Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
Vom Netzwerk:
nicht mehr los. « Er sah auf und faltete den Brief zusammen.
»Den nehme ich mit, Herr Hartmann, ein anonymer Drohbrief interessiert uns
sehr. Ist der von Ihnen?«
    Wie ein Gummiball sprang Hartmanns Adamsapfel auf und ab. »Äh …
nein«, krächzte er.
    »Von wem ist er dann?«
    »Weiß ich nicht.« Hartmann sah zu Boden. Seine Ohren leuchteten rot
wie Bremslichter.
    »Erzählen Sie mir keinen Mist«, fuhr Fischbach ihn scharf an. »Ich
frage Sie nur noch einmal: Von wem ist der Brief?«
    Hartmann hob langsam die Schultern. Er stand da, als hätte er sich
gerade eine eingefangen. »Von meiner Nichte«, sagte er rau.
    »Aha. Schon besser. Und wer ist Ihre Nichte?«
    »Sylvia.«
    »Und weiter?«
    »Sylvia Neuroth.«
    »Bitte?« Fischbach riss erstaunt die Augen auf. »Die weiße Hexe?«
    »Ja«, bestätigte er kleinlaut.
    »Das verstehe ich jetzt nicht. Sie selbst haben uns doch auf ihre
Spur gebracht. Warum belasten Sie eine Familienangehörige?«
    »Ich habe gedacht, Sie kommen sowieso dahinter. Von ihrem Streit mit
Vrönn wusste schließlich die halbe Eifel. Außerdem hatte ich gehofft, dass sie
dadurch zur Vernunft kommen und es mit ihrem weißen Mummenschanz nicht so
übertreiben würde.«
    »Und jetzt stecken Sie Ihre Finger in fremde Briefkästen, weil …«
    »Sie hat mich eben angerufen«, sprudelte es aus Hartmann heraus.
»Sie hatte den Brief am Samstag aufgegeben. Jetzt hat sie Sorge, der Brief
könnte missverstanden werden, also, äh«, er wies auf Veronika Kramanns Haustür,
»in Zusammenhang mit dem Mord.«
    »Damit liegt Ihre Nichte aber goldrichtig«, bestätigte Fischbach und
steckte den Brief in die Innentasche seiner Lederjacke. »Sie halten sich bitte
weiter zu unserer Verfügung.«
    Ängstlich blickte Hartmann auf. »Sie nehmen mich nicht mit?«
    Ohne darauf einzugehen, fragte Fischbach: »Ist Ihre Nichte zu
Hause?«
    »Sie erwartet meinen Anruf«, sagte Hartmann verlegen.
    »Verschwinden Sie. Und nur ein Ton zu Ihrer Nichte, und das
Sonnenlicht wirft demnächst Streifen in Ihren Aufenthaltsort. Verstanden?«
    »Kein Wort, verstehe«, murmelte Hartmann und lief wie ein
geprügelter Hund davon.
    Fischbach zog sein Handy aus der Hosentasche. Die Suppe musste
warten.

DREIZEHN
    »Sie schon wieder«, sagte Sylvia Neuroth abweisend, als
sie Fischbach die Tür öffnete. Heute trug sie Jeans und eine weite Bluse. Sie
wirkte nicht mehr wie eine strahlend weiße Hexe, sondern wie eine Frau, die zu
spät ins Bett gekommen war und verschlafen hatte.
    Kimama schob sich an ihrem Frauchen vorbei und sprang freudig an
Fischbach hoch. Der wuselte ihr einige Male über den Kopf. »Ich habe gerade
Ihren Onkel getroffen«, erklärte er wie nebenbei, musterte sie jedoch
aufmerksam.
    Sie stutzte, ihr Blick flackerte kurz. »Onkel? Verstehe nicht.«
    Während er Kimama den Rücken streichelte, zog er mit der freien Hand
den Brief heraus und hielt ihn hoch. »Darüber sollten wir reden.«
    Ärgerlich presste sie die Lippen aufeinander. »So ein Doofkopp.
Bekommt die einfachsten Dinge nicht hin.« Sie nahm eine Jacke und eine
Hundeleine vom Garderobenhaken und schloss die Tür hinter sich. »Kimama muss
sowieso Gassi.« Nachdem sie Kimama angeleint hatte, drückte sie Fischbach die
Schlaufe in die Hand. »Sie mag Sie.«
    Fischbach verspürte kein Bedürfnis auf einen Spaziergang, doch die
Hündin zog bereits wild an der Leine, sodass er sich automatisch in Bewegung
setzte.
    »Es war ein Spaß … nein, mehr ein übler Scherz, das gebe ich ja zu«,
erklärte Sylvia Neuroth mit Blick auf den Brief, den Fischbach immer noch in
der Hand hielt. »Ich war halt so wütend auf die Alte. Ich hätte ihr den Hals
umdrehen …« Sie blieb stehen. »Vergessen Sie das. Ist mir so rausgerutscht.«
    Fischbach kämpfte mit Kimama, die längs des Asphalts von links nach
rechts durch das Bankett huschte und schnüffelte. Er spürte bereits den Schweiß
auf seinem Rücken. »Sie wissen schon, dass Sie sich mit dieser Aktion selbst an
die Spitze unserer Verdächtigenliste katapultiert haben«, sagte Fischbach. »Ich
überlege gerade, Sie vorläufig festzunehmen.«
    Höhnisch lachte Sylvia Neuroth auf. »Wir wissen doch beide, dass ich
im Handumdrehen wieder draußen wäre.«
    »Was macht Sie da so sicher?«
    »Der Brief beweist doch gar nichts«, erklärte sie. »Außer
vielleicht, dass ich mit der Kramann im Clinch lag.«
    »Ein wenig mehr kann man aus der Sache schon herauslesen. Zum
Beispiel sind Sie unseres Wissens bisher die

Weitere Kostenlose Bücher