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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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untersuchte und Steinchen umdrehte, um herauszufinden, was sich abgespielt hatte. Im Nachtlicht wirkte sein Zelt wie der Landeplatz eines geheimnisvollen Flugkörpers: ein weißlich schimmernder, großer Block, in dem ein Schatten wanderte.
    »Der ist ein Verrückter«, murmelte Kischkewitz hinter mir. »Er wird nicht aufgeben, ehe er nicht genau weiß, dass es entweder keine Spuren gibt, oder aber Spuren gefunden hat, die jemanden überführen. Dem ist noch nicht mal wichtig, ob er bezahlt wird. Er sagte zu mir: Ich suche die Wahrheit, nichts anderes.«
    »Sind diese Zeltplanen dicht?«, fragte ich.
    »Na ja, halbwegs. Wir haben Benecke ein paar Kochtöpfe gegeben, in denen er das Wasser auffängt.«
    »Wenn ich früher so einen wie Benecke gehabt hätte«, meldete sich Rodenstock zu Wort, »wären manche Morde nicht so geheimnisvoll gewesen. Wie hast du Rainer Darscheid aufgetrieben, Junge?«
    »Alte Liebe, alte Plätze«, antwortete ich und schlenderte zu meinem Auto. »Man sieht sich.« Ich begann zu frieren. Der Fall Annegret schien auf einmal sehr weit entfernt, bedeutend weiter entfernt als meine Tochter und Vera.
    Als ich meinen Hof erreichte, hatte der Regen aufgehört und die beiden Wandlampen auf der Terrasse brannten. Vera und Clarissa sprachen leise und sehr vertraut miteinander, von irgendeiner Verstimmung war nichts zu spüren.
    »Hallo, Väterchen«, sagte Clarissa munter. »Wie siehst du denn aus?«
    »Ich bin nass geworden«, gab ich Auskunft. »Ich komme gleich.«
    Ich duschte, zog trockene Sachen an, nieste und ging wieder hinunter.
    »Willst du irgendetwas?«, fragte Vera.
    »Ich mach mir einen Tee«, sagte ich. »Braucht ihr noch was?«
    »Nein, danke«, sagte Vera. Sie hatten sich eine Flasche von dem Rotwein aufgemacht, den ich bei Liz und Stephan Treis an der Mosel geholt hatte.
    Ich verließ gerade mit dem Tee die Küche wieder, als Satchmo aus dem Garten ein mörderisches Geheul hören ließ.
    »Halali!«, sagte ich. »Das ist eine Erfolgsmeldung. Wahrscheinlich starb eine Maus, möglicherweise auch eine Ratte vom Bach unten.«
    Das Geheul wiederholte sich und es kam eindeutig vom dicken Holunder am Teich. Das machte mich etwas misstrauisch und ich ging nachschauen.
    Satchmo hockte leicht geduckt vor Friedbert, meinem längsten und dicksten Goldfisch. Er lag mausetot in einem Grasbüschel vor meinem Kater. Oberhalb der Rückenflosse hatte der Stolz meiner Goldfischflotte ein beträchtliches Loch im Körper. Satchmos Augen funkelten, als wollte er sagen: »Habe ich den Sauhund endlich erwischt!«
    »Mörder!«, urteilte ich verächtlich, nahm Friedbert am Schwanz und beförderte ihn in die Bioabfalltonne. Es machte keinen Sinn, mit Satchmo derartige Zwischenfälle zu diskutieren, Diskussionen dieser Art hatte er schon immer streng abgelehnt.
    »Dieser Friedbert hatte eine unselige Angewohnheit«, erklärte ich den Frauen. »Wenn die Nacht hereinbrach, dümpelte er schlaftrunken im Bereich des Niedrigwassers. Das war eben tödlich.«
    Meine Tochter reagierte erstaunlich. Sie pfiff melodiös und richtig. Ich hat’ einen Kameraden … ; ich war mächtig stolz auf sie und ihren eindeutig schwarzen Humor.
    »Geht es dir ein bisschen besser?«, fragte ich.
    Sie sah mich an und wandte dann den Blick zur Seite. »Ich war ziemlich nervös.«
    »Das ist verständlich«, nickte ich.
    »Was hast du in der Welt draußen getrieben?«, fragte Vera.
    »Ich habe den Vater eines ermordeten Mädchens gesucht und gefunden. Und ihr habt vermutlich Schwänke aus euren Leben ausgetauscht.«
    »Clarissa hat mir erzählt, wie das früher in eurer Familie zuging«, erwiderte Vera sanft.
    »Und?«
    »Das war ziemlich schlimm«, murmelte Clarissa. »Du hast Mami und mich ziemlich gequält.«
    »Was habe ich?«
    Vera ging schnell dazwischen. »Ich habe schon gesagt, dass sie dich überhaupt nicht kennt. So, wie du jetzt bist.«
    »Warum klärt sie das nicht mit mir?«
    »Weil sie Angst hat«, stellte Vera fest. »Deshalb ist sie ja hier.«
    »Inwiefern habe ich euch gequält?«, fragte ich.
    »Na ja, du hast getrunken. Immer getrunken. Bis du dann ins Krankenhaus gekommen bist.« Clarissas Stimme war ganz leise.
    »Ja, ich bin ins Krankenhaus gekommen. Aber weshalb? Habt ihr das verstanden?«
    »Weil du vergiftet warst oder so.«
    »Ich wollte mich töten«, sagte ich hart. »Mein Leben war am Ende.«
    »Das könnt ihr heute Nacht nicht mehr klären«, versuchte Vera zu beschwichtigen.
    »Wir müssen das klären«,

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