Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
betastete und weil das weh tat.
    Horch sagte: »Mein lieber Mann, den hat es aber gebügelt!« Dann blickte er auf und fragte: »Wer könnte das getan haben?«
    Dinah antwortete: »Das weiß ich nicht. Aber vielleicht hat Baumeister was gesehen. Wie geht es ihm?«
    »Er fühlt sich wahrscheinlich verprügelt!« sagte der Praktiker.
    »Und Rodenstock?«
    »Wer ist das?«
    »Das ist der neben ihm.«
    »Der muß auch zum Röntgen«, stellte Horch fest. Er fuhrwerkte vorsichtig an meinem Kopf herum. »Allzu schlimm sieht das alles nicht aus. Vielleicht ein paar Betrunkene?«
    »Na ja, das wohl weniger«, erwiderte Dinah etwas rätselhaft.
    »Sie hatten Prügel. Stöcke«, krächzte ich.
    »Sieh einer an«, strahlte Horch. »Da isser!«
    »Ich möchte aufstehen«, murmelte ich. »Das ist so kalt auf den Steinen.«
    »Sie bleiben liegen«, sagte Horch sanft. »Wir wissen nicht, was Sie haben. Der Krankenwagen kommt gleich.«
    »Ich habe aber keine Zeit für so Spielchen«, sagte ich trotzig.
    »Sie sind gar nicht urteilsfähig«, grinste der Arzt. »Im Ernst, Sie haben wahrscheinlich Glück gehabt.«
    »Was ist mit Rodenstock?«
    »Der ist clever, der schläft noch. Haben Sie jemanden erkannt?«
    »Nicht die Spur. Es ging zu schnell. Muß das sein mit dem Krankenhaus?«
    »Muß sein«, nickte er und schloß damit Verhandlungen aus.
    Rodenstock räusperte sich neben mir und fragte: »Wieso kam mir die Erde plötzlich entgegen?«
    »Manchmal macht die Erde sowas«, erwiderte Horch. »Wo tut es denn besonders weh?«
    »Das weiß ich noch nicht. Vom Kopf bis zu den Zehen würde ich mal sagen.«
    »Er läßt uns ins Krankenhaus bringen«, sagte ich hohl. »Er ist brutal.«
    Eine Weile herrschte Schweigen, dann seufzte Rodenstock: »Ach, weißt du, immer wenn man bei dir ist, wird Schlaf zum Fremdwort. In der Klinik kann ich endlich schlafen.« Er lachte unterdrückt. »Aber da du im gleichen Krankenhaus liegen wirst, ist diese Hoffnung vermutlich trügerisch. Oh, mein Schädel.«
    »Seien Sie froh, daß Sie ihn noch haben«, brummte Horch.
    Ein weiß-blaues Geflimmer tauchte unten an der Kirche auf, und der Krankenwagen rollte aus. Wir durften uns nicht bewegen und wurden wie Teppichrollen verladen. Horch gab irgendwelche Anweisungen, setzte sich in sein Auto und war verschwunden.
    Wir traten den Weg in die Kreisstadt an, und Rodenstock sagte gutgelaunt: »Es ist ein erhebendes Gefühl für einen Rentner, immer noch genügend wert zu sein, verprügelt zu werden.« Dann flüsterte er: »Wir müssen aber zusehen, daß wir so schnell wie möglich wieder entlassen werden.«
    »Wir werden sie tyrannisieren«, nickte ich.
    Wir brauchten die Leute im Maria-Hilf-Krankenhaus in Daun gar nicht zu tyrannisieren. Das hatte nichts mit den zur Zeit so beliebten Kosten-Nutzen-Faktoren zu tun als vielmehr mit der Tatsache, daß in dieser Nacht absolut nichts los war. Wir bekamen mit geradezu besorgniserregender Geschwindigkeit einmal Röntgen komplett, einmal Urin und Blut komplett, einmal EEG, einmal EKG und anschließend eine erschreckende Fülle von Spritzen in alle möglichen Körperregionen, damit wir unsere Schmerzen vergaßen und nur noch total freundlich in die Umwelt stierten, besoffen zwar, aber harmlos. Dann wurden wir ins Bett gepackt, und um ein Haar hätte ich zu sabbern begonnen wie ein Neugeborenes.
    Irgendwann murmelte Rodenstock im Bett neben mir: »Das verstehe ich nicht. Wieso werden wir einfach verprügelt? Und nicht einmal gründlich. Ich bin richtig sauer, weil ich so harmlos eingeschätzt werde.«
    Ich antwortete nicht darauf, denn was gibt es da zu antworten? Ich versuchte über das Handy Dinah zu erreichen. Das klappte nicht, es war besetzt. Emmas Nummer war auch besetzt. Wieso waren beide Apparate besetzt? Wieso schliefen die Frauen nicht, wie es sich gehörte? Und mit wem telefonierten die jetzt?
    Rodenstock schnarchte unterdessen.
    Ich sah die Sonne aufgehen, ich hörte das Haus lauter werden, ich hörte Stimmen, die einander fröhlich guten Morgen wünschten. Dann erschien der Chefarzt und baute sich zwischen unseren Betten auf. Taktvoll kniff er Rodenstock in die Nase, der sofort mit dem Gesäge aufhörte und erschrocken hochfuhr.
    »Also, meine Herren ...« begann der Mediziner gedämpft und wedelte dabei mit beiden Händen, »eigentlich haben Sie nichts. Sie können verschwinden, wobei ich Sie allerdings darauf aufmerksam machen muß, daß Sie sich in Ihrem Alter nicht mehr prügeln sollten.«
    »Heh!«

Weitere Kostenlose Bücher