Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
und das reale Leben des Blues gehabt. Und wieder einmal stellte ich fest, dass Blues in die Eifel passte, als sei er für diese Landschaft geschrieben.
    Es klingelte und ich kapierte nicht sofort, dass es meine Haustürklingel war. Erst beim dritten Läuten reagierte ich. Vera stürmte die Treppe herauf und war außer Atem, als sei sie die ganze Strecke von Monschau gerannt.
    »Schöne Grüße von Kischkewitz. Du sollst mir sagen, was dieser Bergmann, dieser Pfarrer, genau erzählt hat. Wir haben den Eindruck, er hält sich mit seinen Vermutungen uns gegenüber zurück.«
    »Ihr seid eine Mordkommission, wie soll er da Vertrauen fassen? Er ist Pfarrer und ein redlicher Mann.«
    Sie stand zwei Stufen unter mir und sah mich an. »Darf ich vielleicht die heiligen Hallen betreten?«
    »Oh, Verzeihung, natürlich. Komm herein und hock dich dahin, wo das Wohnzimmer sein soll. Willst du etwas zu trinken? Vielleicht einen Schnaps?«
    »Keinen Alkohol. Ich bin im Dienst.« Sie ging an mir vorbei.
    »Du bist erst einmal hier. Und gleich gehen wir auf die Dauner Burg mit Emma und Rodenstock essen.«
    »Da muss ich aber erst den Chef fragen, denn ich habe wieder Nachtdienst.« Sie wirkte fahrig und nervös. Sie setzte sich auf einen Sessel und seufzte: »Ich habe eigentlich jeden Dienst. Tagdienst, Spätdienst, Nachtdienst. Deine Idee, dass Driesch gar nicht panisch war, sondern gezielt flüchtete, finde ich großartig, Baumeister. Jedenfalls sind nun sechs Zwei-Mann-Teams unterwegs, die an jeder Tür klingeln, die jeden Hausbesitzer suchen, die jeden Hausmeister rausschellen. Wir wollen es jetzt wissen.« Sie zog eine Zigarettenschachtel aus der Brusttasche ihres hellblauen Männerhemdes und zündete sich eine an. »Hast du noch eine brauchbare Idee?«
    »Habe ich. Die Kommission sollte der Frage nachgehen, was Driesch den Waldbesitzern in Hollerath gesagt hat. Erst hat er den Kauf ihrer Waldparzellen in Aussicht gestellt, dann ließ er das Projekt fallen. Da er unstrittig ein redlicher Mann war, muss er ihnen das erklärt haben.«
    Sie starrte mich an und schloss dann die Augen. »Du bist schon erstaunlich.«
    »Bin ich nicht. Ich bin nur gründlich.«
    »Stört es dich, wenn ich mal telefoniere?« Aus der schmalen Aktentasche, die sie mitgebracht hatte, kramte sie ein Handy hervor.
    »Du kannst so viel telefonieren, wie du willst. Und dann müssen wir mal über uns reden.«
    »Häh?« Das war durchaus kein höflicher Laut, aber sie war verwirrt und hilflos und plötzlich rot geworden. Sie drückte ziemlich heftig auf die Zahlentasten ihres Handys.
    Ich ging derweil in die Küche und holte ihr einen Schnaps und kochte mir eine Tasse Tee.
    Dann sagte Vera: »Kischkewitz schickt zwei Leute los, um diese Sache abzuklären. Der Pfarrer, dieser Bergmann, ist übrigens ein guter Typ, finde ich. Ich habe ihn gefragt, ob er den Vatikan schon gebeten hat, ihn von seinem Amt als Pfarrer zu entheben. Und er hat geantwortet, das Problem löse man auf eine ganz andere Weise. Wenn er den normalen Weg ginge, dann würde ein unendlich langes Verfahren in Gang gesetzt. Und weil die Kirche massive Nachwuchsprobleme hat, würde das Verfahren immer länger dauern, weil ja die Hoffnung besteht, dass der Kandidat wieder umschwenkt und katholischer Priester bleiben will. Bergmann sagte: Wenn du das vermeiden willst, musst du nichts anderes tun, als zu heiraten. Dann erledigt sich die Sache von ganz allein.«
    Wir lachten zusammen und sie trank vorsichtig einen Schluck Schnaps.
    »Zu uns«, sagte ich rau. »Wir wollen uns doch ein bisschen erwachsen verhalten, oder?«
    »Ich war ziemlich aus der Spur«, murmelte sie. »Ich habe ja hier und da einen netten Kerl kennen gelernt, der es wert war. Aber die Beziehungen scheiterten immer daran, dass ich zu viel Arbeit am Hals hatte und niemals Zeit.«
    »Aber du brauchst doch trotzdem nicht das, was war, kaputtzureden.«
    »Das war nicht gut, Baumeister. Ich weiß, das war nicht gut. Tut mir Leid. Wir können ja vielleicht so tun, als wäre das nicht geschehen.«
    »Das können wir«, nickte ich.
    Sie sah mich an, machte: »Puh!«, lachte erleichtert und trank den zweiten Schluck Schnaps. »Dann erzähl mir doch jetzt mal genau, was du mit dem Pfarrer besprochen hast. Du kannst mir das gleich hier aufs Band sprechen, dann werde ich es heute Nacht in den Computer eingeben. Und irgendwann brauche ich dann noch deine Unterschrift unter den ganzen Sermon. Aber das hat ein paar Tage Zeit.«
    Wir arbeiteten

Weitere Kostenlose Bücher