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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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zu erwidern. Doch ihre Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst und wirkten wie zugenäht. »Wohin führt die?«, fragte er und deutete auf die Tür zwischen der Spüle und den Schränken.
    »Dahinter ist die zweite Treppe ins Obergeschoss.«
    Optimaler Fluchtweg, dachte Fischbach. »Darf ich da mal reinsehen?«
    Finster blickte Frau Baron ihn an. »Ich finde, das geht jetzt wirklich ein wenig zu weit.«
    »Haben Sie einen Geliebten?«, fragte Fischbach ruhig.
    Sie sog scharf die Luft ein. »Was erlauben Sie sich? Selbst wenn es so wäre, wüsste ich nicht, warum es Sie etwas angehen sollte.«
    Fischbach bemerkte, wie Welscher die Nase vorstreckte und schnüffelte. Diesmal war ihm der holzige Geruch, der in der Luft lag, auch sofort aufgefallen.
    »Oh, das erkläre ich Ihnen gerne«, sagte er und lachte humorlos. »Ihr Ehemann könnte einer solchen Verbindung im Weg gestanden haben, ach was, könnte, was rede ich da? Ein Ehemann steht bei so etwas im Weg, basta. Wenn das der Fall ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Man geht getrennte Wege, das machen die meisten. Oder man geht den Weg weiter und wechselt nur die Schuhe. Die alten müssen dann natürlich entsorgt werden.«
    »Entsorgt werden?«, plapperte sie ihm nach. »Was reden Sie denn da für einen Schwachsinn daher? Ich verstehe nicht, was Sie mir sagen wollen.«
    Oh doch, das tust du, dachte Fischbach.
    »Darf ich also bitte?« Er wies auf die Tür.
    »Wieso sollte ich das zulassen?«, erwiderte sie brüsk. Demonstrativ trat sie einen Schritt zur Seite und versperrte den Weg. »Ich finde es impertinent von Ihnen, einfach hier einzudringen und mein Haus durchsuchen zu wollen.«
    »Dann komme ich eben mit einem Durchsuchungsbeschluss wieder«, drohte Fischbach, obwohl er keine Ahnung hatte, wie er den begründen sollte. Selbst wenn sie einen Liebhaber hatte und ein Motiv konstruiert werden könnte, fehlten doch jegliche Indizien. Und der Liebhaber wäre bis dahin sowieso getürmt.
    »Wenn Sie meinen«, antwortete sie unbeeindruckt.
    Sie standen sich einige Sekunden wie zwei Duellanten schweigend gegenüber, bis Welscher sich räusperte. »Vielleicht dürfen wir morgen wiederkommen und uns ein wenig im privaten Büro Ihres Mannes hier im Haus umsehen«, bot er als Friedenspfeife an. »Das würde die Sache für uns abrunden. Sie möchten doch sicher trotz der kleinen Missstimmung, dass wir den Mörder Ihres Mannes schnellstmöglich fassen.«
    Fischbach zog den imaginären Hut. Welscher hatte Gespür für die richtigen Sätze. Bei einem Nein würde Frau Baron sich nur noch mehr verdächtig machen. Er musterte die Witwe. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, und es war ihr anzusehen, dass sie fieberhaft überlegte.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich unsicher. »Was hoffen Sie denn zu finden? Bruce hat hier kaum gearbeitet. Sein Arbeitszimmer war mehr Geschmeide als Schweiß.«
    Welscher lächelte. »Vielleicht haben Sie recht. Wir überlegen es uns noch mal. Aber die Safe-Kombination …«
    »Ja, selbstverständlich. Kommen Sie bitte mit.«
    Sie ging zurück ins Wohnzimmer, tippte auf dem Telefon herum und teilte ihnen eine zehnstellige Nummer mit.
    Im Adressbuch abgelegt, dachte Fischbach. Vermutlich unter Kater Karlo oder Panzerknacker. Sehr leichtsinnig.
    Welscher notierte die Nummer und bedankte sich artig.
    Fischbach fiel noch etwas ein. »Warum haben Sie uns eigentlich bei unserem ersten Zusammentreffen nicht erzählt, dass Ihr Mann an einer Krebserkrankung litt und ihm nur noch wenig Zeit blieb?«
    Sie senkte den Blick. »Ich habe ja gerade schon erklärt, dass Bruce es verdrängt hat und ich mitgespielt habe. Das ist mir vermutlich ins Blut übergegangen. Und mir war nicht klar, dass es für Sie wichtig sein könnte. Ich habe in dem Moment auch nicht daran gedacht.«
    »Macht es das einfacher?« Fischbach wippte auf den Sohlen hin und her.
    Sie blickte auf. »Einfacher?« Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Bruce ist brutal aus dem Leben gerissen worden. Eine Krankheit relativiert diese grausame Tat doch nicht.«
    Fischbach nickte schweigend. Sie verabschiedeten sich. Krachend fiel die Haustür hinter ihnen ins Schloss.
    »Seltsam, seltsam, seltsam«, stellte Welscher fest. »Ich kann es nicht an irgendetwas festmachen, aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass sie uns nach Strich und Faden an der Nase herumführt.«
    Fischbach lächelte zufrieden. Welscher hatte also den gleichen Eindruck gewonnen wie er. »Geht mir genauso«,

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