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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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gekränkt.
    Welscher gab sich einen Ruck. Es würde auch nicht schlimmer werden
als in seinem Fiesta mit den durchgeschlagenen Federbeinen. »Dann mal los«,
entschied er tapferer, als ihm zumute war, und schob Fischbach vor sich zur Tür
hinaus.
    Wider Erwarten genoss Welscher die Fahrt. Obwohl er im
Windschatten von Fischbachs breitem Rücken saß, fror er zwar ein wenig, aber
zumindest regnete es nicht. Beim Bremsen musste er aufpassen, nicht mit seiner
Nase gegen Fischbachs Helm zu stoßen. Das hatte er bereits an der ersten roten
Ampel in Euskirchen schmerzhaft lernen müssen.
    Motorrad war er bisher noch nie gefahren, auch nicht als Beifahrer.
Selbst ein Moped hatte er nie haben wollen. Er hatte sein Zehngangrennrad
vorgezogen und das Lästern der coolen Jungs aus seiner Klasse stoisch ertragen.
Bei den Mädchen konnte er mit dem Rennrad auch nicht punkten, aber zu dem
Zeitpunkt war das bereits egal gewesen. Er hatte sich schon mit dem Einsetzen
der Pubertät zu Jungs hingezogen gefühlt und nicht zum anderen Geschlecht. Und
das war bis heute so geblieben.
    Fischbach fuhr sehr vorsichtig und besonnen. Schlaglöchern, die der
harte Winter in den Asphalt gesprengt hatte, wich er geschickt aus und schonte
damit Welschers Nase. Stumm dankte dieser ihm dafür.
    Die Strecke führte sie nördlich an Dahlem vorbei, und kurz darauf
rollten sie durch das nördliche Stadttor nach Kronenburg hinein. Auf dem
kleinen Platz vor dem »Café Zehntscheune«stoppte
Fischbach und stellte den Motor ab. Hartmann wohnte direkt gegenüber.
    Welscher stieg ab. »Darfst du hier überhaupt reinfahren? Ist doch
bestimmt nur für Anlieger erlaubt.«
    Fischbach stieg von seiner Maschine und musterte Welscher streng.
»Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. Und Rocker gehen nicht zu Fuß. Merk
dir das.«

SECHS
    Erleichtert öffnete Fischbach den Verschluss und streifte
seinen Helm ab. Er weigerte sich normalerweise grundsätzlich, jemanden auf dem
Motorrad mitzunehmen, von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen. Der Gedanke, dann
auch die Verantwortung für den Mitfahrenden übernehmen zu müssen, löste
ungeheuerlichen Stress bei ihm aus. Seit seinem schweren Unfall, der sein Leben
verändert hatte, war Welscher erst der Zweite gewesen, der auf seine Harley
hatte aufsteigen dürfen. Dafür hatte es aber ganz gut geklappt, fand er.
    Wieder ein kleiner Schritt zurück in die Normalität. Sigrid wird
stolz auf mich sein, dachte er zufrieden.
    »Bin gespannt, was uns hier erwartet«, sagte Welscher und drückte
die Klingel des Hauses mit der Nummer vierzig.
    »Komme gleich«, rief eine Stimme hinter der Tür.
    »Beschäftigter Mann«, sagte Fischbach und betrachtete die kleine
Marienstatue, die über der Tür in die Wand eingelassen war.
    »Bei den anderen Häusern hier in der Straße gibt es das auch«,
stellte Welscher fest, der Fischbachs Interesse bemerkt hatte. Er deutete auf
die Eingänge links und rechts.
    »Putzig«, urteilte Fischbach.
    »Schau mal dort am Baum vorbei.« Welscher hatte sich zur Straße
gedreht. »Ist das nicht die Ecke, wo der Kerl mich erwischt hat?«
    »Richtig«, bestätigte Fischbach. »Du bist aber von der anderen Seite
gekommen.«
    »Schau dir den Zigarettenautomaten mal genau an. Da kannst du Kunst
anstatt Kippen ziehen.«
    Fischbach blickte hinüber. Mit roter, verschnörkelter Schrift stand»Kunst im Kasten« auf dem Apparat geschrieben. »Ist gar
nicht so ungewöhnlich. In Blankenheim hängt auch einer, unten am Kreisel, da,
wo der Bücherladen ist.«
    »Dinge gibt’s«, murmelte Welscher und schüttelte den Kopf. »Kunst
aus dem Automaten. Und das in der Eifel.«
    »Da bist du erstaunt, nicht wahr? Auch hier findest du kreative
Köpfe.«
    »Ist bestimmt nur Tarnung.«
    »Tarnung?«
    »Vermutlich kann man da Flachmänner ziehen. Ich kann mir das richtig
gut vorstellen. He, Schatz«, sagte Welscher mit veränderter Stimme, »ich gehe
mal zum Automaten und hole mir etwas Kunst . – Aber
sicher, mach das, Männchen. Dass du dich dafür interessierst, freut mich. Ist
doch viel schöner, als immer nur an der Theke zu stehen und Schnaps zu kippen.«
Er lachte leise.
    »Idiot.«
    Hinter ihnen quietschte die Türangel. »Sie wünschen?«
    Synchron drehten die beiden sich um. »Herr Hartmann?«, fragte
Welscher.
    »Höchstpersönlich«, antwortete der kleine Mann mit schütteren grauen
Haaren. Er trug ein grün-weiß kariertes Hemd, eine Cordhose und eine
Lederschürze. Sein Lächeln war offen und freundlich, die

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