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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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quellen. Die
Schärfe des Bonbons übertraf alles, was er bisher gekostet hatte.
    Welscher übernahm. »Sie wissen, wie mein Kollege es gemeint hat.
Waren Sie Freunde?«
    Hartmann zwinkerte Welscher zu. »Klar habe ich es verstanden. Aber
die Vorlage konnte ich mir nicht entgehen lassen. Hm, Freunde. Es so zu nennen,
würde vermutlich zu weit gehen. Eher gute Bekannte, man kennt sich, man hilft
sich.«
    Fischbach hielt es nicht mehr aus. Prustend spuckte er das Bonbon in
die hohle Hand und stürzte zum Wasserhahn. Gierig trank er aus der Leitung,
doch die Schärfe nahm eher noch zu. In seinen Ohren rauschte das Blut. Wie aus
weiter Ferne hörte er hinter sich Hartmann rufen: »Oh nein! An das Glas habe
ich gar nicht mehr gedacht.«
    Statt zu trinken, streckte Fischbach nun lieber die Zunge raus und
ließ das kalte Wasser darüberlaufen. Seine Kehle zog sich zusammen, sein Magen
rumorte.
    »Hier, Milch! Trinken Sie das«, rief ihm Hartmann zu und drückte ihm
ein Tetrapack in die Hand. Widerwillig trennte sich Fischbach vom Wasser und
stürzte die Milch hinunter. Der Waldbrand in seinem Mund wurde zur lodernden
Flamme. Er beruhigte sich gerade so weit, dass Fischbach nicht mehr das Gefühl hatte,
darin umzukommen. »Was war das?«, röchelte er.
    »Ein missglückter Versuch aus meinen Anfangstagen.
Red-Savina-Schoten, das Schärfste, was Sie an Chilis kaufen können, soweit ich
weiß. Wenn Sie die pur essen, sterben Sie wahrscheinlich.«
    Hechelnd schnappte Fischbach nach Luft. Sein Herz hämmerte zwar noch
wild, doch er spürte, dass die schlimmste Gefahr gebannt war. »Und so etwas
lassen Sie hier frei zugänglich herumstehen?«
    Geknickt ging Hartmann zum Tisch zurück und fing wieder an, die
Masse zu kneten. »Sie haben recht. Gleich nachher werfe ich das Glas weg.«
    »Geht’s wieder?«, wollte Welscher wissen.
    Mit offenem Mund und herausgestreckter Zunge nuschelte Fischbach:
»Mach du mal weiter. Kann ich noch etwas Milch haben?«
    »Im Kühlschrank«, sagte Hartmann.
    Dankbar fischte sich Fischbach eine Packung aus dem Türfach und
trank gierig.
    »Man hilft sich, sagten Sie gerade«, nahm Welscher den Faden wieder
auf. Er lehnte sich seitlich gegen den Tisch und verschränkte die Arme vor der
Brust. »Man hat uns berichtet, dass Frau Kramann vielen Menschen geholfen hat.
Um es präziser zu sagen: Dass sie eine Heilerin war.«
    »Da wurden Sie nicht belogen.«
    »Sie sind angeblich auch ein Heiler.«
    Ohne in seinen walkenden Bewegungen innezuhalten, sah Hartmann auf.
»Auch damit wurden Sie nicht belogen.«
    Fischbach zwang sich zuzuhören. Die Flamme in seinem Mund loderte
unverändert stark.
    »Sie hat sicher gut verdient«, sagte Welscher.
    Skeptisch wiegte Hartmann den Kopf. »Sie hat kein Geld verlangt. Ich
glaube, kein einziger Heiler in der Eifel oder irgendwo anders verlangt Geld
für seine Heilkünste. Ich habe auch nie etwas gefordert.«
    »Aber trotzdem erhalten?«
    »Die Leute sind dankbar, und das macht sie oftmals großzügig. Ich
habe es immer in den Opferstock geworfen.« Hartmann nahm die Bonbonmasse vom
Tisch und schlug sie über den großen Haken an der Wand. Er zog an den Enden,
bis zwei lange Zöpfe entstanden, die er ebenfalls über den Haken warf. »So wird
Luft eingearbeitet«, erläuterte er. »Die Aromen kommen dadurch besser zur
Geltung.«
    Fischbach blickte zum Kupferkessel auf dem Herd. Der gehörte also
offensichtlich nicht an den Haken.
    »Wie muss ich mir die Tätigkeit als Heiler vorstellen?«, wollte
Welscher wissen. »Ich meine, in meiner Kindheit schon mal davon gehört zu
haben, die Erinnerungen daran sind aber ziemlich verblasst.«
    »Es ist nichts Kompliziertes.« Fleißig zog Hartmann weiter Zöpfe.
»Ich bespreche das Leid, eine Brandwunde etwa oder Warzen. Ich habe die Gebete
dazu von meinem Vater gelernt. Sie werden über Generationen weitergegeben.
Spätestens mit dem Tod des Lehrenden geht die Gabe auf den Nachfolger über.
Manchmal aber auch früher, das kann man nicht so genau vorhersagen.«
    »Gebete, hm«, brummte Welscher und rieb sich das Kinn. »Es ist also
eine Sache des Glaubens.«
    »Ich denke schon.« Hartmann nickte. »Ich bin zumindest ein sehr
gläubiger Mensch. Vrönn war es auch.«
    »Muss denn der Hilfesuchende auch einen starken Glauben haben?«
    »Es hilft, aber es ist nicht notwendig.«
    »Und die Kirche? Wie steht die dazu?«
    Hartmann lachte und zog zwei weitere Zöpfe. »Ich weiß, was Sie
denken. Dass die Kirche das Ganze als schwarze Magie

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