Eifelbaron
wie ich über die Runden kommen soll.« Wütend drückte sie die halb aufgerauchte Zigarette im Aschenbecher aus, nur um sich sofort eine neue anzuzünden.
Fischbach wunderte sich, dass sie gerade einem wildfremden Polizeibeamten ihr verkorkstes Leben beichtete. Hatte sie keine Freundin, die ihr helfend zur Seite stehen konnte?
»Sie sollten mit jemandem darüber sprechen und Ihren Ärger nicht in sich hineinfressen«, riet er ihr.
Wütend drückte sie auch die gerade angerauchte Zigarette im Aschenbecher aus. »Unsere Freunde haben schnell das Weite …«, sie brach ab und machte eine wegwerfende Geste.
Fischbach schüttelte den Kopf. Ihn erinnerte das an einen Liedtext von BAP: »Wer alles, wenn es dir klappt, hinter dir herrennt, deine Schulter klopft, wer dich nicht alles hofiert, sich, ohne rot zu werden, dein Freund nennt und dich tags drauf ganz einfach ignoriert.«
Verdammt lang her, dass er diesen Titel zum letzten Mal gehört hatte. Da ihm nichts Tröstendes einfiel, kam er zu seinem Anliegen zurück. »Warum haben Sie im Wäldchen eine Kerze angezündet?«
Frau Sieper fummelte nervös an ihren Fingernägeln herum. »Haben Sie mich da auch gesehen?«, wich sie aus.
»Nein«, gestand Fischbach. »Aber Ihr Corsa ist mir aufgefallen, als ich den Tatort noch mal untersucht habe.«
»Wer sagt Ihnen denn, dass ich die Kerze aufgestellt habe?« Sie lehnte sich zurück, ließ die Arme lässig über die Lehnen hängen. Eben noch wirkte sie verletzt und verbittert, jetzt erleichtert. Diese Berg- und Talfahrt der Gefühle irritierte Fischbach.
»Indizien«, antwortete er.
Sie lehnte sich wieder vor und lächelte zum ersten Mal, seit er die Wohnung betreten hatte. »Ich war es nicht.«
Sie lügt, schrillten bei Fischbach alle Alarmglocken, nur: warum? »Kennen Sie eigentlich Adolf Bachem?«, lenkte er das Gespräch in eine andere Richtung.
»Den Förster?«
Er nickte.
»Ach Gott.« Sie warf die Arme in die Höhe. »Wie man sich so kennt in dem kleinen Nest hier. Guten Tag und auf Wiedersehen, mehr war da bisher nicht.«
»Er geht jeden Tag dieselbe Route durch den Wald.«
»Weiß hier jeder«, gab sie zu. Sie senkte die Stimme. »Man sagt, dass es ihm nicht gut geht.« Sie tippte sich an die Stirn.
Fischbach ließ diese Bemerkung unkommentiert und stand auf. Aus der Brusttasche seiner Lederweste nestelte er eine Visitenkarte hervor und legte sie auf den Tisch. »Falls Ihnen noch etwas einfällt«, sagte er und ergänzte dann: »oder Sie einfach reden wollen.«
»Mama!«, rief einer der Jungs von oben. »Kommst du bald?«
Sie stand auf und geleitete ihn zur Tür.
Als Fischbach auf seiner Harley saß, bemerkte er, dass sie hinter dem Küchenfenster stand und ihn beobachtete.
* * *
Welscher saß hinter Fischbachs Schreibtisch und fluchte leise. »Dieser Nickel! Was hat der nur für ein Passwort?«
Er versuchte »Nickel«. Wieder meldete der Computer eine falsche Eingabe. Allein kam er einfach nicht weiter. Er setzte sich an seinen eigenen Schreibtisch und rief Bianca Willms an.
»Bianca, ich bin’s, Jan.«
»Jan!«, rief sie freudig.
Welscher schloss die Augen und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. Irgendwann musste er es ihr sagen. Doch im Moment wäre es ein schlechter Augenblick. »Du hör mal, ich hab da ein besonderes Problem.«
»Ja?«
»Ich habe eine Wette mit Hotte laufen. Es geht um sein Passwort.«
»Passwort?«
»Genau. Also, ich, äh … soll sein Passwort knacken.«
»Knacken?«
»Äh, genau.« Welscher konnte selbst nicht glauben, was er hier in das Telefon stotterte.
»Komische Wette«, meinte Bianca Willms skeptisch.
Er lachte unsicher. »Worauf Männer halt so kommen.«
»Und warum erzählst du mir das?« Der freudige Klang war aus ihrer Stimme verschwunden.
»Es ist so, ähm, ich bin tief beeindruckt, was du so alles mit Computern …«
»Vergiss es«, unterbrach sie ihn barsch. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mich hinsetze und unser eigenes System hacke.«
Plötzlich war Welscher die ganze Situation peinlich. Bianca Willms’ Zustimmung hätte sie den Kopf kosten können. »Du hast recht«, sagte er rasch, »ich … ach weißt du, ich wollte einfach nur mal mit dir telefonieren und ein wenig scherzen. Wette, ha ha«, lachte er gekünstelt. »Du hast mir das doch nicht abgenommen, oder?«
Sekundenlang hörte er nichts. Dann seufzte sie und sagte: »Da bin ich aber froh.« Ihre Stimme klang jetzt wieder freundlicher. »Für
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