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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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lästig. Da habe ich Stachelbeeren stehen und Johannisbeeren. Kirschen gibt es auch und jetzt werden die ersten Pflaumen reif. Und wenn die Kinder vorbeizockeln, sage ich denen: Nehmt euch von dem Obst mit, ich kann das selbst nicht alles essen. Je älter sie werden, desto öfter sind sie da oben.«
    »Jungen und Mädchen?«
    »Natürlich Jungen und Mädchen. Darauf kommt es doch an. Sie sind doch neugierig. Waren wir auch, kennen wir doch alles.« Er kicherte unvermittelt. »Der Frau vom Herbert Schmitz ging’s genauso. Ich meine, die ganze Stadt weiß Bescheid und lacht sich kaputt. Ich kenne Annegrets Vater ja ganz gut. Der hat mir erzählt, er hätte die Griseldis mit dem Polen oben hinter der Lustbaracke im Stadtwald gesehen. So was hätte ich auch erzählen können. Ich habe die Griseldis oft gesehen. Und es war auch nicht immer nur der Pole.«
    »Noch einmal zurück zu den Kindern. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben die Suchmannschaften nach Annegrets Verschwinden im Busch nicht jedes Laubblatt umgedreht, weil jeder dachte: Hier wird sie wohl kaum sein.«
    »Genau«, nickte er. »Dabei ist das im Sommer so was wie ein Zuhause der Kinder. Sogar Hausaufgaben machen die da. Aber in den Zeitungen entstand dann der Eindruck, als sei der Busch irgendwas Gefährliches.«
    »Was halten Sie denn von der Überlegung, dass ein vollkommen Fremder dort zufällig auf Annegret gestoßen ist und sie getötet hat?«
    Er wirkte überrascht. »Niemals. Mit dem Auto kommt man da zum Beispiel gar nicht hin. Du könntest höchstens den Feldweg nehmen. Aber wer fährt denn einen Feldweg, wenn er fremd ist und sich nicht auskennt? Hier unten kommst du bis zum Wendehammer, genau vor der Haustür von Annegret. Dann musst du die dreihundert Meter sacht bergan laufen. Du kommst in den Busch nicht rein, ohne gesehen zu werden. Und den Fußweg von oben muss man kennen, da geht kein zufälliger Spaziergänger lang.«
    »Welche Kinder sind denn das, die sich da oben immer treffen?«
    »Na, die Annegret und ihre Freundin, die Anke, der Bernard, Kevin und der Gerd Salm. Der ist schon ein bisschen älter, glaube ich. Das ist so der harte Kern, alles in allem sind das immer acht bis zehn Kinder, die da rumtoben und ihren Spaß haben. Die Kinder werden das der Polente doch genau erzählt haben, oder nicht?«
    »Das wage ich zu bezweifeln«, meinte ich. »Das, denken sie vermutlich, geht nur sie was an. Ich habe noch eine etwas merkwürdige Frage: Haben Sie die Kinder da oben auch mal nackt gesehen?«
    Er geriet ins Grübeln. »Nein«, sagte er dann. »Das nicht. Aber in Badehose und im Badeanzug, also so einem zweiteiligen Ding. Die Mädchen haben ja schon richtig Holz vor der Hütte.«
    »Bikini«, half ich.
    »Genau«, nickte er. »Guck mal, früher bei uns war so was sündhaft. Später hieß es dann: Die Kinder machen Doktorspiele … Halt! Ich kann mich an den letzten Sommer erinnern. Da hatten sie ein Zelt oben. Und, stimmt ja, da waren sie nackt. Klar, jetzt fällt’s mir wieder ein. Als ich dann näher kam, sind alle in das Zelt gerannt und mit einer Badehose wieder rausgekommen. Sie wollten mir wohl zeigen, dass es nix war mit den Sünden.«
    »War in diesem Sommer auch ein Zelt im Spiel?«
    »Oh, mein Gedächtnis. Kann sein, kann nicht sein. Ist aber eigentlich auch egal, oder?«
    »Haben Sie mal mit den Müttern oder Vätern darüber geredet?«
    »Warum sollte ich? Ich werde die Kleinen doch nicht verpetzen.«
    »Jetzt mal ganz in Ruhe, Pitter Göden. Denken wir an jenen Donnerstag zurück. Annegret kommt mittags von der Schule nach Hause, lässt die Schultasche im Haus und geht sofort rauf zum Busch. Sie muss einen Grund gehabt haben, da raufzugehen. Wollte sie jemanden treffen, hat da oben einer gewartet?«
    »Davon würde ich ausgehen. Das ist doch immer so. Allein da oben zu sein ist doch langweilig, das macht so ’n junges Ding nicht. Da werden schon welche gekommen sein.« Ein Ruck ging durch seinen Körper, er starrte mich an und hauchte: »Ach, meinjeh!«
    »Jetzt haben Sie verstanden, Sie wissen, was ich meine. Annegret war wahrscheinlich verabredet. Wer kann da oben gewartet haben?«
    »Tja, das muss jemand gewesen sein, der entweder zwischen den Häusern lang oder von oben aus dem Stadtwald kam. Wenn er aus dem Stadtwald kam, konnte man ihn von hier unten nicht sehen. Und: Er konnte wieder in Richtung Stadtwald verschwinden.«
    »Und wer könnte das gewesen sein?«
    »Gerd Salm«, sagte er sofort.
    »Geht nicht.

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