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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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setzte den Helm auf. »Armer Kerl«, murmelte er und winkte Sigrid zum Abschied zu.
    * * *
     
    Die Redaktion des Stadt-Anzeigers in der Berliner Straße in Euskirchen war nur einige hundert Schritte vom Kaufhof entfernt. So verlor Welscher nicht viel Zeit, als er sich vor dem Besuch mit zwei neuen Jeans, einer Zwanzigerbox Unterhosen, vier hellblauen Hemden und einem Paket grauer Socken eindeckte.
    Mit der riesigen Einkaufstüte in der Hand eilte er durch die Fußgängerzone und überquerte die Neustraße. In einem schlichten mehrstöckigen Gebäude gegenüber dem C&A fand er die richtige Klingel. Bevor er sie drücken konnte, schwang die Tür auf und ein weißhaariger Mann in Cordhose und abgewetzter Lederweste begrüßte ihn. »Sie sind sicher der Kommissar.«
    Welscher nickte und gab ihm die Hand. Das Alter des Reporters schätzte er auf Anfang sechzig.
    »Hans-Peter Körner«, stellte sich der Mann vor und trat auf die Straße. Er stopfte sich eine Pfeife. »Aus dem Anruf vorhin habe ich geschlossen, dass die Zeit drängt. Wenn ich mir Sie jetzt aber so ansehe, scheint es ja nicht mehr ganz so eilig zu sein.« Er wies mit dem Mundstück seiner Pfeife auf die Tüte in Welschers Hand. »Da werden Sie mir sicher ein Pfeifchen gönnen.« Er setzte den Tabak in Brand und paffte seelenruhig.
    Welscher wartete geduldig. Auf ein paar Minuten kam es wirklich nicht an.
    »Ich komme eben aus Wachendorf zurück«, sagte Körner und blies eine große blaue Wolke aus, die sofort vom Wind davongeweht wurde. »Wird eine schöne Schlagzeile werden. Ihr Interesse an meinem Artikel von letzter Woche hängt wohl irgendwie damit zusammen.« Es klang wie eine Feststellung. Doch Welscher wusste, dass Körner ihn aushorchen wollte.
    »Sicher wird es bald eine Pressekonferenz geben«, sagte er freundlich.
    »Bauernfeind war kein einfacher Mensch. Ein Fundamentalist, der die Leute vor den Kopf stieß. Musste ja irgendwann so kommen.« Körner stützte den rechten Ellenbogen auf seine linke Hand und sah in die Ferne.
    »Fallen Ihnen Namen ein?«, fragte Welscher und nahm die Tüte in die andere Hand.
    Körner lachte. »Unzählige. Vom Papst angefangen.«
    »Würden Sie mir die anderen auch noch preisgeben?«
    Nachdenklich zog Körner an dem Mundstück der Pfeife. »Weiß nicht.«
    Welscher wusste, auf was das hinauslief. Quid pro quo. Doch er war nicht befugt, Informationen an die Presse weiterzugeben. Er konnte sich also nicht auf einen Kuhhandel einlassen. Darüber hinaus glaubte er auch nicht, dass Körner Informationen vorlagen, auf die sie nicht ebenso gut selbst zugreifen könnten.
    »Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren«, sagte er daher unbestimmt. »Wir sind sicher, dass wir den Mörder bald haben.«
    Körner lachte laut auf und klopfte seine Pfeife an der Hauswand aus. »Sie gefallen mir.« Seine Augen blitzten amüsiert. »Sie können dichthalten. Kann nicht jeder in Ihrer Branche.« Er legte Welscher feierlich eine Hand auf die Schulter. »Ich spüre, dass dies der Beginn einer großen Freundschaft ist.«
    Welscher schmunzelte. Tatsächlich fand er den alten Kerl sympathisch. Er erinnerte ihn an seinen Onkel Jupp, der trotz eines im Krieg verlorenen Beins immer für einen Spaß zu haben gewesen war.
    »Einer wunderbaren Freundschaft«, stellte Welscher das Zitat richtig.
    Körner lächelte. »Richtig. Wollte Sie nur testen. Folgen Sie mir.« Er drückte die Tür auf und wiederholte: »I think this is the beginning of a beautiful friendship.«

DREIZEHN
     
    Wieder führte Fischbachs Weg ihn nach Kreuzweingarten. So oft wie in dieser Woche hatte er das Dorf knapp sieben Kilometer südlich der Kreisstadt noch nie angesteuert. An der Heilig-Kreuz-Kirche, deren weiße Fassade im milchigen Licht der von Wolken verdeckten Sonne heute stumpf wirkte, bog er rechts in die Antweiler Straße ab. Er folgte dem Straßenverlauf an der Stützmauer entlang den Hügel hinauf. René Sieper, der Halter des weißen Corsa, wohnte im Mersbachweg, einer Abzweigung der Straße Am Römerkanal. Rechts ein paar Bäume, links frei stehende Einfamilienhäuser, wie an einer Kette aufgereiht. Fischbach ließ seine Harley langsam rollen. Adolf Bachem, der Förster, der Baron gefunden hatte, wohnte gleich um die Ecke. Ob es da einen Zusammenhang gab?
    Siepers Haus war als einziges mit roten Dachziegeln eingedeckt. Zufrieden stellte Fischbach fest, dass der weiße Corsa in der Einfahrt parkte. Er stellte seine Maschine dahinter ab und ging durch den

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