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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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eine Drohung, nach wenigen Minuten befreite der
Heiler sie wieder aus ihrer Erstarrung. Es hatte ausgereicht, um ihr einen
Schreck einzujagen.«
    Fischbach lief es kalt den Rücken runter. Wie sollte man einem
solchen Menschen begegnen? Bei jedem Satz lief man Gefahr, mit einem Fluch belegt
zu werden. Wie mächtig musste sich jemand mit dieser Gabe fühlen? Er stellte
sich vor, wie er einen Verdächtigen so lange auf den Vernehmungsstuhl bannte,
bis dieser heulend um Gnade flehte. Er schmunzelte.
    »Was ist daran so spaßig?«, fragte Pfarrer Beinlich.
    Röte schoss Fischbach ins Gesicht. »Ach, ähm, nichts. Ist Ihnen die
weiße Hexe aus Kronenburgerhütte ein Begriff?«, lenkte er ab.
    Beinlich schnaubte abfällig. »Ja, die kenne ich. Das ist jetzt aber
eine ganz andere Kategorie. Hat auch nichts mit den Geschichten zu schaffen,
die ich Ihnen eben berichtet habe. Alles Scharlatanerie, absoluter Blödsinn,
geprägt durch Irrglauben.«
    Ein Schwarm Vögel zog kreischend über der Spitze des Kirchenturms
hinweg.
    »Das müssen Sie mir jetzt aber erklären«, forderte Fischbach ihn
auf. »Was unterscheidet die Magie der weißen Hexe von den Heilkräften einer
Veronika Kramann?«
    »Gott spielt dabei nur selten eine Rolle, so einfach ist das. Tarot,
Mondphasen, Runen, Kristallkugeln und so ein Zeug bestimmen die weiße Magie. Für
mich ist das weiter nichts als Handwerkszeug, das Unwissenheit kaschieren soll.
Oder anders ausgedrückt: Damit machen sich die Magier wichtig und lenken so von
ihren nicht vorhandenen Fähigkeiten ab. Ist ja alles auch nicht nachprüfbar. So
etwas kann ich nicht gutheißen.«
    »Kennen Sie denn keinen, der …«
    »Nein, niemanden«, unterbrach ihn Pfarrer Beinlich brüsk. »Alles
Schwätzer.«
    Glasklar, dachte Fischbach. Zumindest brauchte er bei Pfarrer
Beinlichs Antworten nicht orakeln.
    »Sie schmunzeln ja schon wieder«, bemerkte Pfarrer Beinlich. »So
langsam befürchte ich, dass ich der Quell Ihrer guten Laune bin.«
    Fischbachs Ohren fühlten sich augenblicklich heiß an. »Es ist nicht
so … nein, keine Sorge«, stammelte er, »ich habe schon mal … seltsame
Gedankengänge.«
    »Vermutlich müssen Sie das auch«, sagte Pfarrer Beinlich und
zwinkerte Fischbach zu. Seine gute Laune schien ihn wieder eingeholt zu haben.
    »Die weiße Hexe …«
    »Sylvia Neuroth. Nennen Sie das verwirrte Kind ruhig beim Namen.«
    »Okay, das macht es einfacher. Sylvia Neuroth hatte Streit mit
Veronika Kramann. Wussten Sie davon?«
    »Vrönn hat es mir erzählt.«
    »Was denken Sie? Könnte er eskaliert sein?«
    Wieder strich Pfarrer Beinlich nachdenklich über seine Glatze.
    Vermutlich ist das der Grund für das fast haarlose Haupt, dachte
Fischbach amüsiert und unterdrückte in letzter Sekunde ein Lächeln.
    »Tatsächlich hatte ich, als Sie mich eingangs fragten, ob ich
jemanden wüsste, der Vrönn an den Kragen wollte, an die Hexe gedacht. Ob sie in
der Lage wäre, einen Menschen zu töten. Ich habe das allerdings schnell wieder
verworfen.«
    »Warum?«
    »Sie ist eine Frau.«
    Fischbach stutzte. »Na und?«
    Pfarrer Beinlich zog spöttisch einen Mundwinkel nach oben. »Frauen
morden anders, ist es nicht so? Nach dem, was ich gehört habe …« Er brach ab
und schluckte heftig. »Ich habe gehört, es war ein Massaker.«
    »Und Sie können sich nicht vorstellen, dass eine Frau so etwas
anrichten könnte.«
    »Genau.«
    »Es gab solche Mordfälle in der Vergangenheit.«
    »Trotzdem.«
    Fischbach teilte die Einschätzung des Pfarrers nicht. Dass eine Frau
bei einem Mord ein Blutbad anrichtete, war zwar statistisch unwahrscheinlicher,
aber nicht auszuschließen. »Es wäre freundlich von Ihnen, wenn Sie ganz offen
mit mir sprechen würden. Urteilen Sie bitte nicht für mich. Überlassen Sie das
der Polizei. Fällt Ihnen außer Frau Neuroth sonst noch jemand ein, der mit Frau
Kramann Streit hatte?«
    Pfarrer Beinlich lehnte sich zurück. Fischbach ließ ihm Zeit. Die
Sonne wärmte angenehm. In seiner Lederjacke störte ihn auch nicht der Wind, der
böig um die Kirche strich.
    »Nein, niemand«, sagte Pfarrer Beinlich schließlich.
    Ernst musterte Fischbach ihn.
    »Wirklich nicht, ehrlich.« Pfarrer Beinlich lachte. »Schauen Sie
nicht so streng. Mir fällt wirklich niemand mehr ein.«
    »Okay, ich wollte nur sichergehen.« Fischbach schubste eine
vorwitzige Spinne von seinem Hosenbein. »Ich darf sicher wiederkommen, wenn mir
noch etwas einfällt.«
    »Selbstverständlich, jederzeit«, versicherte

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