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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Erfolges bringen, aber dann müssten die Mütter bereit sein, mit mir zu sprechen. Und das war höchst fragwürdig, denn immerhin hatten sie es gewagt, eine Mordkommission hinters Licht zu führen. Und diese Mordkommission würde ab sofort etwas strenger mit ihnen reden. Das würde an ihrem Selbstvertrauen nagen. Das würde aber auch Streit in die Familien bringen, wenn die Väter davon erfuhren. Und die würden davon erfahren.
    Satchmo schlich heran und klagte ausnahmsweise nicht, sondern sprang strikt auf meinen Schoß und rollte sich zusammen.
    Ich sah nichts anderes vor mir als einen Wust von Arbeit. Aber Arbeit ist eben sehr häufig der Weisheit letzter Schluss.
    Ich beschloss, ins Bett zu gehen, und entschied mich für ein paar Seiten in Bill Clintons Buch Mein Leben. Ich las es nicht, um den Mann kennen zu lernen, sondern weil es Aufschluss über ein Rätsel gab: die Politik vor allem der neuen Rechten, die die Bibel plötzlich zum Handbuch der Alltagspolitik machten, gleichzeitig daran tatsächlich ernsthaft glaubten und sich mit der Arroganz der Mächtigen nicht daran hielten.
    Aber Clinton war nicht mein Thema in dieser Nacht, mein Thema lautete Annegret, und Schlaf war unmöglich.
    Ich stand auf, lief erneut im Haus herum, setzte mich schließlich wieder auf die Terrasse und hörte dem Regen zu, der inzwischen leise sein Lied sang.
    Das Mädchen Daniele fiel mir ein, elf Jahre alt, getötet bei Trier in einem kleinen Vorort: An einem Samstag geht sie zusammen mit ihrem wenige Jahre älteren Bruder spielen. Nach einer Weile hat sie keine Lust mehr und macht sich auf den Heimweg. Dabei geht sie an der Bahnlinie entlang, diesen Weg nehmen die Kinder immer.
    Als der ältere Bruder dann Stunden später nach Hause kommt, stellt er erstaunt fest, dass Daniele nicht zu Hause ist. Die Eltern machen sich auf die Suche, vergeblich. Am darauf folgenden Sonntag erstatten sie Vermisstenanzeige. Am Montag wird Daniele dann gefunden. Sie ist nackt und sie ist ermordet, wie jetzt die kleine Annegret erschlagen mit einem Stein.
    Die Sonderkommission, die sofort gebildet wird, ist ungewöhnlich groß. Die Fragestellung lautet bald: Kann jemand, ein Triebtäter zum Beispiel, aus einem Zug heraus auf die Kleine aufmerksam geworden sein? Ist er dann ausgestiegen, hat sich des Kindes bemächtigt und es getötet? Ist es möglich, dass dieser Unbekannte anschließend einfach mit dem nächsten Zug weitergefahren ist? Wird sich der Albtraum einer Mordkommission bewahrheiten, haben es die Mörderjäger mit einem reisenden Triebtäter zu tun?
    Die Mordkommission setzt sich zur Aufgabe, die Zugreisenden ausfindig zu machen und zu befragen. Eine schier unlösbare Aufgabe. Die Männer auf der Suche nach dem Täter schlafen nicht mehr, denken an die eigenen Kinder. Sie erleben auch Hassgefühle, die sie festhalten wie ein tiefes Moor. Die Wehrlosigkeit von Kindern wird deutlich, auch ihre Arglosigkeit und ihr Unvermögen, eine Gefahr zu begreifen. Hinzu kommt ein unglaublicher Druck der Öffentlichkeit.
    Dann meldet sich eine Zeugin: Sie hat einen rothaarigen Mann beobachtet, neben der Bahnstrecke. Daraufhin werden mehr als zweihundert Rothaarige in Trier überprüft. Ohne jedes Ergebnis.
    Die Zeugin wird erneut befragt und der vernehmende Kriminalist hat das Gefühl: Irgendetwas mit dieser Frau stimmt nicht. Dann fällt ihm plötzlich auf, dass die Frau ohne Brille so gut wie nichts sehen kann. Hatte sie die Brille auf der Nase, als sie den Rothaarigen beobachtete? Nein, antwortet sie. Wie sie denn dann zu dieser Aussage käme, fragt der Beamte wütend. Man stellt fest, die Frau ist Alkoholikerin, hat weder einen Rothaarigen noch sonst wen gesehen.
    Als die Kommission längst erschöpft ist und keine Hoffnung mehr hat, gibt es einen scheinbar wirklich Verdächtigen: Ein etwa Vierzigjähriger fährt ständig mit dem Mofa um den Kinderspielplatz. Dann hält er an, lässt eines der Kinder hinter sich aufsteigen und kutschiert es um den Platz. Das geht über Tage so. Die Kommission überprüft ihn: Der Mann ist schwer geistesgestört, kommt als Mörder nicht infrage.
    Wieder nimmt er eines der Kinder mit und fährt zusammen mit dem Kind auf dem Mofa in einen Unterführungstunnel unter der Bahnstrecke. Die anderen Kinder schreien, daraufhin kommt er samt Mofa und Kind aus dem Tunnel.
    Kann er es doch gewesen sein? Kaum, denn sein Geist gibt eine klar umrissene Tat nicht her. Ich erinnerte mich an den Ersten Kriminalhauptkommissar Bernd

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