Eifelbaron
der Straße, die zur Burg führte. Er stieg aus und überquerte die Straße.
»Mit Parkplätzen sieht es hier aber schlecht aus«, stellte er fest. »Finden auf der Burg immer noch die Ritterspiele statt? Dann muss das Nest doch vor Autos überquellen.«
»Wenn du zur anderen Seite aus dem Dorf rausfährst, gibt es linker Hand eine große Wiese. Dort wird geparkt«, erläuterte Fischbach. »Und der Graf da drüben«, er deutete zur Burg hinüber, »inszeniert inzwischen nicht nur Ritterspiele. Der hat den Bogen raus. Nicht immer zur Freude der Nachbarn. Die beschweren sich regelmäßig über den unvermeidbaren Lärm, den solche Großveranstaltungen mit sich bringen. Krimidinner, Halloweenparty, Ostermarkt und so weiter. Bald findet der mittelalterliche Weihnachtsmarkt statt. Kannst ja mal reinschauen.«
»Nichts lieber als das«, knurrte Welscher. »Auch noch am Wochenende hier rumhängen? Nee, lass mal. Köln hat auch schöne Weihnachtsmärkte.« Er schüttelte sich, als ob ihm etwas besonders Ekeliges über den Rücken gelaufen wäre. »Lass uns endlich in die Erlebnisgastronomie reinschauen.« Er zeigte auf den Eingang des Grills. »Sieht allerdings eher aus wie eine Garage mit Fenster.«
Fischbach drückte die Eingangstür auf. »Ein Geheimtipp. Wirst schon sehen.«
Fettgeruch schlug ihnen entgegen. Fischbach liebte zwar das Essen hier, doch die südländische Einrichtung traf nicht seinen Geschmack. Links an der Wand zog sich eine Sitzbank die beige Wand entlang, gepolstert mit braunem Kunstleder. Darüber befand sich ein Gemälde mit toskanischem Landhausmotiv. Links und rechts hingen herbstliche Buketts. Die rechte Wand war halbhoch mit Bruchsteinen verkleidet. Drei große Holztische standen vor dem Tresen, dahinter eine kleine, korpulente Frau, die ihnen freudig entgegenstrahlte.
»Hotte! Schön, dass du mal wieder da bist.« Sie klimperte mit den Lidern. »Und was hast du für einen netten Kerl mitgebracht.«
Welscher setzte ein höfliches Lächeln auf und studierte die Speisekarte, die über ihrem Kopf an der Wand hing.
»Hallo, Resi. Das ist der Kollege Welscher.«
»Kommissar«, korrigierte Welscher reflexartig.
»Ob Kommissar oder nicht, bist auf jeden Fall ein Schnuckelchen«, trällerte sie.
Welscher hob eine Augenbraue und sah sie an. »Danke«, sagte er knapp.
Jetzt lächelte sie mit der Sonne um die Wette. »Wie immer?«, fragte sie Fischbach. Der nickte. »Und für Sie, Herr Kommissar?«
»Haben Sie kein Gyros?«, wollte Welscher wissen.
Ihr Lächeln gefror. »Gyros«, sagte sie, als ob Welscher ihr gerade ein unsittliches Angebot unterbreitet hätte. »Wir sind eine anständige Gastronomie.«
»Äh, was ist denn an Gyros unanständig?«, fragte Welscher irritiert.
Fischbachs Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Resi konnte dem griechischen Fast Food nichts abgewinnen, das wusste er. Sie re-agierte fast allergisch, wenn sie danach gefragt wurde.
Resis Gesicht verdüsterte sich. »Wenn Sie Gyros wünschen, dann sollten Sie in die Stadt fahren. Hier haben wir nur einheimische Küche.«
Welscher rieb sich die Augen, deutete dann auf die Speisekarte. »Toskanisches Schnitzel. Sie wissen schon, wo die Toskana zu finden ist?«
»In Italien.«
»Eben.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ist aber Schnitzel. Und Schnitzel ist einheimisch.«
Ein Mann trat aus der Küche, die sich an den Gastraum anschloss. Er trocknete sich die Hände an einem Spültuch ab. »Ist was, Resi?«
»Der Herr möchte Gyros«, sagte sie.
Die Augenbrauen des Mannes zogen sich zusammen. »Gyros, so, so. Und vermutlich ein Gläschen Champagner dazu. Vielleicht obenauf ein wenig Kaviar?«
Fischbach ging lachend dazwischen. »Ach, jetzt hört doch mal auf. Der Jung ist neu bei uns. Der wird schon noch mitkriegen, was ein anständiger Eifler so zu sich nimmt. Mach ihm einfach das Gleiche wie mir. Und noch zwei Wasser dazu.«
»Cola light«, korrigierte Welscher, »bitte ohne Eis.«
»Wie jetzt, Eis?«, horchte Resi auf. »Das haben wir doch gar nicht auf der Karte.«
Welscher starrte sie einen Moment an. »Eiswürfel. Ohne Eiswürfel«, murmelte er dann.
Fischbach zog ihn zu dem Tisch am Fenster. »Setz dich und lass dich überraschen«, beschied er ihn. Immer noch hielt sich ein breites Grinsen in seinem Gesicht.
Welscher schob sich auf den Stuhl.
Resi brachte die Getränke und legte ihnen Besteck hin. Sie warf Welscher einen düsteren Blick zu.
»Bei den Barons war also die Luft raus«, wechselte Fischbach
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