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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Zimmerzypresse gekauft. Fünfzehn Euro hatte er dafür auf den Tisch gelegt. Er schätzte, wie viele Kilos hier zusammenkamen, und musste sich eingestehen, dass es besser war, dabei in Tonnen zu rechnen.
    »Dieser Baron scheint nicht gerade aus ärmlichen Verhältnissen zu stammen«, raunte er Fischbach zu.
    Der wiegte den Kopf. »Der erste Blick kann täuschen. In der Presse war hier und dort von Zahlungsschwierigkeiten die Rede.«
    Frau Baron erwartete sie an der Haustür. Sie hatte die Arme um ihren schmalen Oberkörper geschlungen und zitterte. »Darf ich bitte Ihre Ausweise sehen?«, fragte sie anstatt einer Begrüßung.
    Welscher und Fischbach reichten sie ihr. Sie prüfte beide eingehend.
    Welscher wechselte einen Blick mit Fischbach. Ziemlich ungewöhnlich, dass jemand die Ausweise sehen wollte, bevor er überhaupt erfuhr, worum es ging.
    Sie gab ihnen die Ausweise zurück. »Gut, meine Herren, kommen Sie bitte mit durch.«
    Vom Eingangsbereich des Hauses führten fünf breite Stufen in den tiefer gelegenen Wohnbereich. Schwarze Granitplatten schimmerten matt im Licht der unzähligen in die Decke eingelassenen Halogenleuchten. Die weißen Möbel setzten einen fast blendenden Kontrast. Farbe brachten nur die Art-déco-Gemälde in den Raum. Welscher meinte, einen Paul Poiret zu erkennen. Oberflächlich passte alles perfekt zusammen, doch irgendetwas irritierte ihn. Er suchte krampfhaft nach dem Grund für die Disharmonie, doch es wollte ihm partout nicht aufgehen, was das war.
    Sie blieben am Fuß der Treppe stehen.
    »Sie haben einen exquisiten Möbelgeschmack«, sagte Fischbach anerkennend. »Das bekommt man bestimmt nicht bei Möbel Brucker in Kall.«
    »Sie täuschen sich, Herr Kommissar«, sagte Frau Baron. »Mein Mann zieht es vor, wenn möglich in der Region einzukaufen. Eine Hand wäscht die andere, sagt er immer. Setzen Sie sich doch.« Sie wies auf die Ledercouch.
    Fischbach sah an sich herab. Tropfen des tauenden Schnees benetzten den Boden an der Stelle, wo er stand. »Besser nicht«, entschied er.
    Welscher nahm Platz und musste trotz der unangenehmen Situation für Sekunden ein Grinsen unterdrücken.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte Frau Baron.
    »Bitte keine Umstände«, antwortete Fischbach und räusperte sich. »Frau Baron, wir kommen wegen Ihres Mannes …«
    »Bruce?«, unterbrach sie und setzte sich aufrecht hin. »Der ist nicht da.«
    Welscher beobachtete sie genau und sog dabei geräuschlos Luft durch die Nase ein. Sie hat einen guten Geschmack, stellte er fest. Chanel war seinem Empfinden nach genau das richtige Parfüm für solch eine grazile Person. Aber noch immer störte ihn etwas. Er kam nur noch nicht drauf.
    »Ja, äh …«, stotterte Fischbach, dem es sichtlich schwerfiel, die traurige Nachricht zu überbringen. »Es ist leider so, dass wir Ihren Mann tot aufgefunden haben.«
    Sie erstarrte und sah Fischbach mit großen Augen an. Ihre Unterlippe zitterte. »Tot?«, hauchte sie.
    »Leider ja«, bestätigte Fischbach mit einfühlsamer Stimme. »Mein Beileid.«
    Frau Baron rührte sich sekundenlang nicht, schien zur Salzsäule erstarrt zu sein. Plötzlich sprang sie auf, ging zum Schrank, öffnete das Barfach und schüttete sich mit zittriger Hand einen doppelten Cognac ein.
    Welscher stutzte, als er die Aufschrift auf der Flasche sah: ein Rémy Martin Louis XIII aus der Grande Champagne. Davon kostete eine Flasche locker über eintausend Euro, und die Frau kippte es herunter, als ob es profanes Leitungswasser wäre. Andererseits verständlich, dachte er. Bei einer derart schrecklichen Nachricht kam es eher darauf an, die Fassung zu behalten, als sich Gaumengenüssen hinzugeben.
    »Wie ist es passiert?«, fragte sie mit belegter Stimme. »Ein Unfall?«
    Fischbach schüttelte den Kopf. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihr Mann umgebracht wurde.«
    Frau Baron blickte Fischbach aus großen Augen an. Sie wirkte, als ob sie nicht richtig verstanden hätte.
    »Frau Baron, ich weiß, dass das alles für Sie sehr verwirrend sein muss …«, begann Fischbach, wurde jedoch unterbrochen.
    In Sekundenbruchteilen verwandelte sich Frau Barons Gesicht in eine schmerzverzerrte Fratze. Wütend schmiss sie ihr Glas zu Boden und schrie: »Nein! Das ist nicht wahr! Das kann nicht sein!«
    Erschrocken zuckte Welscher zusammen.
    Susanne Baron ballte die Fäuste. »Das kann nicht sein«, wiederholte sie schrill.
    Fischbach zuckte hilflos mit den Schultern. »Es tut mir leid.«
    Sie

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