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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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der ernsten Situation musste er grinsen. Dass ihm gerade jetzt Stephen King einfiel, überraschte ihn ein wenig. Er hatte den Film vor unzähligen Jahren mit den K-Heroes im Autokino in Pulheim gesehen. Das war einer der wenigen Samstagabende gewesen, die er nicht mit seiner Mutter und dem jungen Thomas Gottschalk verbracht hatte. Dabei hatte er den Film noch nicht einmal besonders gemocht. Ein 58er Plymouth, der Halbstarke jagt und tötet. Wie absurd.
    Seine Mutter runzelte die Stirn. »Wer ist Christine? Die kenne ich nicht.« Sie schnäuzte wieder in ihr Taschentuch. »Eine Eule, also ehrlich«, entrüstete sie sich. »Da geht mir die Hutschnur hoch.« Sie kniff böse die Augen zusammen. »Die Eule hat es denen aber dann gezeigt. Ist nämlich ein Raubtier, die Eule, nicht? Was meinst du, was die für einen Schiss hatten.«
    »Du hättest jemanden verletzen können«, wandte Fischbach ein, der sich jedoch eingestehen musste, dass ihn die ganze Geschichte insgeheim amüsierte.
    Sie winkte ab. »Red keinen Quatsch. Gar nichts hätte passieren können. Ich habe den Wagen immer noch voll im Griff, darauf kannst du Gift nehmen.«
    Das konnte er wirklich, das wusste Fischbach. Daher ermahnte er sie nur mehr halbherzig: »Lass den Quatsch in Zukunft. Ansonsten kann ich für nichts garantieren. Du hast großes Glück, dass ich hier bin und nicht die Kollegen von der Streife. Und jetzt komm, ich bring dich zur Tür und ruf dir ein Taxi.«
    Sie hakte sich bei ihm unter. Ihr Kopf reichte ihm gerade bis zur Brust. »Wenn ich es richtig verstanden habe, hat mir deine Kollegin die Schlinge vom Hals genommen und nicht du. Spiel dich also nicht auf.«
    Fischbach öffnete die Tür. Seine Mutter hatte es wieder einmal geschafft, ihn zu überraschen. So unscheinbar sie wirkte, so faustdick hatte sie es hinter den Ohren. Er hätte niemals erwartet, dass sie bemerken würde, wer hier wem geholfen hatte.
    * * *
     
    Doris Schmitz-Ellinger hielt Wort und schob ihren Sohn Punkt zwölf Uhr in Fischbachs und Welschers Büro. »Meine Herren«, sagte sie mit etwas zittriger Stimme, »das ist mein Sohn Robin.«
    Der junge Mann sah sich schüchtern im Raum um, seine Augen huschten nervös zwischen den beiden Kommissaren hin und her.
    Fischbach stieß sich in seinem Bürostuhl von der Tischplatte ab, machte eine halbe Drehung und wies auf den Besucherstuhl. »Nehmen Sie doch Platz.« Er sah sich um, fand aber keine Sitzmöglichkeit, die er der Schmitz-Ellinger anbieten konnte.
    Doch die winkte ab. »Ich muss zurück ins Büro.« Sie gab ihrem Sohn einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Der zog angewidert den Kopf weg.
    »Lass das!«, schimpfte er.
    Die Staatsanwältin verließ mit einem traurigen Gesichtsausdruck das Büro.
    Welscher empfand Mitgefühl für sie. Sicher war es als Mutter nicht einfach, das Erwachsenwerden der eigenen Kinder miterleben zu müssen. Dienstags noch die kleinen, süßen Racker, die sich abends an die Brust schmiegten, mittwochs bereits picklige Jünglinge, die ihre Eltern absolut uncool fanden.
    Fischbach schlug die Teufelsanbeterakte auf. »Sie besuchen das Gymnasium und sind vor zwei Wochen achtzehn Jahre alt geworden. Ist das richtig?«
    Robin nickte. »Sie dürfen mich ruhig duzen. Ist mir lieber.«
    Welscher lehnte sich zurück und musterte ihn. Ein Grufti, vermutete er, schwarze Hose, weißes Hemd mit Brokat am Kragen, schwarzer Samtmantel, toupierte Haare. Eine grobgliedrige Kette diente als Gürtel, ein Piercing steckte in der Nase, eins in der Unterlippe. Robins Gesichtsfarbe konnte man guten Gewissens persilweiß nennen. Um den Hals trug er eine Silberkette, an der verkehrt herum ein großes Metallkreuz hing. Seine Augen … Welscher beugte sich vor, um genau hinsehen zu können. Tatsächlich! Spinnennetze. Robin musste Kontaktlinsen tragen.
    »Du weißt sicher, warum wir dich eingeladen haben?«, fragte Fischbach, während er einen Kugelschreiber zückte und ein Blatt Papier bereitlegte.
    »Na klar, dieser tote Gartenzwergwichser im Wald. Ich habe nichts damit zu tun«, sagte Robin hastig.
    »Das haben wir auch nicht behauptet«, beruhigte ihn Fischbach. »Ihr seid aber schon hin und wieder oben im Wäldchen unterwegs, bei Maria Rast, oder?«
    Robins Blick huschte zwischen Fischbach und Welscher hin und her. Er legte seine Hände ineinander. An jedem Finger trug er einen Ring. »Die letzte Zeit nicht mehr.« Er wich Fischbachs Blick aus und starrte auf den Boden.
    Eine Lüge, dachte Welscher.
    »Ist es

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