Eifelbaron
einen kurzen Moment dachte ich wirklich, du wolltest mich zu etwas Unredlichem überreden.« Sie lachte.
Erleichtert stieß er Luft aus. »Gut, nicht?«
»Mach das ja nicht wieder.«
»Nein, sicher nicht, versprochen.« Er betrachtete das Foto von Bauernfeinds Haus, das Hans-Peter Körner ihm mitgegeben hatte und auf dem das Kennzeichen des Bentley noch nicht anonymisiert war. Es lag neben dem Monitor. Er zog es heran. »Eigentlich rufe ich wegen einer ganz anderen Sache an. Hast du in deinen Unterlagen irgendwo das Kennzeichen von Barons Wagen?«
»Bestimmt. Warte mal.«
Er hörte sie tippen. »EU-BB 01«, sagte sie.
Welscher kontrollierte das Kennzeichen. »Treffer«, sagte er erfreut. »Du hast mir eine Halterabfrage erspart.«
»Bei so etwas helfe ich gerne«, säuselte Bianca Willms.
Vorsicht, Flirtalarm, leuchtete es in dicken Lettern in Welschers Hinterkopf auf. »Äh, ja, danke«, stammelte er. »Vielen Dank. Wir sehen uns gleich«, schob er nach und legte auf.
Er setzte sich wieder auf Fischbachs Stuhl. »Harley«, »Eifel«, »Kommern« und »AC/DC« waren seine nächsten erfolglosen Eingabeversuche.
Ärgerlich schob er die Tastatur fort. »Mist. Dieser Nickel, dieser verdammte.«
»Nickel ist nett«, sagte Fischbach, der gerade hereinrauschte. Erschrocken zuckte Welscher zusammen und räumte den Stuhl.
Fischbach setzte sich und berichtete von seinem Besuch bei Frau Sieper. »Armes Mädel«, sagte er zum Schluss. »Die wird es nicht einfach haben. Zwei Kinder und ein Haus.«
»Und? Was meinst du? Hat sie etwas mit der Sache zu tun?«
Fischbach zog den Mund schief. »Weiß nicht recht. Sie hat sich schon seltsam benommen. Diese Gefühlswandlungen von jetzt auf gleich waren schon auffällig.«
»Soll bei Frauen vorkommen«, gab Welscher zu bedenken.
Fischbach schmunzelte. »Hätte ich von dir nicht erwartet.«
»Was?«
»So einen Machospruch.«
»Hat damit gar nichts zu tun«, verteidigte Welscher sich. »Es ist doch wirklich so, dass Frauen ihre Gefühle offener zeigen.«
»Mag sein«, wiegelte Fischbach ab. »Ich habe auf jeden Fall ein Riesenproblem, mir diese kleine, zierliche Frau als Mörderin vorzustellen. Ganz davon abgesehen, dass mir kein Motiv einfallen will.«
»Mörderin, hm? Da laufen deine Gedanken aber irr. Auf die Idee bin ich überhaupt noch nicht gekommen. Meine Überlegungen gingen eher in die Richtung, dass sie vielleicht etwas mit Baron am Laufen hatte«, sagte Welscher.
Fischbach schüttelte den Kopf. »Dann hätte Baron sie doch in seine Fotosammlung aufgenommen. Und da war keine, die ihr ähnelte.«
»Du hast wohl ganz genau hingesehen«, frotzelte Welscher. »Ich habe die Frauen, die da digitalisiert wurden, nicht mehr so gut in Erinnerung.«
Fischbach verdrehte die Augen. »Ich kann mir ja alle noch mal anschauen, sicher ist sicher.«
»Sicher ist sicher, schon klar.« Welscher zog mit dem Zeigefinger sein Unterlid nach unten. »Alter Fuchs, du.«
Fischbachs Ohren färbten sich dunkelrosa. »Dienstlich wird das doch wohl erlaubt sein.«
Welscher lächelte anzüglich. »Dienstlich, ist klar.«
»Spinner«, urteilte Fischbach. »Übrigens haben wir, selbst wenn sie in der Fotosammlung auftauchen sollte und wir Eifersucht als Motiv annehmen, immer noch kein Motiv für den Mord an Bauernfeind.«
Welscher zuckte mit den Schultern. »Stimmt wohl. Aber wir wissen ja auch noch nicht mit Sicherheit, ob die Fälle zusammengehören.« Er sah auf die Uhr. »Wir müssen rüber. Gleich ist die Besprechung.«
»Geh schon mal vor.« Fischbach seufzte. »Ich muss vorher noch ein dringendes Geschäft erledigen.«
Fischbach war froh, dass ihm vor der Besprechung einige ungestörte Minuten blieben. Der Speckpfannkuchen vorhin war ihm offensichtlich auf den Magen geschlagen. Oder war es die Lebenssituation von Frau Sieper gewesen, die in ihm eine Saite angestoßen hatte? Es war aber auch egal, das Ergebnis war dasselbe, und viel länger hätte er es nicht mehr einhalten können.
Er hörte jemanden in die Toilette kommen. »Puh!«, murmelte eine Männerstimme, »man könnte meinen, hier ist jemand gestorben. Besser später.«
Die Tür fiel mit einem Klacken ins Schloss, und Fischbach war wieder allein. Manchmal stellen sich die Kollegen aber auch an, dachte er. »Bei mir rommelt et, wie wenn ich hondert Düvvele em Buch hätt«, hatte sein Vater immer gesagt. Der hatte für jede Lebenssituation einen Spruch parat gehabt. Dabei hatte er die unterschiedlichsten
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