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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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dafür zu töten.«
    Welscher sah sie beeindruckt an. Dass dieses kleine, unscheinbare Persönchen geholfen hatte, den Krieg schneller zu beenden, überraschte ihn. »Aber das ist doch ganz was anderes«, wandte er ein. »Damals war Krieg.«
    Sie legte ihre Hände ineinander. »Es kommt auf die innere Einstellung an, auf das, woran man glaubt, für was man einsteht. Wenn man felsenfest von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt ist, will man alles tun, um seinen Idealen näher zu kommen. Für denjenigen, der kämpft, ist immer Krieg.«
    Da war was Wahres dran, das musste Welscher zugeben. »Aber konkrete Namen haben Sie nicht zufällig für mich? Hat Ihr Sohn vielleicht mal fallen lassen, von wem er sich bedroht fühlt?«
    »Warten Sie mal.« Sie stand auf und verließ mit schweren Schritten die Küche. Kurz darauf kam sie zurück und legte einen ausgeschnittenen Zeitungsbericht vor Welscher auf den Tisch. »Zwei Wochen ist das jetzt her«, erklärte sie, »aber lesen Sie selbst.« Sie setzte sich und sah ihn aufmunternd an.
    Welscher sah auf das Bild, das zum Bericht gehörte. Eindeutig Bauernfeinds Haus, von der anderen Straßenseite aufgenommen. Auf die weiß verputzte Hausfront hatte jemand in roter, schmieriger Schrift »MÖRDER!« gesprüht. »Bauernfeind wieder in der Kritik«, lautete die Überschrift. Welscher überflog den Bericht. Inhaltlich wiederholte der Reporter nur die Dinge, die über Bauernfeind allgemein im Umlauf waren. Alles war sachlich geschildert, das Für und Wider von Sterbehilfe wurde neutral abgehandelt. Über die Schmierereien empörte sich der Reporter jedoch maßlos. Die Wörter »Anarchie« und »Sachbeschädigung« kamen mehrmals vor. Welscher amüsierte das. Die heile Eifeler Welt hatte einen Riss. Willkommen in der Wirklichkeit. »Wissen Sie, ob man den Sprayer gefasst hat?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Soviel ich weiß, nicht. Aber vielleicht ist es ein Anhaltspunkt.«
    Welscher bezweifelte das, sprach es aber nicht aus. Warum sollte sich Bauernfeind mitten in der Nacht in Wachendorf mit einem ideologischen Gegner treffen? Niemand rennt seinen Feinden einfach so in die Arme, wenn er es verhindern kann. Das passte nicht zusammen. Hinzu kam, dass Bauernfeind kein Missionar war, dem es um die einzelne Meinung ging. Als Lobbyist benötigte er die Öffentlichkeit und kein einsames Plätzchen am Arsch der Eifelwelt. Er schob den Bericht über den Tisch, stutzte aber, als sein Blick noch mal das Foto streifte. Er nahm den Artikel wieder hoch und schaute genauer hin. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier um einen Zufall handelte? »Darf ich den Bericht eine Weile behalten?«, fragte er höflich, obwohl er ihn am liebsten an sich gerissen hätte und damit zu Fischbach gestürmt wäre.
    »Sicher doch.« Frau Bauernfeind beugte sich vor und griff nach seinen Händen. Ihre ledrige Haut fühlte sich warm und trocken an. Sie blickte ihn aus traurigen Augen an. »Finden Sie den Mörder meines Sohnes, Herr Kommissar, bitte! Er war kein schlechter Mensch, auch wenn viele darüber anders urteilen.«
    Welscher nickte. Mütter verzeihen alles, dachte er, immer bleibt man Kind für sie. Vielleicht sollte er doch mal … Er zwang sich zur Ordnung und verabschiedete sich. Erst die Arbeit. Später konnte er sich immer noch um seine privaten Baustellen kümmern.
    * * *
     
    Ungerer begrüßte ihn mit einem schlaffen, feuchten Händedruck. Verstohlen wischte Welscher seine Hand an der Hose ab. Dabei wurde ihm bewusst, dass er seit der Flucht aus seiner Wohnung dieselbe Kleidung trug. Er nahm sich vor, bald nach Euskirchen zu fahren und sich im Kaufhof mit einem Satz frischer Wäsche einzudecken. Er rieb sich über die Wange. Rasieren war auch mal wieder nötig, obwohl er keinen sonderlich starken Bartwuchs hatte.
    Fischbach gab Welscher einen kurzen Überblick. »War das vorhin Bauernfeinds Mutter?«, fragte er abschließend.
    »Ja. Eine sehr tapfere Frau. Ihre Tochter ist auf dem Weg und wird sich um sie kümmern.«
    »Gut so«, brummte Ungerer.
    »Hör mal, Uwe«, sagte Fischbach. »Kannst du uns eins der Projektile überlassen?«
    Ungerer sah ihn fragend an. »Was willst du denn damit?«
    »Du wirst sicher von dem Mord an dem Gartenzwergkönig aus Kall, Bruce Baron, gehört haben. Bauernfeind und er kannten sich. Ich will sehen, ob es Zusammenhänge gibt.«
    Ungerer winkte eine Kollegin heran, die gerade durch den Flur ging. »Der Kollege bekommt

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