Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
halten und niemandem was sagen. Ich weiß aber, daß Kremers auch bei Jonnys Vater gewesen ist. Und zwar vorgestern. Ich weiß aber nicht, was da besprochen worden ist.«
    Ich sah Rodenstock an, und er nickte.«Das reicht erst mal. Ich würde dir raten, dich da rauszuhalten. Das riecht alles ziemlich schmutzig. War Kremers eigentlich sauer, daß das Krankenhaus in Daun Jonny sofort ausgeflogen hat?«
    »Er war stinksauer«, nickte sie. »Er hat rumgeschrien, das wäre doch gar nicht nötig gewesen.«
    »Sieh einer an«, murmelte Rodenstock.
    Wir verabschiedeten uns und gingen.
    »Es kann sein, daß Kremers in dieser Sache einen Sonderauftrag hatte«, spekulierte Rodenstock.
    »Und wie willst du das herausfinden?«
    »Fragen«, sagte er lapidar. »Fragen kostet nichts.«
    »Kannst du einem Durchschnittsgehirn bitte dieses Chaos erklären? Du siehst so unverschämt allwissend aus. Das macht mich ganz krank.«
    Rodenstock blieb draußen am Portal des Apartmenthauses stehen. »Was wissen wir von Kremers? Wir nehmen mit Sicherheit an, daß er mit Ole zusammengetroffen ist. Wir wissen nicht, warum, weil er abstreitet, daß es so war. Er hat seinen Segen gegeben, daß Jonny von Gerolstein nach Daun verlegt wurde, das heißt, er wußte davon. Er hat Jonny Straffreiheit zugesichert, wenn der die Dealer an Kremers ausliefert. Das ist doch ein eindeutiges Bild, oder?«
    »Ich verstehe euch Bürokraten nicht. Was, bitte, ist ein eindeutiges Bild?«
    »In diesem Fall ist ein eindeutiges Bild, daß Kremers entschieden abstreitet, überhaupt etwas mit Drogen zu tun zu haben. Tatsächlich aber beherrscht er Jonny, tatsächlich beherrscht er Melanie, tatsächlich mischte er bei Ole mit. Er versuchte auch, Mario zum Spitzel zu machen. Bürokratisch heißt das: Entweder hat er den Spezialauftrag eines Staatsanwaltes, oder aber ... sag mal, kommst du nicht drauf?«
    »Nein, verdammt noch mal.«
    Rodenstock kratzte sich am Kinn. »Also gut, du Greenhorn. Das heißt, Kremers macht einen Alleingang. Er weiß, daß die Polizei auf dem Drogensektor wegen fehlender Leute praktisch nichts erreichen kann. Also sagt er sich: Ich ziehe ein dickes Ding allein durch. Schafft er das und liefert einen Drogenring ab, dann bekommt er eine Belobigung und wahrscheinlich seine Beförderung. Das wiederum bedeutet, daß man ihn möglicherweise auf einen Chefsessel in Sachen Drogenbekämpfung setzt. Jetzt klar?«
    »Glasklar. Aber wie sollen wir das beweisen?«
    Er sah mich mit schmalen Augen an: »Vielleicht wäre es am einfachsten, es gar nicht zu beweisen, sondern einfach vorauszusetzen.«
    »Mit anderen Worten: mein Freund Rodenstock glaubt, daß Kremers den jetzigen Zustand der Szene im Landkreis hergestellt hat.«
    »Das könnte sein«, nickte er. »Bisher stolpern wir beide durch diese Szene und mutmaßen. Jetzt, zum erstenmal, kriegen wir Fakten. Und immer hat dieser Kremers sie hergestellt.«
    »Das bedeutet, daß Kremers mit Dealern zusammenarbeitet?«
    »Es wäre nicht das erste Mal in der deutschen Drogenszene.«
    »Aber warum sollte er das tun?« fragte ich drängend.
    »Er will eine Generalstabsarbeit liefern, um seine Karriere zu beschleunigen.«
    »Und was macht er dann bei dem reichen Mann, beim Vater von Jonny?«
    »Das sollten wir den fragen«, entgegnete Rodenstock ruhig.
    »Verdammt noch mal, woraus schließt du denn das alles?« Ich glaube, ich brüllte fast.
    »Du hast doch gehört, was Melanie ganz nebenbei durchsickern ließ«, seine Stimme war sehr nachsichtig, als habe er ein Kleinkind vor sich. »Es ist etwas schiefgegangen. Dieser Dr. Grundmann hat blitzschnell begriffen, daß Jonny im Dauner Krankenhaus nicht sicher ist. Er ließ einen Hubschrauber kommen und den Patienten wegfliegen. Normalerweise müßte nun Kremers für dieses Manöver des Dr. Grundmann dankbar sein, denn das war die einfachste Möglichkeit, Jonny am Leben zu erhalten. Aber ist Kremers dankbar? Nein, im Gegenteil. Er flucht herum und erklärt Melanie, das Ausfliegen mit dem Hubschrauber sei eine völlig unnötige Sache gewesen. Warum wohl?«
    »Du lieber Gott, er wollte ...«
    »Wahrscheinlich!« nickte Rodenstock. »Kremers wollte nicht, daß Jonny überlebt, denn Kremers ist im Grunde der Einzige, der diesen merkwürdigen Sozialarbeiter mit Spritze und Heroin ins Krankenhaus schicken konnte.«
    »Das ist doch alles total verrückt, um sehr viele Ecken gedacht«, stöhnte ich.
    »Da hast du recht«, gab er zu. »Wir sollten uns die Köpfe nicht heiß machen

Weitere Kostenlose Bücher