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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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mein Deutsch ist schrecklich schlecht. Aber sie schienen sich gut zu kennen. Und ich habe nur mitgekriegt, dass dieser Mann auf dem Foto hier Geld von Breidenbach wollte. Breidenbach benahm sich abweisend. Dann habe ich eines späten Abends den Mann erwischt, wie er versuchte, in das Haus von Breidenbach und Schwed zu kommen. Er fummelte an dem Schloss herum. Ich habe ihn rausgeschmissen.« Sie lachte in der Erinnerung.
    »Und Breidenbach wollte jetzt im Herbst kommen und sein Haus fertig bauen?«, fragte Vera.
    »Richtig. Er hat mich vor etwa sechs Wochen angerufen und gesagt: Aleca, noch in diesem Jahr werde ich dein Nachbar. Mein Weihnachtsbaum wird ab sofort immer in Griechenland stehen.«
    »Hat er einen Aluminiumkoffer unter seinen Gepäckstücken gehabt?«, fragte ich.
    »Das weiß ich nicht. In dem Haus, das er hier gemietet hat, steht nichts, es ist leer. Ich habe sauber gemacht, daher weiß ich das.«
    »Also jeden Tag Aufbruch in Richtung Pefki, richtig?«
    »Genau. Aber das ist eigentlich nichts Besonderes. Leute, die gern wandern, benutzen immer den Weg nach Pefki, um in die Berge zu kommen.«
    Wir wurden gestört. Erst erschien ein Schweizer Ehepaar, das stolz vier Fische zeigte, die es irgendwo im Meer geangelt hatte. Dann ein belgisches Paar, das eine Stunde lang davon erzählte, wie es ihnen in Bangkok und im Hindukusch ergangen war, in Thailand und auf Borneo. Die Frau raspelte unentwegt: »Und die Menschen, sage ich euch, sind so was von liiiiehhb!« Später stellte sich heraus, dass das Paar sich trennen wollte und auf einer Weltreise die Frage zu beantworten suchte, ob sie es vielleicht doch noch mal miteinander versuchen sollten.
    Als wir durch die hereinbrechende Nacht zu unserem Haus gingen, fragte Vera: »Müssen wir eigentlich wirklich nach diesem blöden Geld suchen?«
    »Ja«, bestimmte ich. »Wenn wir es nicht tun, kommen andere her. Also, warum sollen wir es nicht probieren? Wir geben uns einfach einen Tag Zeit. Dann fahren wir wieder.«
    »Ich würde gern wiederkommen.«
    »Ich auch.«
    Wir duschten, weil es immer noch so warm war. Wir legten uns nackt auf das Bett, wir klammerten uns aneinander, aber wir liebten uns nicht. Die Stimmung war gekippt, Trostlosigkeit machte sich breit.
    Wir wachten früh auf und aßen die Reste der Mahlzeit, die noch vom Vortag übrig geblieben war.
    Als wir draußen in der Sonne standen, starrten wir erst einmal die Schlucht hinauf, in der möglicherweise das versteckt war, was wir suchten.
    Den ersten Kilometer liefen wir auf einem ordentlichen Schotterweg, aber irgendwann wand er sich am jenseitigen Hang hinauf. Wir verließen ihn und gingen durch das Flussbett, das von gewaltigen, abgeschliffenen Felsen umgeben war.
    »Worauf müssen wir eigentlich achten?«
    »Such nach einer Höhlung. Und zwar in einer Höhe, die oberhalb jedes voraussichtlichen Wasserstandes liegt, also mindestens zwei bis drei Meter hoch. Und noch etwas:
    Wenn Breidenbach das Geld hier irgendwo versteckt hat, dann wahrscheinlich an einem Ort, an dem eine natürliche Lüftung möglich ist. Natürliche Lüftung heißt, dass die Scheine zwar nass werden können, aber auch wieder trocknen, wenn der Wind hindurchfährt.«
    Wir vermuteten das Versteck an mindestens zwanzig Stellen, Höhlungen, Spalten, Felsbändern. Wir fanden nichts. Nach zwei Kilometern wollten wir aufgeben, weil es immer hoffnungsloser erschien, in einer Steinwüste einen bestimmten kleinen Stein zu finden, dessen Aussehen wir nicht mal kannten. Ich fragte mich, ob Breidenbach bestimmte Landmarken als Orientierungshilfe zur Bedingung seines Versteckes gemacht hatte: große Felsen mit charakteristisch stehen Pinien, vielleicht einen Schatten, der zu einer bestimmten Zeit seinen Schatz bedeckte oder auf ihn hinwies. Dann dachte ich, dass Breidenbach so etwas nicht gebraucht hatte. Da er jahrelang hier herumgewandert und – gekraxelt war, konnte das Geld überall sein. Und überall hieß: irgendwo im Umkreis von fünfzig oder hundert Quadratkilometern oder noch mehr. Kreta ist groß.
    »Wir müssen nicht nach Löchern suchen«, murmelte Vera plötzlich. »Wir müssen Stellen finden, an denen er mit Holger Schwed Liebe machte.«
    Ich verstand zwar die Logik nicht, aber vielleicht war das eine Möglichkeit. »Hast du so eine Stelle gesehen?«
    »Ja. Aber da sind wir längst vorbei. Ungefähr fünfhundert Meter hinter uns.«
    Wir gingen also zurück. Vera zeigte mir den Platz, den sie meinte. Da befand sich, umgeben von

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