Eifel-Träume
Jedenfalls hat sich die Mutter von Kevin ein Herz gefasst und die Mordkommission angerufen.«
»Sieh mal an, die verantwortungsvolle Frau Schmitz. Und nun weigert sich Ankes Mutter zu verraten, wo sie war?«
»Genau.« Rodenstock lächelte vage. »Natürlich wird Kischkewitz das klären.«
»Und was sagt Ankes Vater?«
»Der hat plötzlich gar nicht mehr mit seiner Frau telefoniert.«
»Komische Sache, nicht wahr?«, tönte Emma.
»Ja. Darf ich mal eben telefonieren?«
»Aber ja«, nickte Rodenstock und reichte mir den Apparat.
Ich wählte Rainer Darscheids Nummer.
»Siggi hier. Ich brauche nochmal deine Hilfe. Bist du gleich zu Hause?«
»Ja.«
»Gut, ich komme.« Ich gab Rodenstock meinen Recherchenbericht: »Für Kischkewitz. Meine letzten achtundvierzig Stunden. Sechzehn Seiten und keine Lösung in Sicht.«
»Hör mal«, meinte Rodenstock verunsichert. »Ich würde schon gern mit dir über Mallorca sprechen. Ich meine, wir richten da auch ein Gästezimmer ein.«
»Rodenstock, mal ehrlich: Du willst nach Mallorca auswandern, die Eifel verlassen. Das kann ich absolut nicht ernst nehmen, denn spätestens sechs Wochen nach deiner Übersiedlung wirst du mich anrufen und mich bitten, dich vom Flughafen abzuholen, weil dir der ständige Sonnenschein auf den Geist geht.«
»Ja, aber …«
»Nix aber. Das ist meine Meinung! Und jetzt habe ich zu tun.« Ich marschierte aus dem Haus und hinter mir flüsterte Emma: »Ich liebe dich, Baumeister!«
Rainer Darscheid stand in der Tür und sagte: »Der Arzt war eben bei meiner Frau. Sie hat eine Spritze gekriegt, sie schläft jetzt. Wir müssen leise sein.«
»Es geht um die Mutter von Anke Klausen. Das stellt sich nun als ähnlicher Fall dar wie der der Griseldis Schmitz und deiner Frau. Auch diese Mutter war in Wahrheit nicht zu Hause, als ihre Tochter von der Schule zurückkehrte. Kennst du die Familie?«
»Na ja, nicht gut.« Er lächelte. »Aber ich weiß, wen ich anrufen muss, um zu erfahren, was da läuft. Ich habe gehört, dass Ankes Vater eine dicke Geschichte mit einer verwitweten Frau angefangen hat. Schon seit langem. Das ist die Stunde der alten Magda. Man nennt sie auch die Schwatzkanone der Vulkaneifel. Du brauchst sie nur anzustoßen und schon legt sie los.«
Er griff nach dem örtlichen Telefonbuch, suchte eine Weile und murmelte dann: »Mal sehen, was sie sagt.« Er wählte eine Nummer und meldete sich dann gemütlich: »Hier ist der Rainer. Ich hab mal eine Frage an dich. Also, da wird ja viel geredet und das meiste stimmt sowieso nicht. Aber hast du auch gehört, dass die Klausens, du weißt schon, der Tischler, nicht mehr zusammen sind? Ich dachte, mich trifft der Schlag!«
Darscheid hielt mir den Hörer hin und ich vernahm das auf- und abschwellende Schnattern eines Papageis, der nicht mehr zu stoppen war.
Darscheid ertrug es, nickte ab und zu, sagte »Nein« und »Ja, ehrlich?« und »Denk dir bloß!«. Das ging etwa zehn Minuten so, dann verabschiedete er sich: »Ich danke dir auch schön!«
»Ich weiß nicht, was dran ist. Magda ist die Erbin eines großen Hildensteiner Vermögens. Und sie hat nichts zu tun, außer herauszufinden, was gerade läuft. Also: Der Papa von der Anke hat was mit einer jungen Frau, die kürzlich Witwe geworden ist. Das ist der Ehefrau zu Ohren gekommen. Und am Donnerstag ist sie vor dem Haus der Konkurrentin aufgetaucht, um mit ihr zu sprechen. Angeblich haben sie sich geeinigt, jetzt hat der Klausen gar keine Frau mehr. Weder die angetraute noch die andere.«
»Das muss Kischkewitz wissen, irgendwo habe ich seine Nummer. Ja, hier.«
Als er sich meldete, erstattete ich Bericht und sagte: »Du kannst davon ausgehen, dass das im Wesentlichen stimmt.«
»Danke«, murmelte er todmüde und fügte nachdenklich hinzu: »Man vergisst immer, dass Kinder ein eigenes, geheimes Leben leben. Wir Erwachsenen gehen einfach davon aus, dass wir unsere Kinder kennen. Dabei kennen wir sie nicht.«
»Bist du weitergekommen? Habt ihr irgendeine Idee?«
»Nein. Der DNA-Test hat nichts gebracht.«
»Rodenstock hat einen Recherchenbericht von mir. Nimm dir den zur Brust, vielleicht bringt es dich weiter. Was ist mit dem Fall Mauren?«
»Wir treten auch da auf der Stelle. Allerdings habe ich bei dem Fall mehr Hoffnung, da gibt es Ansatzpunkte.«
»Wir sehen uns.«
Ich wandte mich wieder an Rainer Darscheid: »Wie geht es dir selbst?«
»Beschissen, wie sonst? Das Haus ist totenstill, meine Frau leidet schwer unter
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