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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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er dich etwa erwischt?«
    »Nein, nein, ich muss einfach immer kotzen, wenn ich jemanden in den Hintern schieße.« Ich ging hinaus an die frische Luft. Mein Magen beruhigte sich wieder.
    Rodenstock strich an mir vorbei. »Lebt er?«
    »Na sicher«, antwortete Vera. »Der kommt gleich wieder. Aber wir brauchen einen Notarzt.«
    »Hubschrauber ist besser«, sagte Rodenstock.
    »Richtig. Christoph 10 heißt die Biene.« Vera wirkte sachlich, nichts sonst.
    »War seine Aussage eindeutig?«, wollte Rodenstock wissen.
    »Eindeutig«, erwiderte ich. »Die Schrotflinte da hinten, das ist die Tatwaffe. Irgendwo vor dem linken Fenster.«
    »Wie geht es dir?«
    »Beschissen«, sagte ich. »Ist das eine 44er-Winchester, vor dem anderen Fenster?«
    »Nein. Eine Standardausführung, derselbe Hersteller, aber nicht das berühmte Modell. Hat er was über Driesch gesagt?«
    »Ja. Er sagte, das habe Gottvater erledigt. Driesch, sagte er, war ein Hexer.«
    »Meine Güte«, hauchte Vera. Sie kniete neben Bastian und fühlte seinen Puls an der Halsschlagader. »Er kommt gleich zu sich.«
    Mir war das alles von Herzen egal, ich wollte nach Hause, duschen, schlafen, lesen. Irgendetwas tun, was möglichst weit weg von dem hier war. Ich hockte mich auf die Bank vor dem Haus. Da war jetzt Schatten, der kühlte etwas.
    Kischkewitz kam heran und sagte: »Danke.«
    »Hm«, erwiderte ich. Ich stopfte mir die Bravo von Dr. Boston und schmauchte vor mich hin. Es schmeckte nicht, ich ließ es sein.
    Dann ertönte ein unverkennbares Motorengeräusch.
    Emma nahte. Und wie immer gab sie doppelt so viel Gas, wie sie eigentlich brauchte. Sie stieg aus und lief zu mir, dabei schrie sie: »Wieso macht ihr eine solche Schweinerei, ohne mir vorher Bescheid zu geben?«
    »Worüber regst du dich auf?«
    »Na ja, mein Mann ist schließlich nicht mehr der Jüngste. Und ich will den noch eine Weile haben.«
    Vera erschien in der Tür mit großen verwirrten Augen.
    Hinter ihr tauchte Rodenstock auf. »Woher weißt du denn schon wieder, dass wir hier sind?«
    »Schließlich habe ich Spitzel!«, schimpfte sie wütend. »Immer, wenn ich euch allein lasse, macht ihr irgendwelchen Unsinn.«
    »Kannste mal sehen!«, kommentierte Rodenstock trocken. Dann musste er schallend lachen. Er lachte, bis auch Emma zu lachen begann. Ich war neidisch auf die beiden.
    Es entstand der übliche Wirbel. Alle rannten mit ungeheuer ernsten und wichtigen Gesichtern herum, maßen irgendetwas aus, blätterten in Bastians Fotoalbum, untersuchten die Waffen, nahmen Fingerabdrücke, telefonierten unentwegt. Es gab nur einen ruhenden Punkt in der Szene: Baumeister und Bastian auf der Bank vor Bastians Haus. Er trug Handschellen und alles, was um ihn herum geschah, interessierte ihn nicht. Friedlich und versunken in sich selbst, hockte er im Schatten und jedes Mal, wenn er eine Zigarette wollte, zündete ich ihm eine an und steckte sie zwischen seine Lippen. Er trug nur Unterhosen und saß auf der linken Arschbacke, die rechte hatte ich ihm lädiert. »Das ist unbequem«, sagte er. »Das tut weh.«
    Und ich wiederholte zum x-ten Mal: »Es tut mir Leid.«
    Endlich schwebte der Hubschrauber des ADAC ein, Bastians Abtransport ging mit der gewohnten Routine vonstatten, alle Anwesenden bekamen einen Haufen Staub ins Gesicht.
    »Das war's«, bemerkte Kischkewitz. »Was macht dein Brandschaden?«
    »Interessiert mich nicht.«
    »Du bist ziemlich fertig, nicht wahr?«
    »Es könnte besser gehen.«
    »Vera fährt dich nach Hause und legt dich ins Bett.«
    Emma sah mich mit schmalen Augen an. »Du wirst widerstehen!«, mahnte sie.
    »Na sicher doch, Mama«, nickte ich.
    Minuten später explodierte Vera neben mir in meinem Auto: »Die Zicke ist doch die Höhe. Was bildet die sich eigentlich ein? Dass ich dich heimbringe und – husch – mit dir ins Körbchen will? Ist die denn bescheuert? Wer ist das überhaupt?«
    »Das ist die stellvertretende Polizeipräsidentin der holländischen Stadt s'Hertogenbosch.«
    Sie trat kräftig auf die Bremse. Weil sie die Bremsen eines Rallyefahrzeugs nicht gewohnt war, ging das ein wenig schief. Der Wagen stand mit der Schnauze über einem Straßengraben.
    »Sag, dass das nicht wahr ist.«
    »Es ist wahr.«
    »Großer Gott! Ich liefere dich ab, wo ich dich abliefern muss. Und dann nehme ich ein Pferd und ziehe in die Wälder.«
    »Sie ist Rodenstocks Ehefrau und meine Freundin. Und sie hat einen Scherz machen wollen, nichts sonst.«
    »Liefern wir an Holland aus?«,

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