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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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bemerkte ich einen Nagelkopf in dem neuen Balken. Und zwei lange, feine Linien. »Er hat den Balken auch gestrichen, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Oh, das muss man hier als Erstes. Es gibt Schädlinge, die hier gut gedeihen und das Holz fressen.«
    »Ja«, murmelte ich, nahm einen Stuhl und kletterte dann auf das solide Holzregal, auf dem alle möglichen Küchenutensilien standen. »Wenn es irgendwo ist, ist es hier.«
    Ich nahm den Nagelkopf zwischen Daumen und Zeigefinger und versuchte, ihn zu schieben. Er bewegte sich nicht. Dann zog ich daran – und eine Klappe schwang widerstandslos nach unten auf. Im Balken war ein Hohlraum. Ich griff hinein.
    »Oh, lä lä«, rief Aleca erheitert. »Die Geheimnisse des Franz-Josef Breidenbach.«
    Acht längliche Pakete, jedes so groß wie zwei nebeneinander liegende Briketts, waren mit einem dunkelgrauen textilen Stoff umwickelt.
    Während ich Vera die Pakete anreichte, sagte ich: »Das Zeug kenne ich. Eine Firma im Bergischen stellt das her. Dieser Stoff hält, glaube ich, fünfzehnhundert Grad aus und ist absolut wasserdicht.«
    »Und was macht ihr jetzt damit?«, fragte Aleca, noch immer spöttisch.
    »Wir kaufen uns ein Schleckeis«, sagte Vera.
    Beide Frauen lachten laut und aufgeregt.
    »Ich mache ein Paket auf. Das ist mit irgendwas verklebt«, erklärte Vera dann.
    »Oh, warte«, sagte Aleca und holte ein Küchenmesser.
    »Das Loch ist nun leer. Kein Schriftstück, kein Abschiedsbrief, kein Testament. Absolut nichts.« Ich stieg von Regal und Stuhl.
    »Geld: Tausender, Fünfhunderter, Hunderter.«
    »Jetzt seid ihr reich«, sagte Aleca.
    »Moment mal«, sagte ich. »Eigentlich gehört es dir. Es ist dein Haus.«
    Beide Frauen waren plötzlich still. »Na sicher!«, hauchte Vera dann.
    »Ich will das Zeug nicht«, sagte Aleca heftig. Sie stand auf und murmelte: »Ich gehe weiter meine Mittagsblumen pflanzen. Das ist eine verrückte Geschichte.«
    Eine Stunde später hatten wir das Geld gezählt und saßen etwas verwirrt vor diesem Reichtum.
    »Wir müssen heimfliegen«, sagte ich. »Bemühe du dich um einen Flug, ich melde mich zu Hause.«
    Vera ging und ich rief Rodenstock an.
    »Heh!«, sagte er erleichtert. »Wie steht es im Süden?«
    »Wir haben das Geld gefunden. Es sind siebenhundertsechzigtausend Mark. Wir kommen mit der nächsten Möglichkeit heim.«
    »Sag mir Bescheid, wo und wann ihr landet, ich hole euch ab. Und? Was denkst du jetzt?«
    »Ich denke, Breidenbachs Sohn hat ihn getötet. Er hatte ein sehr starkes Motiv.«
    Rodenstock am anderen Ende schwieg eine Weile. »Was ist mit der Tochter? War sie daran beteiligt, weiß sie es? Wir müssen noch viele Fragen klären, bevor wir uns sicher sein können.«
    »Das ist mir klar. Und wie geht es bei euch in Brück?«
    »Beschissen«, antwortete er trocken. »Aber das erzähle ich euch, wenn ihr hier seid.«
    »Ach, Rodenstock, raus damit«, forderte ich.
    »Na gut. Es gibt ein Buch Vulkaneifelheimat von einem Mann namens Franz-Josef Ferber und es enthält alte Fotos aus dem Landkreis Daun von 1900 bis 1950 ...«
    »Ein sehr schönes Buch«, unterbrach ich ihn.
    »Ja, mag sein«, nuschelte er. »Also, gestern Mittag zieht sich mein Weib in den Garten zurück und blättert darin. Plötzlich steht sie restlos erschüttert vor mir und sagt: Ich will das Haus nicht mehr, Rodenstock! Was ist passiert?,
    frage ich. Es stellt sich heraus, dass auf Seite 120 dieses Buches ein Foto aus Heyroth zu sehen ist. Es zeigt die Familie des Volksschullehrers Barbie. Und es zeigt einen kleinen Jungen namens Klaus Barbie. Der gleiche, der im Zweiten Weltkrieg als Schlächter von Lyon berühmt wurde. Jetzt sagt die Jüdin an meiner Seite: Ich will das Haus nicht, ich will nicht nach Heyroth. Emma ist völlig am Ende.«
    »Ach, du Scheiße«, murmelte ich. »Na ja, ich rufe an, wenn wir wissen, wo wir landen. Sollen wir das Geld mitbringen?«
    »Ja klar«, antwortete er.
    Vera kehrte mit der Nachricht zurück, dass wir schon am Abend Platz in einer Maschine nach Frankfurt bekommen könnten. Ich erzählte ihr von Emmas Kummer und sie war ebenso betroffen wie ich.
    Nachdem wir uns von Aleca verabschiedet hatten, brachen wir auf. Wir gaben den Wagen ab, hockten im endlosen Strom der Touristen in Iraklion und waren erschöpft. Vera schlief im Flugzeug wieder die ganze Zeit, den Kopf an meiner Schulter.
    Die Menschen um mich herum tranken viel, lärmten, fanden alles Mögliche sehr witzig und ein fetter kleiner Junge verhandelte mit

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