Eifelbaron
indisch, also Essen, Musik und was man anzieht. Ich finde, es ist eine tolle Idee. Mal was anderes, etwas, was man in Erinnerung behält. Ich habe extra feine indische Kleidung bestellt.« Sie zeigte auf die Kiste mit dem Bollywood-Absender.
Mit einer Hand fuhr sich Fischbach über das Gesicht. »Alles Blödsinn, wenn du mich fragst.«
Welscher stellte sich Fischbach vor, wie er so dastand, mit orangefarbener, sackartiger Kleidung und Miesepeterausdruck im Gesicht. Die Sendung mit der Maus kam ihm in den Sinn. Verstohlen schielte er zu Sigrid. In einem blauen Sari wäre sie der blaue Elefant, wie passend. Er verabschiedete sich und kämpfte dabei gegen sein Lachen an. Erst als er an der Kirche vorbei zur B 266 steuerte, hielt er es nicht mehr aus und prustete lauthals los.
SIEBEN
Auf dem Parkplatz vor Barons Firmensitz in der Hüttenstraße im Kaller Industriegebiet standen die Wagen dicht gedrängt. Fischbach war froh, dass er seine Harley direkt vor dem Eingang abstellen konnte.
Halb angelehnt setzte er sich auf die Maschine und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Morgenkälte war ihm unter die Lederjacke gekrochen und ließ ihn frösteln.
Welscher kurvte mit Bianca Willms, die Barons Computer unter die Lupe nehmen sollte, in seinem verbeulten Fiesta durch die Reihen und suchte nach einer Abstellmöglichkeit. Der würde sicherlich fluchen wie ein Rohrspatz, wenn er endlich aus der Kiste rauskam. Allerdings, wenn Fischbach darüber nachdachte, wohl eher doch nicht. Bei der Morgenbesprechung war Welscher ausgesprochen schweigsam gewesen und hatte mit brütender Miene am Tisch gesessen. Selbst als Fischbach von Christian Eimermachers Selbstmord, dem Belgier und der überstandenen Geburt berichtet hatte, hatte Welscher nicht ein Wort dazu beigetragen. Nach dem, was Fischbach bisher mitbekommen hatte, waren die privaten Probleme seines Kollegen wohl doch ernster, als dieser zugeben wollte. Hoffentlich bekam er das bald in den Griff. Fischbach verspürte kein gesteigertes Interesse daran, die Tage mit einem schlecht gelaunten Kollegen zu verbringen.
Er sah sich um. Hinter dem Parkplatz, dessen Zufahrt von zwei riesigen Gartenzwergen flankiert wurde, zeigten sich die Dächer von Kall. Die Nikolauskirche stach hell hervor. Nebel waberte über den Boden, und die Sonne kämpfte gegen einen grauen Schleier an, der hoch in der Luft hing.
»Sie können hier nicht stehen«, schimpfte plötzlich ein Mann an Fischbachs Seite. Er trug einen fleckigen grauen Kittel, in der Brusttasche einen Kugelschreiber und in einer Hand, die bei jedem Wort nach vorne zuckte, eine Rohrzange. Seine Zunge leckte über nikotingelbe Zähne. Wie eine Schlange, dachte Fischbach.
»Kein Problem. Ich sitze ja«, gab er ungerührt zurück und klopfte leicht auf den Motorradsitz.
»Kommen Sie mir nicht so«, raunzte der Mann. Seine Halsschlagadern traten hervor. »Sie wissen, was ich meine.«
Bevor der Mann seine Rohrzange zum Einsatz bringen konnte, zog Fischbach seine Marke. »Kripo, Hauptkommissar Fischbach.«
Die Augen des Mannes formten sich zu Schlitzen. Eingehend starrte er auf das Aluminium. »Das gibt Ihnen aber nicht das Recht, hier stehen zu dürfen«, beharrte er.
Fischbach steckte seine Marke wieder ein. »Störe ich etwa jemanden?«
»Ja, mich«, fuhr der Mann auf. »Äh … ich meine, die Firma.«
»Und wer ist mich ?«, hakte Fischbach nach.
»Ich bin der Hausmeister hier.«
Fischbach suchte in seinem Gedächtnis. Er war sich sicher, dass Andrea Lindenlaub oder Büscheler den Hausmeister erwähnt hatten. Dann fiel ihm der Name ein. »Manfred Lang, richtig?«
Der Mann riss die Augen auf. »Äh … ja, woher … Ach ja, Ihre Kollegen.«
»Genau«, bestätigte Fischbach. »Von Ihnen haben wir die Aussage über Barons Verhältnis zu der Sängerin.«
Lang lachte unsicher und sah sich um. »Hey, vorsichtig. Sonst können wir es sofort ans Schwarze Brett hängen.« Mit zittrigen Fingern steckte er die Rohrzange in die Seitentasche seiner Arbeitshose und zauberte ein Päckchen Zigaretten aus seiner Kitteltasche. Er flippte eine heraus und schob sie sich in den Mund. »Aber eigentlich«, fügte er hinzu, während er sie ansteckte, »ist es auch egal. Dass der Chef nicht gerade keusch wie ein Priester lebte, war ja allseits bekannt. Mehr wie ein Schweinepriester, Sie verstehen?« Er lachte hustend und spie in die Büsche neben dem Eingangsbereich.
Fischbach stutzte. »Sie verachteten Ihren Chef?«
Lang blickte
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