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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hatte Annegret zuletzt gesehen? Wie hießen die Kinder, die sie auf dem Schulweg begleitet hatten? Und an welcher Stelle genau riss die Rekonstruktion des Weges von der Schule nach Hause ab? War auf diesem Weg alles normal verlaufen? Wenn nicht, was wich von der Normalität ab?
    Das Mädchen musste irgendwie in den Amor-Busch dreihundert Meter oberhalb ihres Elternhauses gelangt sein. War sie freiwillig dorthin gegangen? War sie dorthin gebracht worden? Hatte jemand was beobachtet? Ich brauchte dringend Informationen von der Mordkommission.
    Dann fiel mir ein, dass einige Antworten mit Sicherheit im Internet verzeichnet sein würden. Und zwar in den Ausgaben des Trierischen Volksfreundes der vergangenen Tage.
    Nachdem ich die Strohn’sche Köstlichkeit verschlungen hatte, bewegte ich mich zu meinem Computer und begab mich in die Welt der schnellen Elektronik.
    Normalerweise bin ich sehr misstrauisch, was das Internet angeht, weil elektronische Recherchen immer mit dem Makel des Fünfundsiebzigprozentigen verbunden sind. Nichts geht über ein Gespräch. Andererseits konnte ich Seite um Seite aufrufen und gezielt nach dem suchen, was ich wissen wollte.
    In der Ausgabe von Samstag hatte die Polizei ganz offiziell um Hilfe bei der Suche nach Annegret gebeten und dabei einen Zeitrahmen skizziert, der offenbarte, was man wusste und was unbekannt war.
    Die Lehrerin Doris Groß, einundvierzig Jahre alt, hatte die Klasse am Donnerstag um 12.15 Uhr in die Freiheit entlassen. Die Klassenstärke an diesem Tag lag bei fünfundzwanzig, vierzehn Mädchen und elf Jungen.
    Was dann passierte, war vollkommen unspektakulär: Die Klasse stürmte auf den großen Platz vor der Schule. Sechs Schüler wurden von Vater oder Mutter mit dem Auto abgeholt. Der Rest der Klasse verlief sich in Grüppchen, wie jeden Tag. Die Gruppe, zu der Annegret gehörte, umfasste sieben Schüler und Schülerinnen. Geschlossen marschierten diese sieben in das Zentrum von Hildenstein. Auf der Hauptkreuzung teilte sich die Gruppe. Drei gingen in den Süden der Stadt, die restlichen vier, darunter auch Annegret, liefen auf der Bundesstraße Richtung Norden weiter. Schon nach zweihundert Metern trennten sich auch ihre Wege. Annegret bog allein nach rechts in die stille, eng bebaute Seitenstraße Am Blindert ab. Diese Straße führte sie in einem leichten Linksbogen nach Hause. Die drei anderen Kinder wohnten in einem Gebiet links der Bundesstraße.
    Alle Schüler sagten aus, es habe sich nichts Besonderes ereignet und sie seien sich sicher, dass sich Annegret wie immer auf den direkten Weg nach Hause begeben hatte. Der Weg, den Annegret allein zu gehen hatte, war exakt vierhundertzwanzig Meter lang.
    Irgendwo auf diesen vierhundertzwanzig Metern musste etwas geschehen sein – was, wusste wohl nur der Mörder. Die Polizei hatte in jedem der Häuser vorgesprochen, an denen das Mädchen vorbeigekommen sein musste. Niemand hatte etwas beobachtet, niemand hatte das Mädchen – allein oder in Begleitung – an diesem Donnerstagmittag gesehen. Aber: Jeder Anlieger kannte Annegret. Ein Rentner hatte gesagt: »Ich sehe sie beinahe jeden Tag, wenn ich im Garten arbeite oder die Straße fege. Sie grüßt immer und immer hat sie ein Lachen. Das tut einem alten Mann gut.«
    Bei den letzten Schülern, die sich von Annegret trennten, als sie nach rechts in ihre Siedlung abbog, handelte es sich um ihre Klassenkameraden Kevin S. (14), Anke K. (12), mit Annegret eng befreundet, und Bernard P. (13), ebenfalls nicht nur Mitschüler, sondern auch Freund.
    Anke K. hatte ausgesagt, sie habe sich mit Annegret verabredet. Gegen siebzehn Uhr wollte sie Annegret in ihrem Elternhaus besuchen. Die beiden Mädchen hatten sich ein Videoband von Britney Spears ausgeliehen, das sie sich ansehen wollten. Als Anke in dem Haus Am Blindert eintraf, wurde Annegret schon vermisst.
    Kevin S. und Bernard P. erzählten übereinstimmend, sie hätten sich um sechzehn Uhr am Sportlerheim treffen wollen, um Fußball zu spielen. Das hätten sie auch getan, zusammen mit sieben weiteren Jungen. Die Gruppe traf sich häufig.
    Also vierhundertzwanzig Meter bis zum Tod.
    Im Treppenhaus gab es ein Geräusch, dann stand Clarissa in der Tür, sagte verschlafen Guten Morgen und: »Warum bist du denn schon auf?«
    »Ich habe nicht mehr schlafen können. Wahrscheinlich regt mich der Mord an diesem Mädchen so auf. Wie ich sehe, bist du immer noch eine Frühaufsteherin.«
    »Was ist mit Kaffee?«
    »Du kannst dir in der

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