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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wissen Sie das noch?«
    »Klar. Das war an dem Samstag. Samstagmittag kurz vor dem Essen. Am Sonntag wurde Annegret dann gefunden.«
    »Warum haben Sie das gesagt? Nur so?«
    »Nein. Das ist so«, antwortete er gelassen. »Wenn ich an meine Kindheit denke, dann denke ich an Weihnachten mit ein paar Plätzchen und ein paar Bonbons. Und vielleicht mal ein kleines Spielzeug aus Blech oder Holz. Und wenn es ein Ball war, waren wir selig, nicht wahr? Und heute? Die Kinder sind wie … sind wie Heilige. Alles, was sie machen, ist richtig und gut. Alles, was sie wollen, kriegen sie. Und wenn der Nachbarsjunge ein Handy hat, dann muss mein Kind natürlich auch eins haben. Und dann kriegt das Nachbarskind einen Computer, also muss Mama mir auch einen Computer kaufen.« Der alte Mann lächelte mich an, er wirkte ein wenig verunsichert. »Stimmt schon, wir hatten nicht diesen Überfluss, wir hatten wenig und ich kann mich auch an Zeiten erinnern, da hatten wir Hunger, denn unsere Mütter hatten nichts zu essen für uns. Wenn Sie das heute erzählen, lachen die Kinder sich kaputt. Aber ob das richtig ist, dass diese Mütter heute so tun, als müssten sie den Kindern ein Paradies auf Erden bereiten? Ich weiß nicht, das ist nicht gut. Weil … es stimmt nicht.«
    Bleib still, Baumeister, verunsichere ihn nicht. Du musst viel Geduld zeigen und Einfühlungsvermögen.
    Er saß da, trank einen Schluck Wasser und setzte leicht verlegen nach: »Ist doch so, oder?«
    »Das ist so«, nickte ich. »Pitter Göden, Sie haben da eben etwas gesagt: Sie haben den Frauen deutlich machen wollen, dass sie von ihren Kindern wenig wissen. Haben Sie das so gemeint? Ich meine, wörtlich?«
    »Na ja, schon. Vielleicht kann ich ja wirklich nicht mehr mitreden, aber ich weiß doch, was diese jungen Dinger so treiben, wenn ihre Eltern nicht dabei sind.«
    »Was denn?«, fragte ich schnell und schalt mich sofort. Mach es langsam, nicht so aufgeregt!
    »Die kommen nach Hause von der Schule. Dann wird gegessen, dann machen sie Schularbeiten, dann gehen sie raus und spielen oder treffen sich irgendwo. Das ist alles genauso wie damals bei uns. Und die Eltern haben überhaupt keine Ahnung, was die Kinder miteinander reden und treiben. Von den Träumen der Kinder wissen sie nichts und nichts von den Ängsten, nicht wahr? Das wussten Eltern noch nie. Guck mal, die kleine Annegret war ein hübsches Ding. Und die war oft oben im Amor-Busch. Die kannte da oben jeden Grashalm. Verdammt nochmal, ich war als Kind auch oft in dem Gehölz. Weißt du, um was es da geht? Da sagt der Junge zum Mädchen: Zieh dich untenrum aus, damit ich sehen kann, wie du aussiehst. So war das und so ist das doch, oder?«
    »Ja«, stimmte ich mit trockenem Mund zu. »Ja, natürlich. Sie haben also Annegret da oben im Busch gesehen?«
    »Ja, klar. So oft, dass ich es nicht mehr zählen kann. Ich bin doch Rentner, ich hab mein Auskommen. Ich kann sechsmal pro Woche Unkraut jäten oder zehnmal den Hof kehren. Das bringt doch nichts! Ich hab alles sauber genug. Also gehe ich viel spazieren. Und wenn ich gehe, gehe ich links rum und dann rauf in Richtung Busch. Da bist du nach zweihundert Metern in den Feldern und Wiesen. Da kenn ich mich aus, da fühl ich mich wohl. Und immer sehe ich Kinder dort, also ich meine jetzt solche wie die kleine Annegret. Wenn Sommer ist und die Sonne scheint, sind immer Kinder da oben. Wie oft habe ich welche gesehen, wie sie mit Körben da rauf sind. Da haben sie was zu essen drin und was zu trinken. Heutzutage haben sie auch so kleine Geräte bei sich. Mit denen hören sie Musik und tanzen dann rum. Und wenn sie mich sehen, dann rufen sie: Hallo Pitter! Und ich rufe zurück.« Er grinste wieder. »Da im Busch läuft das Leben in zwei Schichten ab, sage ich dir. Mittags und nachmittags die Kleinen und abends die Großen, bei denen es schon richtig zur Sache geht. Und unten stehen manchmal Mütter und starren hoch zum Busch, als würde da ein Drache hausen. Dabei waren diese Mütter genauso wie die Annegret, nur dass sie sich nicht daran erinnern wollen. Die waren alle oben im Busch. Und wenn nicht in dem hier, dann in einem anderen. Irgendein Schwein hat das Mädchen dort oben getroffen und sie totgeschlagen, und das kann ich nicht verstehen.«
    »Welchen Weg nehmen die Kinder denn, um in den Busch zu kommen?«
    »Meistens den über die Altstadtgrundstücke. Ich habe hinterm Haus einen großen Garten, den ich gar nicht mehr richtig bewirtschafte. Ist mir alles zu

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