Eifelbaron
stimmte er zu. »Die durchleuchten wir. Ich will alles wissen. Und ich will eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung. Das stinkt bis zum Himmel.«
* * *
Welscher tippte die Kombination in das Zahlenfeld des Tresors ein. Bianca Willms hauchte ihm ihren Atem in den Nacken. Irritiert schaute er sich um und bemerkte, dass sie die Augen geschlossen hatte. Als sie sie öffnete, zuckte sie zusammen und ging ein wenig auf Abstand. Ihre Ohren leuchteten rot. Würde sie damit auf die Straße gehen, dann würden die Autos anhalten, dachte Welscher, wandte sich wieder dem Safe zu und seufzte stumm. Er musste wohl mal unter vier Augen mit ihr reden.
»Mach schon«, drängelte Fischbach.
Welscher zog am Griff, die Tür drehte sich schwer in den Angeln und gab den Blick auf das Innere frei.
Sie konnten nicht glauben, was sie dort sahen.
Bianca Willms fand als Erste die Worte wieder. »Leer«, kiekste sie.
»Leer?«, rief Paula Rehn von der Tür aus in den Raum und reckte den Hals. Sie hatte die ganze Zeit aufgepasst.
»Leer«, bestätigte Welscher. Er wischte mit der Hand durch das Innere des Safes, um sicherzugehen, dass keine optische Täuschung vorlag. Er stand auf. »Eindeutig leer.«
Fischbach seufzte. »Kann man nichts machen.« Er klopfte Welscher aufmunternd auf die Schulter. »Jetzt zu dir, Bianca. Zeig mal, was du auf dem Ding, ähm, Rechner gefunden hast.«
Sie nickte und setzte sich hinter das Notebook.
»Baron wurde von verärgerten Gläubigern mit Drohungen geradezu bombardiert.« Sie drehte das Gerät so, dass die anderen auch auf den Bildschirm schauen konnten. »Der Ton wurde immer aggressiver. Wenn ich ehrlich bin, hat mich das schon überrascht. Ich meine, man denkt immer, die Reichen hätten einen ausgefeilten Wortschatz und drückten sich gewählt aus. Aber bei Barons Korrespondenz habe ich ab und zu empört schlucken müssen.«
»Ja, so sind se.« Fischbach verzog den Mund zu einer sarkastischen Grimasse. »Mach eine Liste derjenigen Gläubiger, die sich besonders kreativ gezeigt haben. Guido und Andrea können dem nachgehen. Sonst noch was?«
Sie strich sich eine Strähne hinters Ohr, wirkte plötzlich verlegen und warf Paula Rehn einen Blick zu.
Fischbach verstand. »Können Sie uns bitte einen Moment allein lassen?«
Paula Rehn streckte sich und wollte protestieren, doch Welscher schob sie einfach hinaus und schloss die Tür.
»Baron hatte auch einen Ordner mit einem Passwort geschützt«, berichtete Bianca Willms, öffnete mit ein paar Klicks ein Fenster und gab eine Zahlen-Buchstaben-Kombination ein. »War natürlich kein Problem für mich.«
Welscher wurde hellhörig. Das musste er sich merken.
»Schaut mal.« Sie wies auf den Monitor.
Einige Sekunden betrachteten sie schweigend die Diashow, die auf dem Bildschirm ablief. Welscher bemerkte, dass Fischbachs Mund offen stand. Er schmunzelte. »Hat er sich die aus dem Netz gezogen?«, fragte er.
»Das habe ich auch zunächst gedacht. Aber wartet mal noch ein paar Bilder ab.«
Welscher stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab und achtete dabei darauf, ihr nicht zu nahe zu kommen. Geduldig wartete er, während die Diashow weiterlief. Wenig später drückte Bianca Willms auf Pause und lehnte sich grinsend zurück. »Meine Herren, bitte nicht sabbern.«
»Na, na, nicht frech werden«, murmelte Fischbach und fügte hinzu: »Das ist doch die Vorzimmermaus.«
Welscher nickte. »Splitterfasernackt, wie all die anderen auch. Wenn mich nicht alles täuscht, hat sich unser sauberer Geschäftsmann eine Galerie seiner Eroberungen angelegt.«
»Sortiert nach Datum«, bestätigte Bianca Willms. »Ich habe durchgezählt. Zweitausend …«
Fischbach schnappte laut nach Luft. »Nicht möglich.«
Bianca Willms zog eine Grimasse. »Lass mich ausreden. Im Jahr 2000 hat er mit der Trophäensammlung begonnen. Seitdem hat er ihr siebenundvierzig Frauen hinzugefügt.«
Fischbach pfiff durch die Zähne. »Immer noch eine stolze Leistung.«
»Stolz?«, echote Bianca Willms ärgerlich. »Ein Schwein war er. Er hat die Frauen wie Unterwäsche abgelegt. Einmal durch und gut. Er hat Träume zerstört, wenn nicht sogar Leben.«
»Also ich weiß nicht …«, wand sich Fischbach, »vielleicht waren die Frauen ja einverstanden.«
»Spinnst du?«, fuhr Bianca Willms auf. »Schau dir doch die Kleine vor der Tür an. Die heult sich die Augen aus. Glaubst du wirklich, die wollte nur ein Abenteuer mit ihrem Chef?«
»Nein, gewiss nicht«, stimmte Fischbach zu.
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