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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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lassen, wir sollten geduldig und solide vorwärts arbeiten. Wir müssen nach Holland, Baumeister.«
    »Wir müssen erst zu Gerlinde Prümmer«, berichtigte ich. »Du lieber Himmel, du hast mich besoffen gequatscht.«
    »Das tut mir aber leid«, log er.
    Dinah war erst nicht zu entdecken, bis wir sie im Bad trällern hörten. Sie hockte in der Wanne, genußvoll, ausgiebig und fast schon sauber, wie sie versicherte. Ich durfte sie besuchen.
    »Hast du ein Foto von Dieter Kremers?«
    »Habe ich. Liegt drüben im Schlafzimmer auf deinem Kopfkissen. Es zeigt ihn bei einem Vortrag in einer Grundschule. Das Thema war ,Der fremde Onkel', oder so ähnlich. Er sieht übrigens aus wie ein erfolgloser Zuhälter.«
    »Wie, um Gottes willen, sieht ein erfolgloser Zuhälter aus?«
    »Das weiß ich auch nicht«, gab sie zu. »Aber Kremers sieht eben so aus, wie ich mir im Augenblick einen erfolglosen Zuhälter vorstelle. Baumeister? Könntest du vielleicht in die Wanne steigen?«
    »Die läuft über.«
    »Und wenn?«
    Ich ging also ins Schlafzimmer und zog mich gemächlich aus. Kremers war ein blonder, dicklicher Mann, vielleicht 175 Zentimeter groß, um die Vierzig. Sein Gesicht war rund wie ein zufriedener Vollmond, und da er lachte, sah ich, daß er schlechte Zähne hatte. Erfolgloser Zuhälter? dachte ich.
    Ich stieg zu Dinah in die Wanne, und tatsächlich schwappte etwas Wasser über den Rand.
    »Ist es wahr, daß es aus physikalischen Gründen unter Wasser nicht geht?« fragte sie.
    »Ich weiß sowas nicht«, sagte ich.
    »Wir versuchen es«, meinte sie eifrig.
    Eine Stunde später hockten wir alle zusammen am prasselnden Kamin und telefonierten erneut. Dinah meldete uns bei Gerlinde Prümmer an, Rodenstock versuchte bei der Staatsanwaltschaft herauszufinden, wo denn der Mitsubishi Pajero von Ole abgeblieben sei, und ich sprach mit dem Oberstudienrat Werner Schmitz, mit dem ich gelegentlich schwätzte, wenn mir die Welt zum Hals heraushing.
    »Was treibst du so?« fragte er gutgelaunt.
    »Ich recherchiere die Geschichte in Jünkerath«, sagte ich griesgrämig.
    »Und die macht dir keinen Spaß?« Er lachte.
    »Nicht sehr. Was sagen deine Flüstertüten in bezug auf die Drogenszene im provinziellen Landkreis?«
    Er wurde ernst, machte »hm, hm«, zögerte. »Komisch, daß du das mich fragst. Wenn du den Fall Jünkerath bearbeitest, müßtest du doch genau wissen, was hier gebacken wird.«
    »Eigentlich weiß ich es auch, aber das Leben wäre schöner, wenn ich gar keine Ahnung hätte. Also, was reden deine Kundschafter?«
    »Sie sagen, die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Im Ernst, die meisten Jugendlichen sind clean, die halten sich raus. Auf der anderen Seite steigt aber die Zahl derer, die es mit Alkohol, Tabletten, Haschisch, Ecstasy, Kokain und so weiter versuchen. Hast du andere Informationen?«
    »Nein. Auf jeden Fall haben die Konsumenten den Markt hier ziemlich kostbar gemacht. Kostbar genug, daß ein paar Leute Krieg führen. Was macht dein kostbarer Sohn?«
    »Sky? Der droht siebzehn zu werden und hat eine Menge Probleme zur Zeit. Erstens hat seine Freundin ihn verlassen, zweitens hängt er nur noch rum, drittens hat er eigentlich von all seinen angeblichen Freunden die Schnauze restlos voll. Er sagt, die hängen nur noch lallend ab.«
    »Was, bitte, heißt das?«
    »Das heißt, daß die sich jeden Tag treffen. Jeden Tag woanders und immer im elterlichen Haus oder der elterlichen Wohnung. Dann wird erst einmal eine geraucht, also gekifft. Dabei wird Musik gehört, dann läuft der Fernseher. Wenn sie Pillen haben, schmeißen sie die zusätzlich ein. Dazu wird Bier getrunken und meistens noch ein paar Schnäpse oben drauf. Jeden Tag.«
    »Und das regt deinen Sky auf?«
    »Der Junge ist vollkommen verunsichert, weil er natürlich weiß, daß diese Zustände zu nichts führen außer zur Auflösung der Persönlichkeit. Aber auf der anderen Seite sind das Kumpel, die er braucht, um nicht ganz allein zu sein. Er sagt, er haßt diesen Zustand. Er gibt zu, daß er ab und zu raucht. Er meint aber, das sei überhaupt nicht sein Problem. Sein Problem sei, daß spätestens eine halbe Stunde nach Beginn des Treffens die ganze Clique benebelt ist. Sky ist ziemlich am Ende.« Schmitz wirkte jetzt bekümmert.
    »Hast du Sky mal gefragt, wie lange das dauert, bis eine Lieferung Drogen in Daun ankommt?«
    »Das kannst du selbst ausrechnen. Das Zeug kommt von Koblenz, Trier oder Köln. Anderthalb Stunden, nachdem es bestellt

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