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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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keinen Stil.«
    »Ich will keinen Wettbewerb gewinnen«, erwiderte Fischbach grinsend, »sondern einen Mordfall aufklären. Und das rasch.«
    Nettersheim drückte sich aus dem Sessel hoch. An der Bar schenkte er sich einen Whisky on the rocks ein. »Du trinkst immer noch nicht, wenn du noch fahren musst?«
    »Eiserne Regel«, bestätigte Fischbach. »Jetzt lenk nicht ab. Hat der Belgier Baron die Rübe weggeballert oder hat er nicht?«
    Nettersheim ließ sich wieder in den Sessel plumpsen. In der einen Hand hielt er die Zigarre, in der anderen seinen Whisky. Die Eiswürfel klackerten im Glas. »Zuzutrauen wäre ihm das durchaus.« Er seufzte. »Doch leider habe ich nichts Entsprechendes gehört.«
    Fischbach zog an seiner Zigarre. Auf Nettersheims Worte war Verlass, zumindest wenn sie unter vier Augen sprachen. »Gibt es denn irgendein anderes Gerücht?«
    »Bezüglich Baron?«
    »Bezüglich was sonst?«
    »Nein. Wer es auch war, er versteht sich darauf, die Spuren zu verwischen.«
    Fischbach rutschte im Sessel etwas weiter nach unten. Nun konnte er den Nacken abstützen. In seiner Nase kitzelte es. »Der perfekte Mord?«
    »Den gibt es nicht«, widersprach Nettersheim. Er ließ die Eiswürfel im Glas kreisen. »Selbst wenn alles perfekt ist und wie gewünscht abläuft, kommt früher oder später ein Punkt, an dem es auffliegen könnte.«
    »Könnte«, echote Fischbach spöttisch. »Eben nur könnte.«
    Nettersheim leerte sein Glas mit einem Schluck und stellte es polternd auf dem Tisch ab. »Du wirst deine Chance bekommen, da bin ich sicher«, sagte er und lächelte zuversichtlich.
    * * *
     
    Welscher fuhr kreuz und quer durch die Gegend, ohne Sinn, ohne Verstand, zutiefst verletzt. Am LVR-Triangle in Deutz parkte er seinen Fiesta verkehrswidrig und lief zur Hohenzollernbrücke hinauf. In dem Meer der Vorhängeschlösser, die die Liebenden hier platzierten, suchte er seins. Es waren unglaublich viele dazugekommen, Hunderte, Tausende, hatten sich ausgebreitet wie die Pest. Endlich hatte er Erfolg und fand sein Schloss inmitten der anderen, am Bügel Flugrost, die schwarze Schrift der Initialen verblasst, aber noch gut lesbar. Zornig riss er daran, doch es gab nicht nach.
    Einige Passanten hasteten ängstlich an ihm vorbei.
    Er trat gegen die Absperrung, die den Gehweg von den Gleisen trennte. Ein scharfer Schmerz schoss durch seinen großen Zeh. Er unterdrückte einen Aufschrei und rannte davon, fest entschlossen, mit einem Bolzenschneider wiederzukommen. Laut hallte in seinem Kopf der Satz nach: »Es ist nicht so, wie es aussieht.« Hohle Worte, die Situation war zu eindeutig gewesen. Sie hatten ihn hintergangen. Es schmerzte, es schmerzte so sehr, dass er hin und wieder nach Luft schnappen musste. Sein Brustkorb fühlte sich an, als ob ein Elefant darauf stehen würde.
    Wieder im Wagen steuerte er den Fiesta aus Köln hinaus. Die Lichter wurden weniger, die Nacht dunkler. Der Motor brummte selig und trieb ihn immer weiter von zu Hause fort, fort von der Stätte, wo er gerade die größte Schmach seines kurzen Lebens hatte erfahren müssen. Ortschaften flogen vorbei, ohne dass er registrierte, wo er langfuhr. Ein konkretes Ziel gab es nicht. Erst als er merkte, dass er auf Reserve fuhr, hielt er mitten in einer Ortschaft an. Er stellte den Motor aus und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. So gedemütigt hatte er sich seit Jahren nicht mehr gefühlt. Plötzlich spukten gespenstische Fratzen durch seinen Geist. »Hörner, Hörner, Hörner, aufgesetzt«, sangen die Fratzen und kreisten um ihn herum wie Monde um einen Planeten. Er riss die Augen auf, kurbelte die Seitenscheibe herunter und würgte. Die kühle Nachtluft erfrischte seine heißen Wangen, und der Brechreiz verschwand augenblicklich. Welscher lehnte den Kopf wieder gegen die Stütze und sah sich um. Wo war er gelandet?
    Es dauerte einige Sekunden, bis ihm klar wurde, wo er sich befand. Erstaunlich. Wieso hatte es ihn gerade hierhin verschlagen? Zufall? Oder steckte mehr dahinter? Er blickte auf die Uhr. Halb zwölf. In der Werkstatt neben dem Haus brannte Licht. Er zögerte. Durfte er so spät noch stören? Aber warum eigentlich nicht, schließlich brannte noch Licht. Er würde also niemanden aus dem Schlaf reißen.
    Die Luft fühlte sich feucht an, als er ausstieg, feiner Nieselregen benetzte sein Gesicht. Das Tor quietschte kaum hörbar in den Angeln. Der Garten war nicht groß, kaum größer als ein Handtuch. Aus dem Schuppen hörte er

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