Eifel-Ralley
Kirche in einer Reihe hintereinander gestellt. Ganz am Ende stand Emmas Wagen, dahinter setzte ich mich, so würden unsere Autos nur schwer zu entdecken sein.
Ehe ich in das Hotel ging, sah ich hinunter auf Daun und die ersten herbstlichen Nebelschwaden, die um die Schornsteine zogen. Immerhin hatten wir Quartier in einem der schönsten Verstecke für lustvoll lebende Liebespaare in dieser Republik bezogen, wenngleich ich einräumen muß, daß wir nur sehr gequält als eine Versammlung von Liebespaaren bezeichnet werden konnten. Eher schon waren wir mit einem Haufen Briganten vergleichbar, die nicht recht wissen, auf was sie zusteuern.
Erfreut nahm ich die Davidoff-Empfehlung für hochfeines Rauchwerk in Augenschein und steuerte auf den Empfang zu. Da raunte Probst links von mir in die weihevolle Stille eines zeitlosen Ambientes: »Also, wenn Sie die suchen, an die ich gegenwärtig denke, so müßten Sie in den ersten Stock gehen.«
»Da lobet meine Seele den Herrn«, antwortete ich und ging die Treppe hinauf.
»Es ist die eins, zwei«, rief er mir mit einem unschuldigen Augenzwinkern nach, das absolut kein Wässerchen trüben konnte.
Sie hockten friedlich beieinander: Dinah, Emma, Kwiatkowski, Rodenstock und – auf dem breiten, wunderschönen Bett unter einem beschützenden Baldachin die ausnehmend hübsche Jessica Born mit Rotznase und rotgeheulten Augen. Sie schrillte gerade, wahrscheinlich zum hundertsten Mal: »Ihr Schweine, ihr!«
»Nun kennen wir unsere Klassifikation«, sagte Emma gelangweilt. »Wechseln Sie Ihr Vokabular, und lassen Sie uns zu Potte kommen, Schätzchen.«
Etwas theatralisch, aber sehr lustvoll öffnete ich das braune Kuvert und ließ zweihundert Riesen in den Raum segeln.
»Das hebst du aber alles selbst auf!« sagte Rodenstock. »Wie ist es gelaufen?«
»Gut und glatt«, sagte ich. »Der Mann ist gefährlich und hochintelligent. Ich möchte nicht der Staatsanwalt sein.«
»Das bist du ja auch nicht«, murmelte Dinah. »Die Jessica hier meint, wir sind Schweine. Zu mehr ist sie bisher nicht gekommen. Wir vermuten eine massive Verdauungsstörung im Hinterhauptslappen.«
»Vielleicht kriegt sie Dünnpfiff, wenn sie hört, was wir alles wissen.«
»Das wird so sein«, nickte Rodenstock. »Im Ernst, Frau Born. Können wir jetzt miteinander reden? In jener Nacht, in der Harro getötet wurde, traf er mit Andreas von Schöntann zusammentraf. Im Dorint. Dann verließ Simoneit das Hotel. Beim Hineingehen sah ihn angeblich niemand, beim Hinausgehen auch nicht. Wir fragen uns schon die ganze Zeit, was Sie der jungen Dame vom Empfang bezahlt haben, damit die nichts bemerkte. Wieviel war es denn?«
»Ich rede nicht mit Abschaum«, sprach Jessica. »Ich warte, bis Timo mich hier herausholt.«
»Das wird er nicht tun«, sagte Emma. »Er ist, wie wir gehört haben, sehr klug. Er wird sich nicht soweit aus dem Fenster lehnen, daß er stürzt. Niemand tut das. Sie haben bei Ihrem Chef den Termin für Harro gemacht. Sie warteten vor der Tür, bis die beiden fertig waren. Dann begleiteten Sie Harro aus dem Haus. Sie gingen noch ein wenig durch die laue Sommernacht, erinnern Sie sich? Und jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder warteten Wassilij und Pjotr auf dem Parkplatz gegenüber, oder Sie taten es allein. Zu diesem Zeitpunkt war Ihnen klar:
Wenn Simoneit seine Geschichte schreiben würde, wären die luxemburgischen Firmen kaputt gewesen, denn den öffentlichen Skandal hätten sie nicht überlebt. Hat Andreas von Schöntann von Ihnen verlangt, daß Sie Harro töteten oder den beiden Russen zuführten, damit die ihn töten? Sehen Sie, Timo Eggenrot kann Ihnen aus dieser Klemme nicht hinaushelfen. Da fällt mir ein, daß auch Eggenrot auf dem Parkplatz gewartet haben kann, um das Zyankali zu versprühen.«
»Hat er nicht«, sagte ich resolut. »Es muß jemand gewesen sein, der die Nerven verlor, weil er seine gesamte Lebensplanung in Gefahr sah. Timo Eggenrot ist eiskalt. Der hätte niemals auf dem dunklen Parkplatz gewartet und sich der Gefahr ausgesetzt, durch irgendeinen dummen Zufall identifiziert zu werden. Eggenrot hat auch seine beiden Torpedos nicht geschickt. Er ist ganz betrübt, daß man ihn für so dumm hält. Im Moment hat Eggenrot natürlich ein Riesenproblem: Er fragt sich die ganze Zeit, ob er überhaupt nach seiner Freundin Jessica Born suchen soll. Wenn er es nämlich tut, wenn er sie findet, dann muß er sie mitnehmen nach Mallorca. Er weiß: Jessica Born ist wirklich
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