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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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heißzurauchen. Dann brennt es auf der Zunge. Was habt ihr denn für Träume geträumt?«
    »Bist du wirklich ein Journalist? Oder verarschst du mich?«
    »Ich bin wirklich Journalist.«
    »Warum hilfst du der Polizei?«
    »Ich helfe ihr kaum, ich darf sie nur begleiten und dann drüber schreiben. Was waren das für Träume?«
    »Was man so träumt. Piratenleben.«
    »Piratenleben?«
    »Na ja, was man als Junge so träumt. Später waren es andere Träume, d... d... d... da waren wir älter.« Irgendetwas regte ihn auf, er begann zu stottern. »S... s... sie hat mir gezeigt... wie eine Frau aussieht und so.«
    »Du meinst, du hast sie nackt sehen dürfen?«
    »Das meine ich.«
    »War es eine Liebesgeschichte?«
    »Ja, das war es.«
    »Hat sie dich geküsst?«
    »Ja, geküsst und alles.«
    »Was heißt alles?«
    »Alles eben. Streicheln und so.«
    »Miteinander schlafen?«
    »O nein, nein. Das wollten wir erst tun, wenn wir verheiratet sind. Später. Nur streicheln war.«
    »Sag mal, Bastian, ich meine, du bist ein netter Kerl. Kannst du dich nicht hier an den Tisch setzen?«
    »Und wenn sie kommen?«
    »Sie kommen nicht. Ich verspreche es dir. Keine Tricks.« War er zurückgeblieben? Irgendwie debil? Ich fühlte mich hilflos.
    Er kam langsam um den Tisch herum. Er hatte eine schwere Waffe in der Hand, blauschimmernd, langläubig »Was ist denn das für ein Ding?«
    »Ein Neun-Millimeter-Colt. Ziemlich selten. Magst du Waffen?«
    »Nein«, antwortete ich. »Waffen töten, ich mag sie nicht.«
    Er setzte sich, legte den Colt auf den Tisch. Er nahm eine Zigarettenschachtel aus der Brusttasche seines Hemdes. Es waren Lucky Strike. Er zündete sich eine an. Er hatte ein strenges, längliches Gesicht mit einer schweren Narbe auf der linken Stirnseite. Seine Augen waren erstaunlich hell und wirkten unter den dunkelbraunen Haaren wie Leuchtpunkte. Buch hatte von einem Engelsgesicht gesprochen. Das stimmte.
    »Ich mag Waffen eigentlich auch nicht. Aber ich muss mich verteidigen.«
    »Wieso denn das?«
    »Das weißt du doch. Du weißt doch, weshalb.«
    »Kannst du mir erzählen, wie das ablief? Oder warte, lass mich erst was anderes wissen: Warum hast du Driesch erschossen?« Friss es und erstick daran! Nein! Antworte!
    »W... w... w... wieso? Was ... Ich meine, was fragst du? Ich? Den Driesch?« Er war erschrocken, verwirrt, er begriff meine Frage nicht.
    Ich fühlte so etwas wie Erleichterung. »Siehst du, ich wusste doch, dass du nichts damit zu tun hast. Was hast du denn gedacht, als du gehört hast, dass Driesch erschossen worden ist?«
    »Gedacht? Na ja, ich hab die Zeitung mit hierher genommen und immer wieder gelesen. In der Rur erschossen, in Monschau. Das kenne ich, da bin ich oft zum Eisessen. Im Sommer. Da war ich auch mit Annette. Mit ihrem VW-Cabrio. Schöne alte Stadt.«
    »Das stimmt, Bastian. Aber was hast du gedacht, als du das von Driesch gelesen hast?«
    »Na ja, ich hab gedacht: Endlich hat ihn Gottvater bestraft.«
    Religiöser Wahn? Wie sieht das aus? Lieber alter Mann, steh mir bei, ich kenne meine nächste Frage nicht. »Weshalb soll Gottvater denn den Driesch bestraft haben?«
    »Driesch machte doch diese Windrad-Dinge. Und er nahm Annette einfach mit. Hat mich nicht gefragt.«
    »Was hat Annette denn darüber gesagt?«
    »Sie hat gesagt, Driesch will, dass sie das tut. Deshalb tat sie es. Driesch ist der Hexer gewesen, Gottvater hat ihn bestraft.«
    »So ist das«, sagte ich lahm. Ich war mit meinem Latein am Ende. Er war liebenswert, aber er war verrückt. Er war ein Mörder und hatte wahrscheinlich keine Ahnung von dem, was er getan hatte. Einfach irre, nicht von dieser Welt. »Hat Gottvater dir gesagt, du sollst es tun?«
    »O nein. Hat er nicht. Aber ich ... ich. Ich weiß es nicht.«
    »Was weißt du nicht?« Ich musste die Spannung herausnehmen. Wie nimmt man die Spannung heraus? »Pumpst du mir eine Zigarette?«
    »Klar doch. Nimm dir eine.«
    Ich nahm mir eine und zündete sie an. »An was kannst du dich erinnern?« Ich versuchte, mich zu entkrampfen, locker zu sitzen, ihn ganz freundlich und lange anzuschauen.
    »Ich weiß nichts mehr.« Er hielt plötzlich die Hände vor sein Gesicht und betrachtete, wie sie zitterten. »Schreibst du über mich?«
    »Das weiß ich nicht. Soll ich?«
    Er lächelte. »Würde ich ganz witzig finden. Jetzt, wo ich bald auch in der Zeitung stehe.«
    »Warum wirst du in der Zeitung stehen?« Diesmal lasse ich dich nicht entkommen.
    »Na ja, weil das mit Annette

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