Eifelbaron
zwischen zehn Uhr abends und zwei Uhr am frühen Morgen festgelegt. Somit können wir davon ausgehen, dass das zerbrochene Ziffernblatt tatsächlich genau den Zeitpunkt anzeigt, an dem Bauernfeind ermordet wurde. Aber ihr wisst ja alle, wie ungenau das Ganze ist.«
»Damit hatte der Täter Zeit genug, um gegen halb zwei Bauernfeinds Haus in Einruhr auseinanderzunehmen«, stellte Welscher fest.
Bönickhausen stand auf und schüttete sich frischen Kaffee ein. »Ich denke, wir sollten in diese Richtung weiterermitteln. Das passt alles zusammen. Und vielleicht finden wir tatsächlich einen Zusammenhang mit dem Mord an Baron.«
Feuersänger lehnte sich nach hinten. Seine Augen spielten Roulette und kreiselten wie Kugeln. »Ich kann euch ja mal erzählen, was meine ballistischen Untersuchungen der Projektile ergeben haben.«
Bönickhausen hörte auf, in seinem Kaffee zu rühren. »Bist du damit schon fertig?«
Feuersänger grinste zufrieden. »War doch dringend, oder?«
»Hast du auch schon was zu den Reifenspuren?«, fragte Fischbach.
Feuersängers Augen blieben plötzlich stehen. »Glaubst du, ich kann zaubern? Weißt du, was das für eine Arbeit ist, die Geschosse zu vergleichen? Riefen lesen ist ein schwieriges Handwerk«, ereiferte er sich. »Da kannst du nicht nebenbei noch bügeln und die Kinder hüten. Und ist man fast fertig damit, kommst du schon mit der nächsten angerannt.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte.
Fischbach holte tief Luft. Er hatte ihm den großen Auftritt vermasselt. Sicher hatte Feuersänger ein dickes Lob erwartet. »Jetzt hab dich doch nicht so. Machst du die Reifenspuren eben später.«
»Ich weiß nicht, ob ich heute noch dazu komme«, sagte Feuersänger trotzig.
»Dann eben morgen«, bot Fischbach an.
Feuersänger entspannte sich ein wenig. Er legte die Unterarme auf den Tisch. »Morgen bestimmt.«
Fischbach atmete innerlich auf. Die Klippe war umschifft. Auffordernd sah er Feuersänger an. Der kostete die Situation aus und wartete mit der Antwort. »Sie stammen aus derselben Waffe. Alle drei Geschosse«, gab er endlich preis. Seine Augen rotierten jetzt wieder.
Alle sprachen plötzlich durcheinander. Fischbach klopfte mit der flachen Hand dreimal auf den Tisch. »Meine Herren, bitte.«
»Und Damen«, ergänzte Doris Schmitz-Ellinger und verzog die Mundwinkel.
Fischbach überging die Bemerkung. Er akzeptierte seine Kolleginnen voll und ganz. Doch überall und immer die weibliche und männliche Anrede zu gebrauchen, blähte seiner Meinung nach das menschliche Miteinander unerträglich auf.
Es wurde wieder ruhig im Raum, und Fischbach atmete tief durch. »Wenn wir voraussetzen, dass die Waffe nicht durch verschiedene Hände gewandert ist, dann haben wir es mit ein und demselben Täter zu tun. Damit ist Bertrand zunächst raus aus der Sache. Er saß schließlich zur fraglichen Zeit bei uns ein.« Er griff nach dem Telefon und wählte. »Fischbach hier. Lass den dicken Belgier laufen … Ja, du hast richtig gehört, freilassen.« Er legte auf. »Jetzt heißt es, Verbindungen zwischen Baron und Bauernfeind zu suchen. Eine davon wird uns zum Täter führen.«
»Dazu kann ich etwas beitragen«, sagte Welscher und legte Körners Foto auf den Tisch. Er erklärte den anderen, was auf dem Abzug zu sehen war. Dann tippte er auf das Kennzeichen. »Der Bentley gehört Baron, kein Zweifel. Die Buchstaben und Zahlen sind klar zu erkennen.«
»Ja gut, aber was ist daran so ungewöhnlich?«, wollte Doris Schmitz-Ellinger wissen. »Wir wissen doch, dass die beiden sich kannten.«
Welscher gab Andrea Lindenlaub das Foto, die es betrachtete und weiterreichte. »Bauernfeind hat uns gesagt, dass er Baron nur ein einziges Mal persönlich begegnet ist. Und das vor Wochen. Er hat also gelogen. Denn das Bild wurde letzte Woche aufgenommen.«
»Und welche Schlüsse ziehen Sie daraus?«, erkundigte sich Doris Schmitz-Ellinger.
Welscher verschränkte die Arme. »Ich persönlich halte es für möglich, dass Bauernfeind dem todkranken Baron entgegen seiner Aussage Sterbehilfe vermittelte.«
»Die war dann aber ziemlich grausam«, urteilte Büscheler. »Und wenn Bauernfeind den Killer auf Barons Verlangen hin bestellt hatte, warum wurde er dann wenig später selbst getötet?«
Welscher zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sollte er als unangenehmer Zeuge beseitigt werden.«
»Jans Theorie geht meiner Meinung nach in die richtige Richtung, wenn ich das sagen darf.«
Fischbach
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