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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ein Ereignis zu sprechen kommen, das ihr beide gut kennt. Annegret sitzt auf eurer Gartenbank bei Toni auf dem Schoß und Toni hat angeblich eine Erektion. Jedenfalls hast du das so gesehen, Elisabeth. Dein Mann Rainer, der neben dir stand, hat nichts bemerkt. Und wir sollten jetzt herausfinden, ob das, was du gesehen hast, wirklich so war oder ob es nur etwas war, was in deiner Einbildung so sein sollte.«
    Ich dachte eine Sekunde lang, Rainer würde hochfahren und zu brüllen beginnen, um seine Frau zu verteidigen, aber er sackte in sich zusammen, weil er wohl ahnte, was kommen würde.
    Sie wuchs zwei Zentimeter, ihr Rücken wurde ganz gerade. »Moment mal, ich denke, wir wollen über Annegret reden. Stattdessen reden wir darüber, dass ich mir was einbilde. Was soll das?«
    »Du hörst nicht zu«, stellte ihr Mann fest. »Siggi sagt, er will was mit uns abklären. Weil es wichtig ist wegen Annegret. Und du hörst nicht zu und lässt ihn nicht ausreden.«
    Sie drehte den Kopf zur Seite, griff dann zu ihrem Glas und trank einen Schluck.
    »Als ich heute Morgen bei euch war«, begann ich erneut, »haben wir festgestellt, dass Annegret am Donnerstag doch nach Hause gekommen ist. Schob sie ihre Schultasche immer unter ihr Bett?«
    »Nein. Normalerweise stand die Tasche neben dem Schreibtisch«, sagte er.
    »Wo unter dem Bett war die Schultasche? Konnte man sie sehen, wenn man vor dem Bett stand?«
    »Nein. Sie war bis an die Wand geschoben.«
    Ich nahm eine runde, kugelige Crown von Winslow und stopfte sie bedächtig. Dabei sah ich beide freundlich lächelnd an. Ich schmauchte ein wenig vor mich hin und trank einen Schluck Traubensaft. Jemand hatte in einem Buch über Verhörtechniken geschrieben: »Nähere dich deinem Gegner mit Langsamkeit. Wenn er nicht weiß, auf was du aus bist, werde langsamer als langsam. Du wirst spüren, dass sich die Worte in ihm stauen.« Der Mann hatte bestimmt Recht, doch meine bisherigen Erfahrungen in irgendeiner Technik waren gleich null.
    »Kommen wir auf Gustav Mauren zurück«, sagte ich gelassen. »Mauren behauptet, dass die Schweinerei während des Kindersommerfests auf Tonis Wiese nicht stattgefunden haben kann. Mauren war selbst da und kümmerte sich gemeinsam mit Toni um die Kinder. Und er sagt: Keiner der Helfer, auch Toni, habe auch nur fünf Minuten Zeit für sich selbst gehabt.« Ich sah Rainer Darscheid an. Sein Gesicht wirkte kantig und verkrampft.
    »Auch wir waren da«, murmelte er.
    »Und was ist deine Meinung? Kann Toni Burscheid das Mädchen mit ins Haus genommen und dort sexuell belästigt haben?«
    »Völlig unmöglich«, antwortete er tonlos. »Die Zeit, die das braucht, hatte er in der Tat nicht. Ich habe ja beobachtet, wie viel die Helfer zu tun hatten. Mindestens zweihundertfünfzig Kinder tobten da rum.« Seine Zähne mahlten. »Ich weiß, wer behauptet hat, dass Toni mit der Kleinen irgendwelche … irgendwelche Spielchen getrieben haben soll. Das war der Vater Retterath, der Maschinenmeister von Schmitz. Und Schmitz will den Berg. Das weiß doch jeder, dass da ein faules Ding gelaufen ist.«
    »Du hättest mir davon erzählen müssen«, sagte ich sanft.
    »Das hätte geholfen.« Ich dachte, ich werde lieber noch langsamer. »Na ja, vielleicht hat das mit Annegret nichts zu tun, aber es ist doch besser, genau zu wissen …«
    »Ich verstehe das nicht«, unterbrach mich Elisabeth hastig. »Was hat Toni mit dieser Geschichte, also überhaupt … Ich verstehe nicht, wieso wir über Toni reden. Und wieso wir über diesen Mauren reden. Und über das Sommerfest. Das ist schon so lange her.«
    »Glaubst du immer noch, dass Toni deine Tochter getötet haben kann?«, wandte ich schnell ein.
    »Ja«, erwiderte sie. »Bei dem, was über Toni bekannt war, kann er … , er kann es gewesen sein.«
    »Toni hat sich selbst getötet«, sagte Rainer dumpf. »Toni saß in der Falle. Weil ihr Scheißweiber behauptet habt, er macht was mit Kindern. Und nichts ist bewiesen. Niemand war Zeuge, niemand hat irgendwas Konkretes gesehen. Dass Toni bei uns im Garten einen Ständer hatte, hast nur du behauptet. Ich habe es nicht gesehen. Toni hatte ein wachsweißes Gesicht, als du ihn angebrüllt hast. Der war vollkommen fertig. Kapierst du nicht, auf was Baumeister raus will?«
    »Und was soll die Sache mit Annegrets Schultasche unter dem Bett?«, zeterte Elisabeth, schlang die Arme umeinander und barg sie in ihrem Schoß. Dann senkte sie den Kopf: »Ich weiß nur, dass meine Tochter

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