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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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den Anschein hatte,
tuschelte hinterrücks, tratschte alles weiter, war neidisch auf den Erfolg des
Nachbarn und gönnte ihm oft noch nicht mal das tägliche Brot. Nicht umsonst
sagt man in der Eifel: »Häer sprechn m’r Huhdütsch, Platt, dörch den Nas un öve
ange Löck.« Er selbst hatte jahrelang darunter gelitten, zwar nicht in
Kronenburg, aber in Mechernich-Vussem, wo er aufgewachsen war. Und die
Strukturen waren überall in der Eifel vergleichbar. Sobald ein Außenstehender
Fragen stellte, ganz besonders jemand von der Polizei, schottete man sich ab
und malte eine heile Welt.
    Welscher wusste, wie wichtig es war, den Hebel an der richtigen
Stelle anzusetzen und Druck auszuüben. Sobald ein Stein kippte, folgten die
anderen. »Wir sollten uns mit Bianca zusammensetzen und ein Soziogramm
erstellen«, sagte er darum. »Danach entscheiden wir, wen wir uns noch mal zur
Brust nehmen.«
    »Gute Idee. Planen wir für morgen ein«, sagte Fischbach. »Ich denke,
dass alle zusätzlichen Kräfte vorerst wieder an ihre angestammten Plätze
zurückkehren können. Bei Bedarf können wir die Kollegen ja wieder
zusammentrommeln. Einverstanden?«
    Er sah zu Bönickhausen und zum Landrat. Beide nickten stumm.
    Fischbach erklärte die Besprechung für beendet, indem er auf den
Tisch klopfte. »Ich wünsche euch einen angenehmen Sonntagabend. Und vielen Dank
noch mal für eure Unterstützung.«
    Rasch leerte sich der Raum. Welscher stellte sich hinter Bianca
Willms, die eifrig Daten in den Computer eingab.
    »Dass dir das immer so viel Spaß macht …«
    »Ich finde es interessant, wenn sich durch meine Suchroutinen
unerwartete Zusammenhänge ergeben. Oder fehlende Bausteine identifiziert
werden«, sagte sie, ohne mit dem Tippen aufzuhören.
    »Ich bin lieber an der Front«, verkündete Welscher.
    Jetzt unterbrach Bianca Willms ihre Tätigkeit, drehte sich auf dem
Stuhl halb zu ihm um und grinste zu ihm hoch. »Das sieht man dir an.«
    »Kollateralschaden. Kommt hin und wieder vor. Was meinst du, was man
bei der Einsatzhundertschaft alles einstecken muss.«
    Ihre Miene wurde ernst.
    Welscher ahnte, warum. Nachdem Bianca vor einiger Zeit wegen der
Geburt ihres Kindes ihre Polizeiausbildung im gehobenen Dienst hatte
unterbrechen müssen, wagte sie nun einen zweiten Anlauf. Im September würde es
losgehen. Nach erfolgreicher Ausbildung war grundsätzlich auch eine Zeit in der
Einsatzhundertschaft zu absolvieren, nicht gerade die schönste Zeit eines
Polizisten. »Mach dir nicht zu viele Sorgen«, tröstete er sie. »Du bist eine
starke Frau, du wirst dich durchprügeln.« Er zwinkerte ihr zu.
    Ihre Miene hellte sich auf. »Hilft vielleicht auch in einer
Partnerschaft.«
    »Ganz sicher«, sagte Welscher, machte eine kurze Pause und ergänzte
dann: »… nicht.«
    »Wäre ja auch zu schön gewesen«, seufzte Bianca Willms und wandte
sich wieder ihrem Rechner zu.
    Fischbach hatte Bönickhausen verabschiedet und kam auf Welscher zu.
»So, das hätten wir. Kommst du mit nach Kronenburg?«
    Welscher blickte auf seine Armbanduhr. Gleich fünf. »Ich denke, das
geht. Gegen acht will ich im Krankenhausbett schlummern.« Er strich sich durchs
Haar. »Ich frag mal jemanden von der Streife, ob er mich fahren kann. Mein Auto
steht ja noch in Kronenburg.«
    »Quatsch«, entschied Fischbach. Er lachte unsicher. »Du kannst bei
mir mitfahren.«
    Verblüfft hob Welscher die Augenbrauen. Er wusste, dass Fischbach
sich normalerweise mit Händen und Füßen dagegen sträubte, einen Beifahrer auf
seiner Maschine huckepack zu nehmen.
    »Der kriegt den Helm doch gar nicht über die Nase«, sagte Bianca
Willms.
    »Unten in der Zentrale liegt noch eine Halbschale rum. Die hat mal
irgendein Säufer dort vergessen. Die nehmen wir.«
    »Na klasse.« Welscher schauderte. Vor seinem geistigen Auge sah er
das Bild eines Mannes, der eine schlabbrige Jogginghose und ein
Feinripp-Unterhemd zu Badelatschen trug, den Helm über die fettigen Haare
gestülpt. Schuppen rieselten auf seine Schultern.
    »Stell dich nicht so an.« Fischbach hieb ihm auf den Rücken und
lachte. »Wird deiner Nase guttun, die kühle Luft.«
    Welscher bezweifelte das. Die Erschütterungen des Fahrwerks würden
sich vermutlich schmerzhaft auf seinen Kopf übertragen, so wie eben gerade der
freundschaftliche Klaps seines Kollegen. »Ich weiß nicht.«
    »Jetzt springe ich schon mal über meinen Schatten, und dann hat der
werte Herr die Botz voll«, erwiderte Fischbach gespielt

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