Wie spät war es da?«
    »Achtzehn Uhr, vielleicht

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