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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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konzentriert etwa eine Dreiviertelstunde, dann hatte sie ihren Auftrag erfüllt. Sie fragte: »Was stellst du dir vor, was Driesch in Monschau gemacht hat?«
    »Ich gehe jetzt davon aus, dass es ein stinknormaler Aufenthalt war. Möglicherweise wollte er jemanden treffen, möglicherweise aber auch nicht. Möglicherweise hat er zufällig jemanden auf der Straße getroffen und ist mit ihm irgendwohin gegangen, wo sie ungestört miteinander reden konnten.«
    »Das ist der Punkt, mit dem ich nicht einverstanden bin«, wandte Vera ein. »Es kann kein Treffen in einem Cafe oder einem Lokal gewesen sein, dort wären sie nicht ungestört gewesen. Außerdem hätten wir dann inzwischen davon erfahren müssen. Und noch etwas, was mir wichtig erscheint: Er parkte sein Auto oben über der Stadt und benötigte vermutlich satte zehn Minuten, um zum Marktplatz herunterzukommen. Hier herrscht immer ein Riesenbetrieb, hier sind Tausende von Besuchern unterwegs. Und er war ein Bundestagsabgeordneter, den Hinz und Kunz kannte. Wir haben über die Medien Zeugen gesucht, die ihn gesehen haben. Und niemand, Baumeister, wirklich niemand hat sich gemeldet. Und das lässt mich vermuten, dass er seinen Wagen da oben parkte, aber nicht so einfach in die Stadt spazierte. Vielleicht hat er ja sein Aussehen verändert. Er parkte da oben, damit sein Wagen, den in diesem Landstrich jeder kennt, nicht so der Aufmerksamkeit aller ausgesetzt war und nicht verraten konnte, wo er hinwollte. Dann klebte er sich einen Schnäuzer an, was weiß ich. Vielleicht setzte er sich auch eine Brille mit Fensterglas auf und einen Hut.«
    »Ist diese Überlegung nicht ein bisschen weit hergeholt?«, fragte ich vorsichtig. Ich wollte mich nicht über sie lustig machen.
    »Wieso?«, fragte sie empört. »Zu einer lächerlichen kleinen Maskerade passt doch durchaus, dass er wenig später tot war, nicht wahr? Was hast du gegen einen Schnäuzer und eine Brille?«
    »Man hat weder einen Schnäuzer noch eine Brille bei ihm gefunden«, sagte ich, noch immer vorsichtig, obwohl ich langsam begriff, auf was sie hinauswollte. Vielleicht hatte sie ja doch Recht.
    »Man hat außer seinem Portemonnaie und den Plastikkarten nichts bei ihm gefunden. Und im Auto war auch nichts. Die gesamten Papiere fehlen. Wo sind die? Natürlich in einer Brieftasche. Und wo ist die?«
    »Die ist da, wo er sich aufhielt, wo er jemanden getroffen hat, möglicherweise auch zwei Personen. Den Mörder und eine dritte Person.«
    »Also hältst du meine Theorie nicht mehr für so abwegig?«
    »Ja. Aber nur dann, wenn das, was er tat, geheim bleiben sollte«, entgegnete ich. »Und seiner Frau hat er gesagt, er wolle nur eben mal ein paar Bekannte treffen und sei bald wieder daheim.«
    »Aber er kam nicht mehr nach Hause, Baumeister«, sagte sie. »Und Anna Driesch hat betont, dass er höchst selten so unklare Angaben machte, wenn er aus dem Haus ging.«
    »Mit anderen Worten: Du meinst, dass er geahnt hat, dass er sich in Lebensgefahr begab?«
    »Ja«, nickte sie. »Er hat etwas geahnt oder gewusst. Und zwar schon, bevor er nach Monschau fuhr. Deshalb hat er seiner Frau auch nichts Näheres gesagt. Er hat sie immer gut behandelt, er hat sie geliebt. Also sagte er nichts.«
    »Das ist eine Möglichkeit«, gab ich zu.
    »Eine gute Möglichkeit«, bekräftigte sie. »Hinzu kommt nämlich, dass Wilma nur deshalb die Identität des Mörders herausfinden konnte, weil der Mörder im gleichen Arbeitsbereich zu suchen ist, in dem auch sie steckte: Windenergie.«
    Ich überlegte. »Du bist gut, junge Frau, du bist sehr gut. Und Annette von Hülsdonk sollte ebenfalls dran glauben. Nur war Bastian schneller.«
    »Langsam wird ein Paar Schuhe daraus«, gurrte sie zufrieden. »Wo steht dieser Schnaps?«
    »Im Eisschrank in der Tür.« Ich griff nach dem Handy und wählte die Nummer von Albert Tenhoven. »Hier Baumeister. Ist dir noch etwas eingefallen?«
    »Nein. Seit das mit Wilma passiert ist, habe ich nur noch einen Wunsch: den Kerl zu packen und ihn zu zerquetschen. Gibt es eine Spur? Ich meine, so eine Sonderkommission müsste doch eigentlich mal etwas herausfinden können.«
    »Spuren gibt es genug, aber keine ist überzeugend. Wir drehen uns im Kreis. Ein Punkt macht mir besonders zu schaffen. Es gibt keinen einzigen Zeugen, der Driesch in Monschau gesehen hat. Nicht einen. Dabei hatte er oben auf dem Berg geparkt. Er kann ja nicht nach unten in die Stadt geflogen sein.«
    »Was ist, wenn er da oben jemanden

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