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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Adenau geht mir auf die Nerven. Und Autos kann ich auch nicht mehr sehen. Ich habe übrigens gehört, daß Bernie Ecclestone durchaus noch nicht entschieden hat, wer ihn beerbt.«
    »Richtig. Soll ich dir einen Vortrag darüber halten?«
    »Um Gottes willen!« wehrte er ab. »Ich sagte doch, ich habe die Nase voll. Sogar von denen, in denen unsere Schumachers sitzen – diese Senkfußspezialisten.«
    »Es heißt Bleifuß.«
    »Ich finde Senkfuß schöner. Drück auf die Tube. Ich will nur noch mein Weib und mein Bett. Hast du übrigens schon gehört, daß man die Schumacher-Brüder als Löffelgesichter bezeichnet?«
    »Habe ich. Aber geht doch immer so, wenn Menschen neidisch sind, oder? Ich finde die Situation der beiden nicht besonders beneidenswert. Sie sind so schnell in die Höhe geschossen, daß Arroganz das einzige Mittel bleibt, sich gegen diese aufdringliche Welt zu wehren.«
    »Wie kann ein Mann zig Millionen Mark im Jahr dafür bekommen, daß er ein paarmal Vollgas fährt?«
    »Das gehört zu den Wundern unserer Welt«, entschied ich.
    Als wir vor Irmchens Haus hielten und Rodenstock aus dem Wagen stieg, um die Frauen zu holen, dachte ich verwundert, wie weit ich mich bereits von dem toten Kollegen Harro Simoneit entfernt hatte. Ich jagte seinen Mörder und hatte ihn darüber schon für Stunden vergessen.
    Bis Kelberg mußte ich hinter einem Wohnwagen herkriechen, der rostig, breit und qualmend jedes Überholmannöver vereitelte. Die Straße war in beiden Richtungen dicht, und Emma sagte verächtlich: »Wie kann man nur für so einen Sport schwärmen?«
    »Das können viele«, erinnerte Rodenstock sie. »Sie zahlen Eintritt bis zum Gehtnichtmehr. Einer meiner jungen Kollegen hat mir eben erzählt, daß eine Eintrittskarte zum Ring für die VIPs runde 2.000 Dollar kostet. Dafür darfst du dann soviel essen und trinken, wie du magst. Natürlich sind die Karten schon ein Jahr vorher verkauft. Es ist nicht wichtig, zu essen und zu trinken, aber es ist wichtig, dort gesehen zu werden.«
    »Ich würde den Leuten vorschlagen, statt eines Pimmels vielleicht ein Gaspedal zu tragen«, sinnierte Dinah.
    Ich machte »buuuhhh«, aber sehr überzeugend wirkte es nicht. Ich tankte bei BP an der Opel-Station und machte, daß wir in ruhigere Landstriche kamen. Die Frauen hatten recht, allzuviel Autos und Motorräder waren unangenehm. In mir stieg der Verdacht hoch, daß die Nachbarländer Holland und Belgien völlig verödet am Nordmeer lagen, denn ihre Einwohner kamen uns entgegen, als ginge es darum, den letzten Rennwagen der Menschheit zu besichtigen. Nachbarschaft ist wirklich was Feines, aber zuviel Nachbarn können sich störend auswirken.
    Und dann stand mitten auf der Abzweigung nach Daun ein Holländer und betrachtete eine Straßenkarte. Seine Frau betrachtete mit.
    Es ist schön, wenn Touristen soviel Zeit mitbringen.
    »Was bedeutet ein Zelt mitten in einem Kreisverkehr?« fragte ich.
    Niemand antwortete.
    »Das ist ein Holländer, der sich in Ruhe entscheiden will.«

Siebtes Kapitel
    Wir waren zu müde, um uns irgendwo eine Bratwurst zu kaufen, und mummelten ein stilles Abendbrot mit Sechskornbrot und Käseresten, weil selbstverständlich keiner daran gedacht hatte, daß man gelegentlich etwas in den Eisschrank packen muß. Anschließend, so tönte es aus vier Seelen, »falle ich nur noch ins Bett«.
    Niemand fiel ins Bett. Wir sahen auf n-tv Nachrichten und kamen dann träge und nicht wirklich kreativ auf Jessica Born zu sprechen.
    »Sie hat wahrscheinlich all das verinnerlicht«, trug Rodenstock vor, »was zum Bild einer jungen modernen berufstätigen Frau gehört. Sie ist schlank, hat wahrscheinlich Phasen von Bulimie hinter sich, ist gepflegt, so sehr gepflegt, daß man nicht genau weiß, wo die Born aufhört und das Kunstprodukt anfängt. Ihre Zähne sind blendend weiß, weil sie einmal im Monat zum Zahnarzt rennt, um sie polieren zu lassen. Alles an ihrer Kleidung ist erste Klasse, ihre finanziellen Verhältnisse sind das wahrscheinlich auch, weil sie im Grunde ihr Leben auf Spesen lebt und weil sie keine Zeit hat, in ihrer Wohnung zu leben, weil sie Freundschaften nicht pflegen kann ...«
    »Du willst also betonen, daß sie einsam ist«, unterbrach Emma.
    »Ja«, nickte er. »In unserem Fall taucht sie an allen Brennpunkten auf. Im Dorint ist sie gewesen, als vor dem Hotel Harro Simoneit starb. Sie hat versucht, dich zu kaufen. Sie war ebenfalls im Dorint, als auf der Rennstrecke Walter Sirl erschossen

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