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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Pfarrer Beinlich und
stand auf. Er wies nach links. »Sie können hier um das Gebäude rum zur Straße.
Erspart Ihnen die Türen.«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich noch einen Moment sitzen
bleibe?«, fragte Fischbach. »Ich möchte ein wenig meine Gedanken sammeln.«
    »Aber gerne doch«, erwiderte Pfarrer Beinlich erfreut. »Ich werde
Ihnen gleich noch einen Kaffee bringen lassen.« Mit großen Schritten stürmte er
davon.
    Fischbach schmunzelte. Die Manchesterbotz des Pfarrers hatte auch
einen Riss am Hinterteil.
    ***
    Welscher tippte die Nummer von Veronika Kramanns Freundin
im Allgäu ins Telefon. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag die
Verbindungsübersicht von Kramanns Anschluss, den sie bei einem Mordfall
routinemäßig anforderten. Bianca Willms hatte ihm das Papier vor gut einer
halben Stunde in die Hand gedrückt. Fein säuberlich hatte sie die Namen, die
sich hinter den Nummern verbargen, daneben geschrieben.
    Während er wartete, überflog er ein weiteres Mal die wenigen Zeilen.
Viele Gespräche hatte Veronika Kramann nicht geführt. Einige Male hatte sie mit
ihrer Schwester gesprochen, auch die Nummer der Tochter tauchte zweimal auf.
Die Allgäuer Telefonnummer stach als einziger Exot aus den Vorwahlen heraus.
    »Klinkhammer.«
    Kräftige Stimme, stellte Welscher fest. »Frau Agnes Klinkhammer?«
    »Ja?« Es kam zögerlich. »Wer ist denn da?«
    Er holte tief Luft. Jetzt galt es, zunächst die traurige Nachricht
zu überbringen, bevor er mit seinen Fragen loslegen konnte. »Oberkommissar
Welscher, Kriminalpolizei Euskirchen. Frau Klinkhammer, ich muss Ihnen leider
eine traurige Mitteilung machen.« So schonend wie möglich berichtete er vom
Mord an Veronika Kramann und ließ Agnes Klinkhammer dann etwas Zeit, die
Schreckensnachricht zu verdauen.
    »Ich kann es nicht fassen«, wisperte sie. Das Kraftvolle in ihrer
Stimme hatte sich verflüchtigt. Jetzt hörte sie sich an wie ein verstörtes
Kind. »Das ist kein Scherz? Wenn es nämlich …«
    »Nein, bitte glauben Sie mir«, unterbrach Welscher sie. »Es ist kein
Scherz. Sie können gerne über die Zentrale zurückrufen. Dann wissen Sie, dass
ich wirklich Polizeibeamter bin.«
    Er hörte sie schwer atmen.
    »Danke, aber ich denke, ich glaube Ihnen einfach.« Sie sprach einen
Dialekt, den Welscher kaum verstehen konnte. Kein Bayerisch, so wie er es
kannte. Im Allgäu wurde wohl mit anderer Zunge gesprochen.
    »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Ja … natürlich. Aber ob ich helfen kann, weiß ich nicht.«
    Welscher überging den Einwand. »Wann haben Sie das letzte Mal mit
Ihrer Freundin telefoniert?«
    »Letzte Woche, warten Sie … es war am Mittwoch, ja, Mittwoch. Ich
gehe donnerstags immer einkaufen und hätte ansonsten schon alles für ihren
Besuch besorgt gehabt. Sie hatte sich für das Wochenende angekündigt. War dann
aber doch nicht nötig.«
    »Frau Kramann hat also am Mittwoch abgesagt?«
    »Ja, leider. Ich hatte mich so sehr auf das Wiedersehen gefreut.«
    »Hat sie einen Grund für die Absage genannt?« Jetzt wird es
spannend, dachte Welscher. Bisher hatte niemand eine Antwort darauf liefern
können.
    »Sie hat mich benutzt.« Sie klang eingeschnappt.
    »Benutzt?«
    »Ja. Veronika wollte mich gar nicht besuchen, zumindest nicht an dem
besagten Wochenende.«
    »Sondern?«
    »Na ja, sie erzählte mir etwas von einem Geist, der bei ihr
rumschleichen würde. Sie vermutete, dass jemand nach ihrem Geld sucht. Sie
wollte ihm eine Falle stellen. Die Idee ist ihr wohl spontan gekommen, als sie
ihre Reisepläne kundtat. Sie hat also abgesagt und mich gebeten, bei der Farce
mitzuspielen.«
    Welscher schüttelte den Kopf. Eine alte Frau auf Verbrecherjagd.
Hörte sich an wie Miss Marple.
    »Sie hat mich eingeschworen, niemandem davon zu erzählen«,
berichtete Agnes Klinkhammer weiter.
    »Sie sagten eben etwas von Geld.«
    »Richtig, Veronika traute keiner Bank.«
    Das hörte Welscher nicht zum ersten Mal. »Hat sie Ihnen gesagt,
warum nicht?«
    »Ich verstehe davon wenig.«
    »Bitte versuchen Sie es trotzdem.«
    Sie seufzte. »Einmal haben wir darüber gesprochen. Wir hatten eine
Flasche Wein geköpft, und die Stimmung war ausgelassen. Ich hatte erst gar
nicht so richtig zugehört. Es ging um eine Blase, die wohl geplatzt war, bei
der sie aber rechtzeitig alles Geld abgehoben hatte, obwohl alle Berater ihr
zugeflüstert hatten, sie würde einen Riesenfehler begehen.«
    »Hat sie erwähnt, wo sie das Geld versteckt?«
    Sie lachte traurig.

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