Eifelbaron
nicht mit Einzelheiten belasten wollte, und beließ es dabei. »Was meinst du? Sollen wir mal die Akte durchgehen?«
»Sicher«, sagte Fischbach knapp und setzte sich. »Schieß mal los. Was wissen wir über das Balg von der Schmitz-Ellinger?«
Jetzt versprühten seine Augen wieder den verschmitzen Charme, den Welscher schon öfter bei seinem Kollegen bemerkt hatte. Er freute sich, dass Fischbach seinen Ärger überwunden hatte, und schlug die Akte auf.
Anderthalb Stunden später waren sie bestens vorbereitet.
»Gibt es hier im Haus einen Automaten?«, fragte Welscher.
Fischbach legte die Füße auf den Tisch. »Falls du etwas zu trinken willst, rate ich dir, bei der Kreuz vorbeizuschauen. Die bunkert die Getränke für uns. Und bei ihr ist es billiger als am Automaten.«
Welscher stutzte. »Die betreibt einen Kiosk? Hier in der Behörde? Hat die das denn als Nebentätigkeit angemeldet?«
Fischbach runzelte die Stirn. »Nebentätigkeit?«
»War ein Scherz.« Welscher feixte. Er klopfte auf seine Hosentasche, um zu prüfen, ob er sein Portemonnaie dabeihatte. »Bin dann mal kurz weg.« Er verschwand im Flur.
Das Telefon schrillte. »Ja?«, meldete sich Fischbach knapp und verstieß einmal mehr gegen die internen Vorgaben. Gemäß Dienstanweisung hätte er sich mit Dienstrang und vollem Namen melden müssen.
»Hallo, Hotte«, begrüßte ihn Gisela Brockmeyer vom Empfang. »Hast du einen Moment Zeit und kannst mal runterkommen?«
»Ist schlecht jetzt. Wir haben gleich eine Vernehmung.«
»Es ist aber wirklich wichtig«, drängte Gisela Brockmeyer. »Ehrlich.«
»Sag es mir doch einfach.«
»Komm runter, sofort«, gab Gisela Brockmeyer streng zurück und legte auf.
Verdutzt starrte er auf den Hörer. Dann stand er auf und verließ das Büro. Sie kannten sich lange genug, und er wusste, wenn sie so reagierte, dann sollte er die Beine in die Hand nehmen.
Keine Minute später stand er bei ihr am Empfang. »Jetzt bin ich aber gespannt …«, setzte er an, wurde jedoch barsch von ihr unterbrochen.
»Komm mit!«
Fischbach folgte ihr über den Flur zum angrenzenden Erste-Hilfe-Raum. Vor der verschlossenen Tür blieb sie stehen.
»Das bleibt unter uns«, sagte sie und bedachte ihn mit einem eindringlichen Blick. »Ich musste den beiden Streifenhörnchen, die sie geschnappt haben, eine Runde bei der nächsten Weihnachtsfeier versprechen, damit sie die Sache unter den Tisch fallen lassen. Ich schreib dir ‘ne Rechnung.« Sie wandte sich um und schritt davon.
Fischbach sah ihr verdutzt hinterher, bis sie wieder im Empfangszimmer verschwand. Neugierig drückte er die Klinke herunter und trat mit Schwung ein, blieb dann aber wie festgeschraubt stehen. Die kleine Frau, die auf der Liege saß und sich an ihre Handtasche klammerte, sah auf. Ein trauriges Lächeln huschte über ihr eingefallenes Gesicht. »Da bist du ja endlich«, fistelte sie.
Fischbach merkte, dass sein Mund offen stand. Er schluckte trocken. »Mama! Was machst du denn hier?«
* * *
Welscher wollte gerade anklopfen, als er bemerkte, dass die Tür zu Frau Kreuz’ Büro einen Spaltbreit offen stand.
»Er ist soooo süß«, hörte er drinnen eine schmachtende Stimme seufzen. Offensichtlich schüttete da gerade jemand sein Herz bei der alten Kreuz aus. Das war ja interessant. Er schob sein Ohr näher an den Türspalt. Es war nie verkehrt, mehr zu wissen, als anderen lieb war.
»Bianca«, mahnte die rauchige Stimme der Kreuz, »lass dir Zeit. Verliebe dich nicht direkt wieder in den Erstbesten.«
Ah, die Bianca, dachte Welscher amüsiert.
»Aber er ist so … ich weiß nicht, so anders halt.«
»Anders? Ist das gut oder schlecht?«
»So sensibel.« Bianca Willms seufzte vernehmlich. »Und gut aussehen tut er auch noch.«
Welscher stutzte. Er spürte plötzlich, dass ihm heiß wurde. Mit dem Zeigefinger lockerte er den Kragen seines T-Shirts. Täuschte er sich, oder …
»Er ist gerade erst seit Montag bei uns, Bianca. Du kennst ihn doch noch gar nicht richtig«, hörte er von Frau Kreuz auch schon die Bestätigung seiner Vermutung.
»Ja und?«, maulte Bianca Willms. »Was soll ich denn machen? Wenn Jan in meiner Nähe ist, kann ich nicht mehr klar denken. Ich fühle mich dann wie elektrisiert, die Gedanken fahren Karussell.«
Welscher hatte genug gehört. Er schlich zurück zum Treppenhaus, rannte hinunter an die frische Luft. Draußen raufte er sich die Haare. Auf der einen Seite schmeichelte es ihm, dass Bianca Willms sich in ihn
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