Eifel-Ralley
ich auch keine kenne.«
»Zehn bis zwanzig! Hah!« schnaubte Stanicke. »Jung, du bist naiv. Ich kenne auch keine Namen, aber unter sechzig bis siebzig liegt das garantiert nicht. Ich weiß, daß allein aus Adenau und Umgebung rund zwanzig Hoteliers und Pensionsbesitzer im Boot sind.«
Wieder aufdringliches Schweigen, das so laut ist, daß es in den Ohren dröhnt.
»Ich gehe sogar jede Wette ein, daß es mehr als siebzig sind«, murmelte Stanicke.
Schweigen.
»Du kannst recht haben«, nickte Hillesheim.
»Mir ist eines rätselhaft«, sagte ich. »Die Finanzbeamten in der Region müßten das doch längst mitbekommen haben.«
»Haben sie auch«, nickte Hillesheim. »Und wie sie das haben.« Er sah mich an. »Was sollen die denn groß machen? Die haben doch zum Teil selbst Zweitjobs. Ich kenne Finanzbeamte, die betreiben nebenbei Büros als Finanz- oder Steuerberater.«
Schweigen.
Endlich kam Kwiatkowski. Er steuerte zielsicher auf Hillesheim und Stanicke zu, baute er sich auf wie ein kleiner Turm und erklärte: »Meine Herren, ich danke Ihnen, daß Sie Herrn Rodenstock Rede und Antwort gestanden haben. Dies ist kein Verhör, sondern ein vertrauliches Gespräch. Wenn Sie mir helfen, dann werde ich mich durch Fairneß revanchieren.«
»Du willst wahrscheinlich erst ins Krankenhaus zu Peter«, mutmaßte Rodenstock. Als ich nickte, fuhr er fort: »Dann setz mich dort ab, wo die Mordkommission tagt. Ich will die Gästeliste des Hotels haben und mich um den Stammgast von Irmchen kümmern. Du holst mich später wieder ab.«
Ich brachte ihn weg und fuhr weiter ins Krankenhaus.
Sie hatten Peter in einem Einzelzimmer untergebracht, und vor seiner Tür hockte ein Mann auf einem Hocker und las im Kicker. Er mußte zuerst telefonieren, bevor er mich in das Zimmer lassen durfte.
»Hei, Peter«, sagte ich.
Klein und bedrückt lag er in dem Bett und hing an zwei Infusionen. »Alice nackt«, sagte er, aber seine Stimme war nicht sehr forsch. Wahrscheinlich bekam er Schmerz- und Beruhigungsmittel.
»Das geht jetzt nicht«, sagte ich. »Ich komme dich jeden Tag besuchen. Und morgen bringe ich dir auch Schokolade und Obst und so etwas mit. Willst du was Besonderes?«
»Eis essen«, lächelte er.
»Das machen wir.«
Ein Arzt erschien und erkundigte sich, wer ich sei. Nachdem das klargestellt war, erklärte er, was Peter hatte. »Insgesamt sechs Zähne raus, vier Rippen angebrochen, drei glatt durchbrochen. Schwere Hämatome im Gesichtsbereich und auf dem ganzen Schultergürtel. Die, die das gemacht haben, waren richtige Schweine. Aber wir kriegen ihn wieder hin.«
Ich bedankte mich, und er verließ den Raum.
Ich setzte mich auf einen Stuhl neben das Bett, holte meine Geldbörse heraus und nahm einen Fünfzig-Mark-Schein. »Jessica gab Irmchen Geld. Irmchen nahm das Geld, verpackte es, und ihr fuhrt zusammen nach Luxemburg. Ist das richtig?«
»Ja«, sagte er. »Peter Eis essen.«
»Richtig. Du hast ein Eis gegessen. War Jessica oft bei Irmchen?«
»Oft. Andy Irmchen, Jessica Irmchen.«
Er hatte Andy noch nie erwähnt, soweit ich mich erinnerte. Also fragte ich: »Wer ist Andy?«
»Andy Freund Irmchen. Andy gut.«
»Aha. Andy ist ein guter Freund?«
»Gut«, nickte er.
»Und Jessica?«
»Jessica nicht gut. Jessica streng.«
»Jessica streng? Wieso ist sie streng?«
»Jessica Irmchen. Irmchen macht Alice nackt. Jessica sagt: Darf nicht.«
Das verstand ich nicht, ich konnte mir keinen Reim darauf machen.
Der Arzt kehrte zurück und sagte: »Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber er sollte soviel Ruhe wie möglich haben.«
»Natürlich«, sagte ich und verabschiedete mich.
Trotz der Nadeln in seinen Armen zog Peter mich hinunter und umarmte mich ganz fest. »Bald«, sagte er. »Bald.«
Rodenstock sprach mit einigen Männern, die vor dem Haus standen. Er stieg zu mir ins Auto und erzählte: »Von Schöntann war im Dorint, natürlich war auch Jessica Born dabei sowie sechs weitere Frauen und Männer, die zu seiner Truppe gehören. Das ganze Hotel war mit den Mächtigen der Branche belegt. 70 Gäste, 70 Prominente. Vielleicht sollten wir uns nicht so sehr auf Frau Born konzentrieren. Die Kollegen von der Kommission sagen, daß auch einige Männer verdammt ehrgeizig sind und notfalls über Leichen gehen könnten. Mir gefällt die Born als einzige Auftraggeberin der Morde nicht mehr so recht.«
»Vielleicht ein gemischtes Doppel?«
»Vielleicht das. Jetzt holen wir die Frauen und dampfen ab. Dieses
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