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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Decke. Er atmete durch den Mund, da die Nase verstopft war. Seine Milbenallergie machte ihm zu schaffen. Zu Hause benutzte er darum Allergikerbettwäsche.
    Zu Hause.
    So weit weg, so fremd kam ihm plötzlich seine Wohnung vor. Entehrt, beschmutzt. Wie oft Rainer wohl schon … Verflucht! Er musste klare Fronten schaffen, dieser Schwebezustand zwischen Trennung und Beziehung machte ihn verrückt. Doch er wollte nichts überstürzen, so schwer ihm das auch fiel. Vorübergehende Distanz, Zeit zum Nachdenken, das brauchte er, da hatte Hotte recht. Auch jetzt, mit ein wenig Abstand betrachtet, schien das der richtige Weg zu sein.
    Es klopfte. »Jan? Bist du schon wach?«
    Sigrid. Der alte Eifelkopp hatte wirklich Glück, so ein bezauberndes und freundliches Geschöpf gefunden zu haben. Welscher lächelte. »Ja«, rief er.
    »Komm frühstücken. Wir warten auf dich.« Schritte entfernten sich, die Treppenstufen knarzten.
    Er stellte die Beine auf den Boden. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinen Unterarmen aus. Er blickte zur Heizung. Der Regler stand auf Stern. Was soll’s, dachte er und zog sich an. In der Küche würde sicher ein wärmender Tee auf ihn warten.
     
    »Du, der Häff ist tot«, sagte Sigrid und hielt die Zeitung so, dass Fischbach die Todesanzeigen sehen konnte.
    »Sehr schade«, stellte er fest. »Da scheinen ja gleich einige zu trauern. Die ganze Seite ist mit seinen Anzeigen zugekleistert.«
    »Muss man den kennen?«, fragte Welscher und nippte an seinem Tee. Er liebte zwar die exotischen Sorten, aber einen frischen Kamillentee schlug er auch nicht aus.
    »Der Häff war ein lieber Kerl«, erklärte Sigrid. Sie legte die Zeitung zur Seite und schmierte sich eine Scheibe Brot. »Der hat allen möglichen geholfen, Nonnen in Südamerika, Bedürftigen hier in der Eifel. Ein Philanthrop erster Güte.«
    Welscher nickte. »Verstehe. Wenn solche Persönlichkeiten gehen müssen, hinterlassen sie immer ein Vakuum, das erst einmal wieder ausgefüllt sein will.«
    Fischbach grunzte und sah auf die Uhr. »Wo du gerade Nonnen sagst, Sigrid, da fällt mir Maria Rast ein.«
    »Hat der Häff denen auch unter die Arme gegriffen?« Sie runzelte die Stirn.
    Welscher lächelte und legte ihr eine Hand auf den Unterarm. »Deinem Mann ist gerade aufgefallen, dass wir wichtige Zeugen noch nicht vernommen haben. Seine Gedanken sind mitunter ein wenig sprunghaft.«
    Fischbach stürzte seinen Kaffee hinunter und stemmte sich hoch. »Ich fahr mal gerade rüber. Wir treffen uns im Büro.«
    Sigrid sah ihm mit offen stehendem Mund hinterher.
    Welscher lächelte. »Zwei Stunden hat er noch. Die Morgenbesprechung ist heute etwas später.«
    »Aber er weiß doch gar nicht, ob die Zeit für ihn haben. Selbst beim Frühstück denkt er bloß an die Arbeit«, beklagte sich Sigrid.
    Der Motor der Harley sprang dröhnend an. Kurz darauf fuhr Fischbach am Küchenfenster vorbei.
    »Er ist so … anders, seit ihr in diesem Fall ermittelt«, offenbarte sie Welscher.
    »Es ist eine große Verantwortung. Alle Augen richten sich auf ihn und erwarten, dass er so schnell wie möglich einen Täter präsentiert.«
    Sigrid biss von ihrer Brotscheibe ab und kaute nachdenklich. »Und? Habt ihr bald jemanden?«
    Welscher wiegte den Kopf. »Ich für meinen Teil denke, dass wir heute Nachmittag einen großen Schritt weiter sein werden.«
    »Der Belgier«, sagte Sigrid. Sie strich sich mit der Spitze des Zeigefingers Marmelade aus dem Mundwinkel. »Du glaubst, dass er der Täter ist?«
    Welscher klopfte sein Ei auf. Wie lange hatte er bereits kein Frühstücksei mehr gegessen? Normalerweise ernährte er sich am Morgen von Müsli, ein Kompromiss, den er in seiner Beziehung eingegangen war, ohne es richtig zu wollen. Er liebte es eher ein wenig althergebracht. »Na ja, du weißt sicherlich, wie das ist, in einem Mordfall zu ermitteln. Man geht in der Regel verschiedenen Spuren nach, die mal mehr, mal weniger vielversprechend sind.« Er blickte auf. »Dieser Belgier ist schon eine heiße Spur, um es platt auszudrücken.«
    Nachdenklich pustete Sigrid über den Rand ihrer Kaffeetasse. »Hoffentlich hast du recht. Hotte ist so sensibel.«
    Welscher schmunzelte. »Sensibel?«
    Über Sigrids Gesicht huschte ein Schatten. »Ich weiß, wie er auf dich wirken muss. Harley, Lederkleidung, bei Wind und Wetter auf der Maschine, ein grober Klotz eben. Doch das ist nur eine Fassade, eine die er aufbauen musste, um nicht kaputtzugehen. Dahinter sieht es ganz anders

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