Eifelbaron
bemerkte, dass Bianca Willms Welscher beim Sprechen einen seltsam verklärten Blick zuwarf. Irgendwie … Er beobachtete sie einen Moment lang irritiert, dann kam er drauf. Sie himmelte Welscher an, sie war verliebt. Ach du dickes Ei, hoffentlich würde das gut gehen.
»Wir sollten darüber hinaus der Frage nachgehen«, schlug Bianca Willms vor, »ob sie gemeinsame Bekannte hatten, also nach der Schnittmenge suchen.«
Doris Schmitz-Ellinger nickte. »Ja, das kann nicht schaden. Ich werde beantragen, dass wir die Telefonverbindungen der letzten Wochen bekommen.«
Bianca Willms’ Wangen färbten sich rosa.
Eine nachdenkliche Stille trat ein, bis Büscheler heiser flüsterte: »Eigentlich fangen wir ja wieder bei null an.«
»Ja«, stimmte Fischbach zu, der eben den gleichen Gedanken gehabt hatte. »Unser bisheriger Hauptverdächtiger ist jetzt bestimmt schon auf dem Weg nach Belgien. Und bei Susanne Baron beziehungsweise bei ihrem Liebhaber fehlt mir ein Mordmotiv bezüglich Bauernfeind, immer vorausgesetzt, beide Morde hängen zusammen.« Er sah auf die Uhr. Schon weit nach sieben. »Ich denke, wir vertagen uns auf morgen acht Uhr. Macht euch bis dahin mal ein paar Gedanken, wo wir noch ansetzen können. Ich fahre gleich noch mal zur Baronin. Vielleicht kriege ich doch noch was raus. Die muss doch gewusst haben, dass ihr Mann sich mit Bauernfeind getroffen hat. Andrea, kommst du mit?«
Andrea Lindenlaub verzog gequält das Gesicht. »Muss das sein? Ich muss … ich habe …« Sie sah verstohlen zu Bönickhausen, der sinnend aus dem Fenster starrte.
Fischbach schaltete. Offensichtlich hatte sie einen privaten Termin, den sie unbedingt wahrnehmen musste, den sie aber nicht hier in der Runde äußern wollte. Vermutlich hing es mit ihren Kindern zusammen. Als alleinerziehende Mutter hatte sie es nicht einfach, und es war ein kleines Wunder, dass sie nur so selten Privates vor ihre Arbeit schob. Im fiel plötzlich auf, dass er der Einzige im Team war, der zurzeit eine intakte Beziehung führte. Büscheler zählte nicht, da er beharrlicher Junggeselle war. Ein wenig verlegen gestand sich Fischbach ein, dass er Sigrid in letzter Zeit vernachlässigt hatte. Aber gegen seine Winterdepressionen kam er nur schwer an. Er nahm sich vor, sie beizeiten mal wieder so richtig zu verwöhnen.
»Kein Problem«, sagte er rasch, bevor Doris Schmitz-Ellinger aufmerksam wurde, die mit gesenktem Kopf in ihrem Smartphone stöberte. Kurz überlegte er, Büscheler mitzunehmen. Er wollte verhindern, dass sich irgendjemand im Team zurückgesetzt fühlte, weil er so häufig mit Welscher unterwegs war. Doch sein fleißiges Arbeitstier schien eine Mütze Schlaf gebrauchen zu können. Er rieb sich schon seit einer halben Stunde fast ununterbrochen die Augen und unterdrückte krampfhaft Gähnattacken.
»Ich komme mit«, bot sich Welscher an und stand auf.
»Streber«, brummte Büscheler, nahm jedoch mit einem Lächeln der Bemerkung ihre Spitze.
Welscher beugte sich vor und stemmte sich mit den Fäusten auf den Tisch. »Geh du mal schlafen, alter Mann. Bis du wieder wach bist, haben wir den Fall gelöst.« Er zwinkerte Büscheler zu.
Fischbach stand auf und freute sich darüber, dass Welscher inzwischen zumindest mit einem Eifler klarkam.
VIERZEHN
Ein nachtblauer Fünfer-BMW parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite von Barons Haus. Fischbach stellte seine Maschine dahinter ab, Welscher parkte davor.
Surrend fuhr das Fenster auf der Fahrerseite hinunter. »Hotte! Was machst du denn so spät noch hier?«, röhrte der Mann, der mit einem Pappbecher in der Hand hinter dem Lenkrad des BMW saß.
Fischbach ging zu ihm rüber, stellte Welscher vor und sagte dann: »Das ist der Kollege Breitholz, der, wie ich sehe, wieder mal ein Fast-Food-Restaurant ausgeraubt hat.« Er deutete auf den Beifahrersitz, auf dem sich der Verpackungsmüll stapelte.
Breitholz zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck. »Ich muss dir ja sicherlich nicht erzählen, wie langweilig eine Observierung ist. Noch dazu am Freitagabend. Ich wollte mit meinem Sohn zum Tivoli. Heute spielt Aachen gegen Fürth, die Karten hatte ich ihm zum Geburtstag geschenkt.« Ärgerlich zerknüllte er den Pappbecher und warf ihn in den Fußraum vor dem Beifahrersitz. »Ich weiß nicht mal, warum das überhaupt erforderlich sein soll, da drin passiert doch sowieso den ganzen Tag nichts.« Skeptisch sah er zu Fischbach hoch. »Kann ja eigentlich nur mit euch
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