Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Tasche, ging ein paar Schritte auf den Rasen hinaus und telefonierte. Wir konnten nichts verstehen. Als er zurückkehrte, hatte er eine für Hillesheim und Stanicke betrübliche Botschaft: »Der Mann kommt gleich. Und Sie bleiben solange hier.«
    »Wieso denn Mord, verdammt noch mal?« schrie Stanicke. Jetzt hatte er Angst. »Was habe ich mit Mord zu tun? So eine verdammte Scheiße. Ich tue doch keinem Menschen was.«
    Rodenstock erwiderte betulich: »Schwarzgelder aus Immobiliengeschäften. Wie sieht so etwas aus? Verkauft man ein Haus teuer und gibt der Steuer nur die Hälfte an?«
    »Das ist eine Möglichkeit«, nickte erstaunlicherweise Hillesheim.
    »Du hältst den Mund, du Lappes!« brüllte Stanicke.
    Der Bankdirektor musterte ihn mitleidig. »Hör auf, Wenzel. Wenn die Staatsanwaltschaft hier hereinspaziert, bist du im Eimer.«
    »Und du? Du etwa nicht? Bei der ersten Tranche warst du dabei. Ich weiß, daß du dabei warst.«
    Hillesheim lächelte unbestimmt.
    »Wieviel?« fragte ich.
    »600.000«, sagte Hillesheim geziert.
    »Auch von Sparbüchern, die nicht existieren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aktiengewinne. Ich gehe sowieso in Rente.«
    »Das ist aber fein für Sie«, spottete Rodenstock.
    »Das konnte sowieso nicht lange gut gehen«, seufzte Hillesheim. »Da werden ein paar Leutchen umgebracht, und schon bist du dran.«
    »Aber was habe ich mit Mord zu tun?« fragte Stanicke. »Unsereiner sorgt sich doch nur um anständigen Profit, den dieser Scheißstaat unbedingt verhindern will. Ich sage dir, es geht nicht gerecht zu in Deutschland. Richtige Kreativität wissen die doch nicht zu schätzen, diese Pfeifen in Bonn.«
    »Du sagst es«, nickte Hillesheim trübe.
    Rodenstock schwieg vor sich hin, nahm einen Block aus der Tasche und machte sich einige Notizen. Dann stand er auf und winkte mich beiseite.
    »Was siehst du?« flüsterte er.
    »Was soll ich sehen?«
    »Eine junge Frau, die krampfhaft nach oben will und dabei ihrem Chef alles beiseite räumt, was ihm im Wege stehen könnte.« Er sah mich an. »Was hältst du davon?«
    »Sie muß aber jemanden haben, der es für sie getan hat«, überlegte ich.
    »Richtig«, nickte er. »Wir müssen in Erfahrung bringen, wie das Leben der Jessica Born bisher aussah. Und zwar genau und sehr schnell. Wer könnte das wissen?«
    »Eltern?«
    »An die können wir nicht heran, dann verscheuchen wir die Born. Wir müssen einen Feind finden, einen richtigen, ekelhaften Feind.«
    »Den gibt es in dieser Branche todsicher.«
    »Wir warten auf Kwiatkowski und verschwinden dann. Bis dahin fallen wir den Jungs noch ein bißchen auf die Nerven.« Er grinste wie ein Gassenjunge, dem ein guter Trick eingefallen ist. »Eines wissen wir jetzt: Was dein Freund Harro Simoneit recherchiert hat.«
    »Es gibt einen Punkt, den ich noch nicht begreife: Wieso hat Degrelle in Luxemburg immer nur von 3,4 Millionen gesprochen? Wieso nicht von 25 oder 30 Millionen?«
    »Habe ich mich auch schon gefragt«, bestätigte er. »Die Antwort ist wahrscheinlich, daß niemand die genaue Summe kennt, weil von Schöntann mehrere Anwaltskanzleien eingeschaltet hat, die alle verschiedene Teile des Etats verwalten und damit nur eine begrenzte Übersicht haben. Need to know, ist das Prinzip, mein Lieber. Der andere weiß immer nur das, was er unbedingt wissen muß, um zu arbeiten. Wahrscheinlich sind auch die 30 Millionen nicht richtig, wahrscheinlich sind es mehr. Jeder weiß etwas anderes, und keiner weiß etwas Genaues.«
    »Du bist ein kluges Kind«, lobte ich.
    Es gibt einen schäbigen Trick, Leuten, denen es sowieso nicht gut geht, den Rest der Nerven zu stehlen. Du hockst dich hin, sagst kein Wort und starrst in die Luft. Ab und zu solltest du sanft seufzen, aber nicht zu stark. Ab und zu solltest du so etwas wie »ja, ja«, sagen, aber nicht zu deutlich und auf keinen Fall zu laut, sowie den Mund spitzen und die Stirn in Falten legen, weil das nach konzentriertem Nachdenken aussieht und den anderen vollkommen verunsichert. So machten wir das.
    Nach etwa fünf Minuten meinte Hillesheim: »Ich halte unser Vergehen für wirklich nicht so schlimm. Tatsächlich haben wir ja nur ein Steuersparmodell ausgenutzt, das staatlich nicht anerkannt ist. Der Finanzminister in Bonn tut ganz andere Dinge.«
    Stanicke nickte.
    »Sagen Sie mal, Hillesheim, was glauben Sie, wie viele Leute hier aus der Umgebung bei von Schöntann eingezahlt haben?«
    »Zehn bis zwanzig, schätze ich. Aber ich nenne keine Namen, weil

Weitere Kostenlose Bücher