Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
durch den Fluss bedeuten, dass er vom Fluss aus direkt in das Haus gelangen konnte, in das er wollte. Oder rede ich irre?«
    Kischkewitz schwieg lange. Dann murmelte er: »Haus am Wasser. Hin- und Rückweg. Baumeister, du kriegst das Großkreuz zum Bundesverdienstkreuz mit Schwertern und Eichenlaub am Bande sowie zahllose andere Nutzlosigkeiten. Ich knutsche dich, Mann.«
    »Das wäre mir peinlich«, sagte ich und beendete die Verbindung.
    Sofort klingelte das Handy wieder, es war Rodenstock, der lapidar und ohne jede Betonung mitteilte: »Der Vater von Annette von Hülsdonk hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Er kommt aber durch.«
    »Mein Gott, der arme Mann. Wie hat er es denn gemacht?«
    »Er hat sich aufhängen wollen, der Strick riss und er donnerte vier Meter tief auf den Betonfußboden seiner alten Scheune in Hellenthal. Beinbruch rechts, Beinbruch links. Aber das ist noch nicht alles. Anna Driesch hat einen Drohbrief bekommen. Zusammengesetzt aus Zeitungsbuchstaben. Da steht: ›Du wirst auch sterben! ‹ Keine Unterschrift. Und dann der dritte Punkt. Sitzt du zufällig?«
    »Ich sitze.«
    »Der Mann, den der Pfarrer erwähnt hat, dieser Bürokrat in Brüssel, der in Diensten der großen Stromversorger stehen soll. Karl-Ewald Diepholtz heißt der Kerl. Der hat nachweislich eine Verbindung in das Düsseldorfer Rotlichtmilieu. Unter anderem ist er ein guter Bekannter eines Kasachen, den die Szene als Roter Emil kennt und der für schmutzige Aufträge zuständig ist.«
    »Das ist doch was«, murmelte ich mit trockenem Mund.

Achtes Kapitel
    Unvermittelt sagte Rodenstock dann: »Emma kam übrigens der Gedanke, dass der Mörder von Driesch ein glücklicher Mörder ist, weil alle möglichen Zufälle für ihn arbeiten. Und sie fragt, wieso Driesch, als er nachts um halb vier durch die Stadtstraße stadtauswärts rannte, ausgerechnet diese Straße nahm. Wieso ist Driesch nicht über den Marktplatz gerannt, um zu seinem Auto oben auf dem Plateau zu kommen?«
    »Das ist doch eine müßige Frage«, ich ärgerte mich. »Er ist eben die Straße am Fluss entlang gerannt. Genauso könnte man die Frage stellen, warum er kein Taxi genommen hat.«
    Er widersprach: »Das ist was völlig anderes. Es ist tatsächlich merkwürdig, dass es Driesch zunächst gelingt zu entkommen, er aber nicht versucht hat, sein Auto zu erreichen. Warum nicht?«
    »Was glaubt denn Emma? Wenn sie schon diese Fragen stellt, dann hat sie vielleicht auch eine Antwort.«
    »Hat sie auch. Wahrscheinlich wollte Driesch den Mörder nur ablenken. Und zwar von etwas, was hinter ihm war. Also dort, woher er kam. Da war etwas oder ein Mensch, von dem Driesch ablenken wollte.«
    »Na ja«, langsam langweilte mich dieses Spiel. »Nehmen wir an, Emma hat Recht. Driesch wollte ablenken. Eine halbe Stunde später rennt er durch den Fluss zurück und wird erschossen. Frage an Emma: Was hat er während dieser dreißig Minuten getan?«
    »Antwort von Emma: Der Mörder und sein Opfer haben Katz und Maus gespielt.«
    »Frage an Emma: Wer war der dritte Mann?«
    »Das könnte jemand gewesen sein, der eine Unterredung mit Driesch hatte. Vielleicht jemand von den großen Stromerzeugern. Dann kommt der Mörder. Driesch flieht. Der Mann, mit dem er reden wollte, überlegt eine Weile, begreift die Gefahr für Driesch und läuft hinterher. Und ...«
    »Falsch«, sagte ich schnell. »Wenn Driesch mit jemandem von den Stromerzeugern einen Termin hatte, wird ein Mörder genau zu diesem Zeitpunkt nicht auftauchen. Es sei denn, Emma vermutet das Motiv in einem Feld, das wir noch nicht beackert haben.«
    »Oh«, murmelte Rodenstock richtig entzückt. »Wir kommen übrigens gleich, wir wollen uns deine provisorische Behausung mal anschauen. Und wir haben einen Tisch auf der Dauner Burg reserviert. Emma will ein Luxusessen spendieren, um ihre schlechte Laune loszuwerden. Bis gleich also.«
    »Bis gleich.«
    Eine provisorische Behausung war eine provisorische Behausung. Aber da ich über Ute und Alwin und damit über Freunden wohnte, war mein Provisorium eigentlich kein Provisorium, eher eine ganz normale Ausweiche.
    Als habe er gehört, was ich dachte, rief Alwin laut: »Es gibt Spaghetti. Öl und Knoblauch!«
    »Phantastisch, aber ich hab schon eine Einladung«, schrie ich zurück. Ich lief hinunter zum Auto und holte das Band mit der Klaviermusik von Jakob Driesch.
    Ich legte es ein und drehte den Lautstärkeregler auf. Driesch hatte ein unglaubliches Feeling für die Träume

Weitere Kostenlose Bücher