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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Schnüffel.«
    »Schnüffel?«
    »Schnüffel.«
    »Ein, äh, Schwein?«
    »Ja, ein Zwerghängebauchschwein, um genau zu sein. Ich habe es mit der Hand großgezogen. Sollte damals in den Cutter, da es zu klein und zu schwach war. Ich war rechtzeitig zur Stelle, um Schlimmeres zu verhindern.« Stolz warf sich Fischbach in die Brust und tätschelte Schnüffel die Seite. »Treu wie ein Hund.«
    Ungläubig schüttelte Welscher den Kopf. »Beißt der nicht?«
    »Die. Ist kein Eber«, korrigierte Fischbach. »Nein, sie beißt nicht, keine Sorge.«
    »Und sie läuft hier frei herum?«
    »Warum nicht? Schnüffel ist eine treue Seele, die haut nicht ab.«
    Welscher streckte vorsichtig die Hand aus und unterdrückte den Reflex, sie wegzuziehen, als Schnüffel daran roch. Kurze Zeit später schleckte sie über seine Finger.
    »Jetzt erzähl mal: Was ist los?«, forderte Fischbach.
    Welscher schluckte. Er wendete den Blick nicht von Schnüffel ab. »In letzter Zeit lief es nicht mehr so gut, das gebe ich zu«, quetschte er mit zu hoher Stimme heraus. »Aber deswegen muss man doch nicht gleich …« Seine Stimme brach, er blickte Fischbach an. »Ich meine«, krächzte er, »man kann doch darüber reden, oder?«
    Fischbach hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hörte zu, ohne ein Wort zu verlieren. Welscher fühlte sich plötzlich geborgen. Das irritierte ihn mehr als alles andere. Schließlich war Fischbach fast noch ein Fremder für ihn. Warum schüttete er ihm sein Herz aus? Aber darüber wollte er sich jetzt keine Gedanken machen. Endlich hörte ihm mal jemand zu, ohne ihm sofort Vorhaltungen zu machen, was er hätte besser machen sollen. »Es ist aus!«, platzte er heraus.
    »Das ist eine ziemlich endgültige Entscheidung«, gab Fischbach zu bedenken.
    »Ja«, stimmte Welscher drakonisch zu. Sein Zorn flammte wieder auf, als er sich an die Szene von vorhin erinnerte, an den Moment, als er zur Tür reingekommen war. »Ich glaube, ich bin noch nie so verletzt worden.«
    Fischbach schwieg einen Moment und musterte ihn. »Korrigier mich, wenn ich danebenliege. Bei dir ist noch Liebe im Spiel, oder?«
    Welscher runzelte die Stirn. Fischbach hatte treffsicher den Finger in die Wunde gelegt.
    »Versprich mir eins«, forderte Fischbach und beugte sich vor.
    Welscher spähte zu ihm hin, streichelte dabei Schnüffel den Rücken, die zufrieden grunzte. »Was?«
    »Lass ein paar Tage ins Land gehen, bevor du irgendetwas unternimmst. Du kannst solange bei uns bleiben.«
    Welscher sah zu Fischbach auf. Das großzügige Angebot hatte er nicht erwartet und war vollkommen überrumpelt.
    »Ich kann doch nicht …«
    »Ach was, keine Widerworte. Heute ist es doch eh schon zu spät, um eine Bleibe zu finden. Ich brauche dich morgen frisch. Und ob du jetzt eine Nacht bleibst oder ein paar mehr, ist auch egal.« Fischbach stand auf und streckte ihm die Hand entgegen.
    Welscher zögerte. In seine Wohnung zurückzukehren, dazu verspürte er wirklich keine Lust. Und in ein Hotel? Er wusste noch nicht einmal, ob man nachts irgendwo problemlos einchecken konnte. »Ach, Mist«, flüsterte er und ergriff die Hand.
    »Das werte ich als ein Ja«, sagte Fischbach und zog ihn hoch. »Dann werde ich mal Sigrid Bescheid sagen, dass wir einen Gast haben. Und wenn du in einigen Tagen immer noch meinst, dass eine Trennung das Beste wäre, dann kann ich dir sagen: Andere Mütter haben auch nette Töchter.«
    Welscher versteifte sich. Skeptisch blickte er zu Fischbach. Wollte sein Kollege einen Scherz auf seine Kosten machen? Doch der schaltete das Radio aus und sah nicht so aus, als ob er irgendetwas im Schilde führte. Er atmete tief durch und nahm sich vor, nicht jede Bemerkung auf die Goldwaage zu legen.

NEUN
     
    Ein Hahnenkrähen weckte Welscher. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er sich befand. Ein unangenehmes Gefühl. Er schreckte hoch und sah sich um. Ein zweckmäßig eingerichtetes Zimmer, einfache helle Kiefernmöbel, auf dem Dielenboden ein kleiner bunter Läufer. Durch ein kleines Sprossenfenster fiel Mondlicht in den Raum und malte ein helles Quadrat auf die Bettdecke. Auf dem Stuhl neben dem Fußende lag, ordentlich zusammengelegt, seine Kleidung. Er hörte jemanden lachen. Sigrid! Ihm fiel alles wieder ein. Fischbachs Frau hatte ihn freundlich aufgenommen und ihm das Gästezimmer zurechtgemacht. Er war todmüde ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen.
    Welscher legte sich wieder zurück, schob die Arme unter den Kopf und starrte zur

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