Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
vor ihren Bierhähnen und guckte misstrauisch.
    »Bier?«, fragte sie.
    »Nein, danke. Ein Wasser.«
    Sie bewegte sich rasch und routiniert.
    »Eine Agnes Schmeling hat hierhin geheiratet«, begann ich freundlich. »Ich weiß nicht, wie sie heute heißt. Sie …«
    »Aber ich«, unterbrach sie mich. »Et Agnes. Na ja, sie heißt jetzt Born. Wo se wohnt, weiß ich aber nicht.«
    »Das weiß ich.« Der Mann am Spielautomat drehte sich um. Er lallte leicht. »Du fährst weiter Richtung Jünkerath. Dann kommt linker Hand eine schmale Straße, da rein. Drittes Haus rechte Seite. Born.«
    »Danke«, sagte ich und ließ einen Fünfeuroschein auf der Theke liegen.
    Das war typisch Land: Du hast keine Chance, dich irgendwo zu verstecken, wenn irgendwer dich sucht; denn irgendwer weiß immer, wo du steckst.
    Das Haus war klein mit einem Vorgarten voller Blumen und einem überraschend großen blauen Wunder: Rittersporn, mehr als anderthalb Meter hoch.
    Ich klingelte. Born, Karl-Heinrich stand da.
    Der Mann, der mir öffnete, war seit vier Tagen unrasiert, was heutzutage wohl normal ist. Aber er roch mächtig nach Knoblauch und irgendeinem undefinierbaren alkoholischen Gemisch. Seine Zähne musste er seit Jahren systematisch vernachlässigt haben, denn sie waren quittegelb.
    »Häh?«, machte er.
    »Entschuldigung die Störung«, sagte ich schleimend. »Sie sind wahrscheinlich der Ehemann der Agnes. Oder nicht?«
    »Ja«, nickte er. »Und, was willste?«
    »Ich hätte nur eine Frage«, sagte ich.
    »Dann frag mich«, nuschelte er.
    »Das geht nicht«, erklärte ich freundlich. »Die Frage gilt Ihrer Frau.«
    »Hast du der eine Versicherung verkauft, oder was?«
    »Nein. Es geht um einen alten Freund von ihr. Um den Rainer Darscheid, der jetzt in Hildenstein lebt.«
    »Ach, das Rainerschätzchen. Hat sie wieder ein Abenteuer mit dem?«
    »Nein, bestimmt nicht«, versicherte ich. »Kann ich sie einen Moment allein sprechen?«
    Schon der gemeine Provinzler ist stark alkoholisiert nur sehr schwer zu ertragen, aber noch schlimmer wird es, wenn er zusätzlich eifersüchtig ist. Und der vor mir war sehr eifersüchtig.
    »Das will ich nicht«, entgegnete er mit schmalen Augen.
    »Ich erkläre Ihnen, um was es geht.« Mein Ton wurde schärfer, ich hatte den Eindruck, dass mir die Zeit davonlief.
    »Erklär mal«, nickte er.
    »Die Tochter vom Rainer ist ermordet worden …«
    »Weiß ich«, knurrte er.
    »Und Rainer ist seit ein paar Stunden verschwunden. Es ist nicht auszuschließen, dass er sich was antut. Und das muss ja nicht sein, oder?«
    Er hatte keine Ahnung, auf was ich hinauswollte, und ich hatte noch weniger Ahnung, wie ich diesen Kerl aus dem Weg bekommen konnte.
    »Also hatte Agnes was mit Rainer?« Er wurde giftig.
    »Nein, hatte sie absolut nicht. Ich will wissen, ob … Ich muss wissen, welche Plätze sie früher aufsuchten. Vielleicht ist Rainer jetzt da.«
    Überraschenderweise schien der Alkoholnebel vorübergehend gelichtet, denn er sagte: »Ach so. Dann komm mal mit.«
    Er ging vor mir her in ein Wohnzimmer, an dessen Längswand ein röhrender Hirsch in Öl hing, glatte zwei Quadratmeter betörendes Deutschtum.
    Die Frau in dem Sessel war zweifellos attraktiv. Aber sie hatte ein müdes, beinahe lebloses Gesicht. Und sie wirkte schlunzig, verbraucht. Sie trug einen Trainingsanzug in Dunkelblau und ihr Haar klebte strähnig am Kopf.
    Sie stellte den Ton des Fernsehers leiser und fragte: »Ja?«
    »Ich bin Siggi Baumeister«, erklärte ich. »Rainer Darscheid ist spurlos verschwunden. Ich weiß, dass Sie mit ihm einmal zusammen waren. Können Sie sich daran erinnern, an welchen Plätzen er sich besonders gern aufhielt?«
    Sie wirkte abweisend. »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Daran erinnere ich mich nicht.«
    »Sagte ich doch«, murmelte ihr Mann.
    Ich wusste, dass sie log und dass sie genau begriffen hatte, um was es ging.
    »Es wird befürchtet, dass er Selbstmord begehen könnte«, sagte ich schnell.
    Sie schloss die Augen, dann musterte sie ihren Mann.
    »Wir hatten mehrere Lieblingsplätze. Aber welchen er am meisten liebte, weiß ich nicht mehr. Das ist so lange her.«
    »Das ist Jahre her, da war sie noch Jungfrau«, ergänzte ihr Mann verächtlich.
    Sie lachte, ohne wirklich zu lachen. »Das war ein anderes Leben. Ich kann Ihnen nicht helfen. Und mein Mann will das auch nicht.«
    »Also, Kumpel, wie du siehst, weiß meine Frau rein gar nichts. Sie weiß nie was. Sie weiß nie was, wenn ich will, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher