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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nötig gewesen, auch noch Toni Burscheid zu verteufeln, oder? Wir müssen wirklich ganz von vorne beginnen und Toni können wir nicht mehr fragen. Aber dich kann ich fragen. Hast du eine Idee, warum deine Tochter auf Schleichwegen nach Hause geht, den Schlüssel aus dem Versteck nimmt, aufschließt, reingeht, die Schultasche weit unter das Bett schiebt, dann wieder rausgeht, den Schlüssel mitnimmt und wieder verschwindet?«
    »Nein, ich habe doch keine Ahnung.« Sie weinte.
    »Als Toni mit Annegret auf dem Schoß auf eurer Gartenbank saß, hatte er da wirklich eine Erektion?«
    »Ja, verdammt nochmal! Es war so … so schmutzig.« Die Worte kamen zischend und bösartig.
    »Und du glaubst ernsthaft, dass er vor einem Jahr bei dem Sommerfest die kleine Retterath betatscht hat?«
    »Ja.«
    »Wie war das am Donnerstagmittag? Du bist ins Haus gekommen, Annegret war nicht da. Dann hast du gewartet.«
    »Ja! Das habe ich tausendmal gesagt.«
    »Du bist nicht raufgelaufen und hast in ihrem Zimmer nachgesehen?«
    »Nein. Ich habe laut gerufen: Anneschätzchen! Das rufe ich immer. Aber sie war ja nicht da.«
    Ich goss Rainer vom Roten nach, mir vom Traubensaft.
    »Elisabeth, soll ich dir sagen, was da wirklich passiert ist?«
    Sie sah mich nicht an, nickte aber.
    »Also, deine Tochter ist auf welchem Weg auch immer nach Hause gekommen, in das Haus gegangen und hat die Schultasche abgestellt. Dann ist sie verschwunden. Du kamst nach Hause, hast natürlich sofort die Schultasche gesehen. Das Einzige, was ich nicht verstehe, ist, warum du die Schultasche hoch in Annegrets Zimmer gebracht und weit unter das Bett geschoben hast. Annegret jedenfalls hat das nicht getan. Das wäre gänzlich unlogisch, denn sie war in Eile und hatte nicht den geringsten Grund, die Tasche verschwinden zu lassen.«
    Rainer Darscheid hatte beide Hände vor das Gesicht gelegt und wiegte den Kopf hin und her. Er stöhnte: »O nein!«
    »Ich weiß nicht, warum ich das getan habe«, sagte Elisabeth aufschluchzend. »Ich weiß es doch nicht.«

FÜNFTES KAPITEL
    Das Schweigen währte sehr lange. Elisabeth weinte, ihr Mann starrte mit verbissenem Gesicht ins Leere.
    Die Dunkelheit kroch heran, irgendwo suchte Satchmo eine Beute zur Nacht und beklagte laut, dass keine Maus sich freiwillig anbot. Cisco mühte sich am Ufersaum des Teiches ab, einen meiner kostbaren Kois zu schnappen. Er japste verärgert, weil er keinen Erfolg hatte. Zum Glück für die Kois ist er wasserscheu. Meine Kröte quakte verhalten. Die Schwalben schossen durch den Abendhimmel und sammelten Insekten für ihre Kinder.
    »Ich mache dir keinen Vorwurf«, begann ich erneut, »du leidest ohnehin Höllenqualen. Aber jede falsche Aussage führt vom Täter weg. Für die Kripo ist es verdammt wichtig, jedes Detail wahrheitsgemäß zu kennen.«
    »Glaubst du wirklich, dass Toni mit Annegrets Tod nichts zu tun hatte?«, fragte sie.
    »Ja, das glaube ich. Welchen Weg kann Annegret am Donnerstag denn nun benutzt haben, wenn nicht die Straße?«
    »Von der Stelle, wo sie sich von den anderen getrennt hat, gehen zwischen zwei Häusern Trampelpfade ab. Da kommt man durch Gärten und Hinterhöfe, hinter den Häusern, die uns gegenüberliegen.«
    »Benutzte Annegret oft diesen Weg?«
    Elisabeth schürzte die Lippen. »Keine Ahnung.«
    Auch das ist mit Sicherheit falsch!, dachte ich zornig.
    »Lass uns mal gehen«, wandte sie sich an ihren Mann.
    »Ich komme nicht mit!«, entgegnete Rainer Darscheid hart. »Siggi, kann ich bei dir bleiben? Nur diese Nacht?«
    »Selbstverständlich. Du musst zwar unten im Wohnzimmer mit dem Sofa auskommen. Aber das geht bequem.«
    Er versuchte erst gar nicht, seiner Frau etwas zu erklären, obwohl sie sichtlich irritiert war.
    »Ich verstehe das nicht«, murmelte sie. »Aber wenn du das so willst.«
    Er nickte und sah sie nicht an.
    »Tja, dann fahre ich mal.« Sie stand auf und ging zur Gartenpforte. Die Wagentür klappte, sie startete und fuhr vom Hof. Das wirkte alles ganz unspektakulär, schien nichts Besonderes zu bedeuten. Aber ich hatte das Gefühl, dass in diesem Moment das Band zwischen den beiden endgültig zerriss.
    »Ich könnte nicht neben ihr schlafen«, meinte er. »Ich hasse mich selbst dafür. Aber ich könnte es nicht.«
    »Das ist in Ordnung, es ist deine Entscheidung. Willst du noch etwas Wein?«
    »Lieber nicht«, wehrte er ab.
    »In was für einem Umfeld lebt deine Frau eigentlich? Abgesehen von der Freundin in der gleichen Straße. Gibt es da

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