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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nichts weiß. Mach dich vom Acker und stör hier nicht länger.« Der Mann war ruppig, aber er hatte etwas Falsches gesagt, etwas, was der Frau absolut nicht gefiel.
    Leicht lächelnd und arrogant meinte sie: »So ganz ahnungslos bin ich auch nicht, Kalle. Ich versteh schon, was der Herr wissen will.«
    »Aber du sagst es ihm nicht. Du bist brav, ja?« Er wurde immer fieser und immer lauter.
    »Das ist die Frage«, meinte sie gedehnt.
    Plötzlich beugte er sich leicht breitbeinig über sie und schrie: »Also hast du die Sau doch getroffen!«
    »Nein«, antwortete sie fest und sah ihm starr und ohne jede Furcht in die Augen. »Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen, nicht getroffen, nicht mal mit ihm telefoniert.«
    »Du lügst!«, widersprach er tonlos. »Du lügst, wie du immer lügst.«
    Ich spielte keine Rolle mehr, ich war einfach nicht mehr da.
    »Warum sollte ich dich anlügen?«
    »Wann hast du den Rainer getroffen?«, fragte er.
    »Hat sie doch gar nicht«, mischte ich mich ein.
    »Halt die Schnauze!«, befahl er scharf. »Ich kenne sie, sie ist meine Frau und ich habe hier zu bestimmen.«
    »Nicht schon wieder diese Tour«, stöhnte sie matt. Sie war dieses höllische Spiel leid, und das zeigte sie ohne Hemmung. »Hör auf zu saufen! Und weck die Kinder nicht auf mit dieser irren Schreierei.«
    Da schlug er zu. Das heißt, er wollte zuschlagen. Aber sie hatte die Beine schnell hochgezogen und ihm mit voller Kraft in den Unterleib getreten.
    Der Mann wurde gegen eine Vitrine geschleudert, in der Gläser standen. Born landete mit dem Hintern auf dem Möbel und begrub es unter sich. Eine Menge Glas splitterte in einem unangenehm hohen Ton.
    Born wimmerte matt, hielt beide Hände vor seine Männlichkeit. Es musste höllisch schmerzen. Er drehte sich auf die Seite, zog sich zusammen wie ein Fötus, war leichenblass und atmete keuchend. Für Sekunden sah es so aus, als würde er ohnmächtig.
    Agnes stand auf. »Geh in den Garten und reg dich ab.« Ihre Stimme war die reine Verachtung. Dann wandte sie sich zu mir und murmelte: »Ist besser, wenn Sie gehen. Ich bringe Sie zur Tür.«
    Sie lief voran und öffnete die Haustür. Kühl und sachlich bemerkte sie: »Fahren Sie zum Nerother Kopf. Richtung Burgruine. Vorher biegt ein Weg nach rechts in den Wald ab. Da am Waldrand, links hoch, das war unsere Stelle. Vielleicht ist er da. Und wenn Sie ihn finden, sagen Sie mir Bescheid. Manchmal will man ja wissen, wie es einem geht.«
    »Aber Ihr Mann …«
    »Der ist nur ein Schwächling«, sagte sie unendlich müde.
    »Der macht mir keinen Ärger. Der nicht.«
    »Danke«, sagte ich und rannte zu meinem Wagen.
    Ich gab Gas und betrachtete sorgenvoll den Himmel. Das Licht des Tages lag in den letzten Zügen, von Westen her zog eine dunkle Wolkenwand heran. Aber jetzt hatte ich einen konkreten Hinweis, wo Rainer Darscheid sein konnte.
    In einer Landschaft unendlicher Wälder kann man erfahren, dass sich alle Liebespaare zu Beginn ihrer Liebe irgendwo im Grünen treffen. Ich erinnerte mich an einen Mann, der nach dem Tod seiner Frau erzählt hatte, er gehe nicht gern auf den Friedhof, um dann am Grab zu stehen und nicht zu wissen, was er sagen sollte. »Ich gehe immer dahin, wo wir uns zu Beginn trafen. Da kann ich mit ihr reden, da war es schön.«
    Ich versuchte, Rodenstock auf dem Handy zu erreichen, aber nur die Mailbox war am Ruder. Ich erwischte jedoch Emma und teilte ihr mit, dass ich möglicherweise eine heiße Spur hätte. Sie solle Rodenstock das ausrichten, falls er sich meldete.
    Nachdem ich die schmale Straße von Neroth aus nach Daun genommen hatte, hätte ich eigentlich besser links des Weges parken und zu Fuß weitergehen sollen. Aber ich bog mit dem Wagen in den Feldweg ein. Ich hatte das Gefühl, mich beeilen zu müssen, auch wenn es gut möglich war, dass ich mich irrte. Der Weg stieg an und erreichte den Wald, und noch immer konnte ich fahren, ohne in einer Rinne aufzusitzen. Doch ich musste die Scheinwerfer einschalten, und das gefiel mir nicht.
    Ich war noch nicht weiter als zweihundert Meter gekommen, als ich das Auto entdeckte. Tu ihm einen Gefallen, alter Mann, und lass ihn leben!
    Der Wagen stand zwischen zwei hohen Buchen. Ich stellte mein Auto daneben und lief zu Fuß weiter. Schnell erreichte ich die Weggabelung. Rechts ging es hinauf zur Burgruine, links zu jener Stelle, die Agnes’ und Darscheids Lieblingsplatz gewesen war.
    Dann sah ich ihn im Gras hocken, er wirkte sehr verloren in der

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